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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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einem Ständer gegenüber der Tür hockte.
    Erst als er die Tür zugeschlagen und einen schweren Balken als Riegel eingelegt hatte, ließ der Uralte Jan los.
    »Arcanum splendidum , Arcanum splendidum …«, murmelte er in seinem halb unverständlichen Gebrabbel.
    »So viel, dass es für ein Bild reicht! Am besten zwei Tiegel davon«, setzte Jan hinzu.

    Der Alchemist drehte sich zu ihm um. Sein Gesicht zeigte die reinste Verblüffung.
    »A’a’um’lendi’um! Fü’n Bi’d?« Dann musste er herzhaft lachen und gleichzeitig hielt er sich die Hand vor den Mund. Schließlich wurden sie verfolgt und sollten keinen Lärm machen. »Da hat di’ de’n Meista aba’n Bärn au’geb’ndn!« Er schüttelte nur heftig den Kopf. Dann suchte er weiter. Er lief die Wand ab und blieb vor einem Regalteil stehen, in dem lauter kleine Tiegel standen. Jeder war mit einem Zettel versehen, der an einem kleinen Faden hing. Diese Schnur wiederum war in das Verschlusswachs des Tiegels eingedrückt worden.
    Der Uralte deutete plötzlich auf eine der obersten Regalreihen: »Do’t sin’s. Sie’s’ du s’e? In der obersten Reihe, die kleinen bauchigen Gefäße?«
    Auf dem obersten Regalbrett standen etwa zwölf oder dreizehn bauchige Tiegel mit schmalen Zetteln an grauen Zwirnfäden, von denen jeder das Arcanum splendidum hätte enthalten können. Jan nickte dennoch.
    »Wenn du es haben willst, musst du es holen!«, erklärte der Alchemist. Jan waren bereits die weißen Rillen aufgefallen, die sich rundum vor dem Regal hinzogen. Jetzt wusste er, was sie zu bedeuten hatten. Es waren die Spuren einer Leiter, die darin lief und die sich etwa auf halber Höhe des Regals auf eine Schiene stützte.
    Der Uralte stemmte sich unter die Leiter und schob sie zu dem Regal, das ganz oben das Arcanum splendidum beherbergen sollte. »Hoch jetzt, und zwar schnell.« Der Alchemist murmelte noch weitere kurze Sätze wie: »Für ein Bild? Lächerlich. Was für ein Unsinn! Frösche springen und malen nicht.«
    Als hätte das Wesen im Gang ihre Eile vernommen, brüllte es markerschütternd dreistimmig. Dann krachte
es gegen die Eichentür und versuchte, in die Alchemistenküche einzudringen. Die Eichentür zitterte vom Dagegen-Anrennen, doch sie hielt stand. Jan beeilte sich, die Stufen hinaufzukommen. Ihm gefiel der Gedanke nicht, oben auf der Leiter zu stehen, während er nach dem Arcanum splendidum langte. Wenn es dem Dämonenvieh gelang, in die Küche zu kommen, würde er ihm mundgerecht in eines seiner drei Mäuler fallen. Doch er hatte seinem Meister versprochen, das Arcanum splendidum zu holen und rechtzeitig zurück zu sein.
    Von hier oben sah der Raum noch schmutziger und verwahrloster aus, als er ohnehin war. Man sah nämlich auf den Staub hinunter, der beinahe alle Gefäße und Flaschen bedeckte. Von hier oben sah es aus, als lägen die Regale im Nebeldunst.
    Endlich hatte er die oberste Reihe erreicht. Erst jetzt entdeckte Jan, dass die Tür nicht der einzige Zugang zu diesem Raum war. Hinter der obersten Regalreihe fanden sich zwei Fensteröffnungen, durch die von oben ein schwacher Lichtschein blinzelte. Vermutlich lagen sie unter dem Bodenniveau und das Licht fiel durch Schächte herein.
    Wenn Jan sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte er die vordersten Tiegel gerade erreichen. Er nahm das nächstbeste bauchige Gefäß und las das Etikett: »Lurchschleim!« Darunter stand ein lateinischer Name und darunter wieder ein Name: »Magister Gremlin!«
    »Du Tölpel!«, hörte er den Magister fluchen. »Keine Namen!« Gleichzeitig splitterte das Holz der Eichentür, als wäre ein Zauber aufgehoben worden, der sie bis jetzt geschützt hatte. Fetzen flogen in den Raum, warfen den Alambic in der Mitte um und zerschlugen einige der Töpfe, denen ein süßlicher Duft entströmte.
    Endlich begriff Jan. Mit der Nennung des Namens hatte
er das Wesen nicht nur auf ihre Fährte geführt, sondern ihm gleichzeitig ermöglicht, die Zaubersprüche des Magisters zu umgehen, die es hätten abhalten sollen. Aber für Reue war es jetzt zu spät.
    Das Wesen zwängte sich durch die entstandene Öffnung, zerschmetterte mit seinen Pranken den schweren Eichenriegel und stand mit drei um sich schnappenden Kiefern im Raum. Ein durchdringender Brülldreiklang markierte seine Ankunft.
    »Hau ab!«, schrie der Alchemist – und Jan war sich nicht sofort im Klaren, ob er damit das Wesen oder ihn gemeint hatte. »Nimm zwei Tiegel mit. Zwei. Hörst du? Zwei!«
    Bislang

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