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Haus der roten Dämonen

Titel: Haus der roten Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Dempf
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schien der dreiköpfige Leu ihn nicht bemerkt zu haben. Er schlich um Meister Gremlin herum, der unentwegt auf ihn einredete. Plötzlich hielt er einen Zauberstab in der Hand, der in einem blauen Feuer schimmerte und sirrte. Der Leu drehte zwei seiner Köpfe weg und wich zurück, als würde er eine Gefahr wittern, die von dem Mann vor ihm ausging.
    Jan wusste nicht, was er tun sollte. Weiter nach dem Pulver suchen oder hinuntersteigen und Meister Gremlin zu Hilfe eilen.
    »Wenn ich dort oben stehen würde«, schrie der Alchemist plötzlich, und diesmal gab es keinen Zweifel darüber, wen er meinte, »würde ich durch eine der Öffnungen verschwinden. Und zwar mit dem Pulver!«
    Das war deutlich genug. Jan überlegte fieberhaft. Wie sollte er das anstellen? Er würde mindestens zwei Regalreihen ohne Leiter hochsteigen müssen, um eine der Fensteröffnungen zu erreichen. Dabei würde er gewiss den Inhalt der Regale ausräumen, zu Boden werfen und damit die Aufmerksamkeit des Löwen auf sich lenken.
    Noch während Jan sich Gedanken machte, sprang der
Leu. Meister Gremlin hatte nicht den Hauch einer Chance. Ein Prankenhieb fetzte ihm den Zauberstab aus der Hand, dessen blaue Funken durch den Raum stoben. Damit war er hilflos. Er selbst wurde mit Wucht gegen das Regal geschleudert und ein Regen von Tiegeln und Schüsseln prasselte auf den Steinfußboden herab, dass es nur so schäumte und schmatzte und zischte. Gelblicher Rauch stieg auf und vernebelte den Raum. Das rettete ihm das Leben. Der Leu zuckte zurück, musste niesen und der Magister konnte sich aufrappeln.
    Der Alchemist wurde von dem Leu verfolgt. Immer wieder schlug und schnappte das Wesen nach ihm, oder der Stachelschwanz peitschte furchterregend durch die Luft, doch der Alchemist wich geschickt wie ein junger Bursche aus.
    Das war Jans Gelegenheit. Mit einem Satz war er am Regal und zog sich senkrecht die zwei Böden weit nach oben. Wenige Augenblicke später stand er auf dem obersten Regalboden, kletterte durch eines der Fenster und in den Lichtschacht dahinter hinein. Jan stellte fest, dass innen steinerne Trittziegel eingemauert waren. Unter ihm schwamm alles in einer gelblichen, übel riechenden Suppe. Meister Gremlin und das furchtbare Wesen waren darin regelrecht eingetaucht. Jan überlegte hin und her, ob er nicht doch hinuntersteigen sollte, um dem Magister beizustehen. Doch dann siegte sein Überlebenswille. Die drei Köpfe tauchten aus der Suppe unter ihm auf. Eine Pranke hieb nach ihm, und Jan vermutete, dass der Alchemist den Angriff nicht überlebt hatte. Mit wenigen entschlossenen Steigschritten kletterte er im Schacht empor – und erinnerte sich plötzlich mit Schrecken daran, dass er etwas vergessen hatte: das Arcanum splendidum .
    Er hielt inne, lauschte. Die Kreatur stieg ihm nicht nach.
Langsam ließ er sich wieder hinab. Wenn das Wesen jetzt nach seinen Beinen griff, war er verloren. Er ging in die Hocke und spähte durch das Fenster in den Raum unter sich. Der Nebel hatte sich verdichtet, waberte in schweren Schwaden immer höher und wirbelte umeinander wie ein Strudel. Offenbar wurde er von den Bewegungen des Leu darunter umgetrieben. Die letzte Regalreihe war noch zu sehen und Jan suchte mit den Augen die Etiketten ab. Leider standen die Tiegel so, dass die Schrift von ihm weg zeigte. Sie mussten ja auch von der anderen Seite her gesehen werden.
    Endlich entdeckte er ein Gefäß, das so nahe am Rand stand, dass es über den Rand zu kippen drohte. Vermutlich hatte er es bei seinem wilden Aufstieg in diese Position gebracht. Das beigefügte Etikett stand verdreht in der Luft und Jan konnte »Arca. splen.« lesen. Wenn das nicht sein Arcanum splendidum war! Daneben standen noch einmal zwei Gefäße in derselben Größe. In seinem Kopf klang die Stimme des Alchemisten nach: »Nimm zwei!«
    Er lauschte in den übel riechenden Nebel hinein, ob er bestimmen konnte, wo sich der Leu befand. Er hörte buchstäblich nichts, wenn man vom unablässigen Zischen der miteinander reagierenden Flüssigkeiten und Pulver absah, sogar die gelegentlichen Tatzenhiebe waren verstummt, mit denen das Vieh die Einrichtung zertrümmert hatte. Vielleicht war der Nebel giftig und das Dämonenvieh taumelte nahe der Bewusstlosigkeit über den Steinboden.
    Alles Spekulieren half nichts. Er musste die zwei Schritte zum Regal gehen, ruhig nach vorne greifen, um das Gefäß nicht hinunterzustoßen, und wieder verschwinden.
    Er atmete tief ein, dann ging alles sehr

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