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Haus der Sünde

Haus der Sünde

Titel: Haus der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Costa
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jemandem besessen zu sein, war gefährlich. Sie wollte ihr Leben nicht ganz und gar auf ihn ausrichten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte sie leichthin, als sie zu ihm trat. Er sollte auf keinen Fall sehen, welche Panik sie noch vor wenigen Sekunden ergriffen hatte.
    »Ja, mir geht es gut … danke«, sagte Paul, richtete sich auf und wandte sich zu ihr. Sein Lächeln hatte etwas jungenhaft Draufgängerisches. »Und dir?«, wollte er wissen, wobei es in seinen Augen schon wieder gefährlich frech funkelte.
    »Mir geht es auch gut.« Sie erwiderte seinen Blick und stand für einige Sekunden mit den Armen in die Hüften gestemmt da, um ihn herausfordernd anzuschauen. Es war zwar keine Antipathie, die sie in diesem Moment für ihn verspürte, und auch die Stimmung, die von ihm ausging, wirkte nicht feindselig, aber auf einmal herrschte eine leicht angespannte Stimmung, die allerdings auch etwas Aufregendes besaß.
    »Ich habe uns was Kaltes zum Trinken gemacht«, sagte sie und wandte sich dem Wintergarten zu, wobei sie deutlich spürte, wie Paul sie beobachtete. »Diesmal also leider keinen Tee. Ich wollte mal was anderes.« Sie ging voran und spürte, dass er ihr folgte, obwohl seine Schritte auf dem Gras kaum zu vernehmen waren.
    »Hm, sieht lecker aus«, sagte Paul, als sie neben dem Tablett mit der Karaffe, den Gläsern und zwei Schälchen mit Knabberkram, die sie noch rasch hinzugestellt hatte, angekommen waren. Claudia verspürte auf einmal richtigen Hunger.
    »Aber wir könnten es dort drüben trinken, meinst du nicht?«, schlug er vor und nickte in Richtung einer Gruppe von weißen Metallstühlen und einem Tisch, die sich am anderen Ende des Gartens befanden. Noch ehe sie antwortete, nahm er bereits das Tablett und machte sich auf den Weg.

    »Natürlich«, erwiderte Claudia, die sich ärgerte, dass Paul plötzlich wieder die Dinge in die Hand nahm. Für jemanden, der hier der Gast war, besaß er eine erstaunliche Fähigkeit, all das zu bekommen, was er wollte. Claudia wäre bestimmt nicht so dreist gewesen, hätte sie sich in einer ähnlichen Situation befunden.
    Doch als sie sich niedergelassen und ihm ein Glas des kalten Getränks eingeschenkt hatte, musste sie doch zugeben, dass es genau der richtige Ort war, um es sich gut gehen zu lassen. Es war bereits spät am Nachmittag, und obgleich die Sonne noch schien, stand sie bereits ziemlich tief am Horizont. Die Luft war warm und still.
    »Herrlich«, sagte Paul und schloss genießerisch die Augen, während er den Saft aus einem Strohhalm trank, den Claudia in die Gläser gestellt hatte. Die Strohhalme waren gestreift und schienen die Stimmung eines plötzlichen, unerwarteten Urlaubs auszudrücken.
    Sie antwortete nicht, sondern beobachtete ihn eine Weile, während er die Saft-Limonaden-Mischung gierig trank. Zwischendurch reckte er sein langes, blasses Gesicht der untergehenden Sonne entgegen. Er sah für einen Mann in seiner Lage eigentlich viel zu zufrieden aus, doch trotz der Bedenken, die diese Überlegung erneut in Claudia auslöste, machte sein Anblick auch sie glücklich. Sie entschloss sich, vorläufig keine Fragen zu stellen.
    »Während du in der Küche warst, habe ich ein Eichhörnchen gesehen«, sagte Paul nach einer Weile. Er stellte das Glas ab, richtete sich auf und zeigte auf eine der Buchen, die sich unten am Zaun befanden. »Es hoppelte plötzlich durch das Gras, als würde es sich hier ganz zu Hause fühlen, und kletterte dann auf den Baum da drüben.«
    »Ja, wir haben hier viele Eichhörnchen. Schließlich befinden wir uns in der Nähe des Waldes.«

    »Wir?«, fragte Paul, dessen blaue Augen sich plötzlich auf ihr Gesicht richteten.
    »Macht der Gewohnheit«, sagte Claudia, stellte ihr Glas ab und fragte sich, ob sie es sich noch einmal voll schenken sollte. Aber für den Moment fühlte sie sich eigentlich zu faul, um überhaupt irgendetwas zu tun.
    »Denkst du eigentlich die ganze Zeit an ihn?«, erkundigte sich Paul, nahm sein Glas wieder auf und begann mit dem Strohhalm zu spielen. »Er muss dir sehr fehlen.«
    »Das tut er … Und auch wieder nicht«, antwortete Claudia. »Das heißt, ich denke nicht die ganze Zeit an ihn. Nicht mehr.« Und vor allem nicht jetzt, dachte sie. »Aber er fehlt mir schon sehr. Wir haben ein schönes Leben miteinander verbracht. Er war zwar viel älter als ich, aber das hat überhaupt nichts ausgemacht. Wenn du weißt, was ich meine?« Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu, während sie sich doch

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