Haus der Sonne
dem Gebietsleiter von Renraku ›Kontakt aufnehmen‹ zusehen, wie er umgelegt wird, und dann den Rest meines kurzen Lebens damit verbringen, auch noch vor den Roten Samurai wegzulaufen? Keine Chance.«
»Das ist bedauerlich«, sagte er traurig. »Wirklich bedauerlich. Wenn das Ihr letztes Wort ist...«
»Das ist es.«
»...Dann ist Ihr Tod unvermeidlich. Gefolgt vom Tod anderer - vielleicht vieler anderer. Aber...«
Er ließ den Gedanken in der Luft hängen wie einen Köder vor der Nase eines Fisches. Ich haßte mich dafür, aber ich wollte dieses ›aber‹ hören.
»Aber«, fuhr Barnard zögernd fort, »falls Sie mir in dieser Angelegenheit helfen, wären Sie in der Lage, den Aufruhr zu besänftigen, den all das verursacht hat. Sie würden das Leben unzähliger anderer retten. Und nebenbei stünden Sie unter dem Schutz jener, die herauszufordern sich selbst die Yakuza-Soldaten zweimal überlegen würden. Sobald sich die Lage beruhigt hat, ist es kein Problem - absolut kein Problem -, sie von den Inseln zu ... evakuieren und zu einem Ort Ihrer Wahl zu bringen. Und das, wie ich hinzufügen möchte, mit der Dankbarkeit Yamatetsus, die sich in finanzieller und anderer Hinsicht äußern würde.«
Drek, ich wußte, ich hing am Haken, und wußte, daß Barnard es wußte. Eigentlich blieb mir keine Wahl, oder? »Stirb sofort, oder komm vielleicht mit heiler Haut aus der Sache heraus.« Alles in allem irgendwie keine so schwierige Entscheidung, neh?
Ich seufzte resigniert. »Mit wem soll ich Kontakt aufnehmen?«
»Mit einem Herrn namens Gordon Ho.«
Das mußte ich erst einmal verarbeiten. »Mit Gordon Ho? Mit König Kamehameha, dem Fünften? Dem verdammten Ali'i? Was, zum Teufel, fällt ihnen ein? Jesus!«
Barnard beobachtete mich gelassen, während ich mich langsam wieder beruhigte. »Genau den meine ich.«
»Warum verlangen Sie nicht einfach von mir, daß ich Dunkelzahn eine verdammte Pizza oder was bringe?«
»Ich verstehe Ihre Reaktion«, sagte Barnard gelassen, »aber Sie müssen auch die Bedeutung von alledem verstehen. Es ist wichtig - ungeheuer wichtig -, dem Ali'i zu versichern, daß die Konzerne mit dem Attentat auf Ekei Tokudaiji nichts zu tun haben. Was der Wahrheit entspricht.«
»Rufen Sie ihn doch einfach an, um Himmels willen.«
»Unmöglich«, konterte Barnard. Seine Stimme war völlig ruhig und kontrolliert, und in diesem Augenblick haßte ich ihn dafür.
»Warum? Drek, Barnard, Sie sind Yamatetsu, bei allen Geistern. Wie viele Komm-Satelliten besitzt Yamatetsu? Schicken Sie ihm eine verschlüsselte Nachricht...«
Er unterbrach mich wiederum. »Unmöglich«, wiederholte er. »Tatsächlich sogar aus mehreren Gründen. Der erste ist der, daß mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Treffen von Angesicht zu Angesicht erforderlich sein wird, um seine Zweifel zu beseitigen.«
»Dann treffen Sie sich doch mit ihm!«
Barnard kicherte. »Ich wünschte, ich könnte, wirklich. Ich bin Gordon Ho schon mehrfach begegnet - er und mein Sohn sind gemeinsam auf die Universität gegangen -, und ich würde es begrüßen, wenn ich die Möglichkeit hätte, mich wieder einmal mit ihm zu unterhalten.« Das mußte ich erst einmal verdauen. Ich hatte nicht einmal gewußt, daß Barnard einen Sohn hatte, konnte mir nicht vorstellen, daß er etwas so Normales tat, wie Kinder in die Welt zu setzen. »Aber leider ist die politische Situation augenblicklich so, daß sich ein hochrangiger Konzern-Exec keinen Besuch beim Ali'i des Königreichs von Hawai'i leisten kann. Was wissen Sie über die politische Situation auf den Inseln?«
»Ich hatte andere Dinge im Kopf, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist«, stellte ich trocken fest.
Der Pinkel kicherte erneut. »Vermutlich.« Er hielt kurz inne. »Aber Sie wissen, wie Gordon Hos Vater - Dan-forth Ho, König Kamehameha IV. - den Thron bestiegen hat?«
Ich glaubte zu wissen, worauf er hinaus wollte. »Unter anderem durch Abmachungen mit den Mega-konzernen.«
»Korrekt. Viele von Danforths Ratgebern sprachen sich gegen Abmachungen mit den... den Konzern- Teufeln aus. Anfangs waren sie völlig außer sich, als Ho die Abmachungen traf. Und sie waren geradezu aus dem Häuschen, als er nach der Abspaltung zu diesen Abmachungen stand.
Haben Sie von der Na Kama'aina gehört?«
»Natürlich. Ich bin noch nicht völlig hirntot.«
»Das habe ich auch nie geglaubt«, sagte Barnard schmeichlerisch. »Dann werden Sie auch wissen, daß es immer noch eine große
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