Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
dann an Claire. »Was zum Henker macht sie da?«
»Spaghetti.« Eigentlich machte Claire das meiste, aber sie beschloss, das nicht zu erwähnen. »Ähm, wegen deinem Dad – glaubst du, sie kriegen ihn?«
»Nein«, sagte Shane und stieß Eve, die am Herd stand, mit einem Hüftschwung aus dem Weg, um nach den Spaghetti zu sehen. »Morganville bietet viele Verstecke. Das ist vor allem für die Vamps von Vorteil, aber für ihn auch. Er wird untertauchen. Ich habe ihm Karten geschickt. Er wird wissen, wohin er gehen muss.«
»Vielleicht geht er einfach weg?« Eve klang hoffnungsvoll.
Shane zog eine Nudel aus dem Gewirr im Topf und drückte sie mit dem Löffel gegen das Metall. Sie wurde sauber durchtrennt.
»Nein«, sagte Shane noch einmal. »Er wird bestimmt nicht weggehen. Er kann sonst nirgendwohin. Er sagte immer, wenn er einmal die Grenze nach Morganville überschritten hätte, würde er nicht wieder gehen, bevor er es nicht erledigt hätte.«
»Du meinst, bevor die ihn nicht erledigt hätten.« Eve verschränkte die Arme, nicht als ob sie wütend wäre, sondern als würde sie frieren. »Shane, wenn er sich auch nur an einem Vampir vergreift, sind wir tot. Das ist dir klar, oder?«
Er nahm die Bierflasche und trank, wodurch er eine Antwort vermied. Er löschte die Gasflamme unter den Spagetti, nahm den Topf mit zur Spüle und goss die Spaghetti mithilfe des Topfdeckels ab. Wie ein richtiger Chefkoch oder so ähnlich.
Das war, wie Claire zugeben musste, so ziemlich absolut heiß – die Art und Weise, wie er sich so selbstbewusst bewegte. Sie kochte gern, aber er war so richtig professionell. Tatsache war, dass sie heute viel aufmerksamer beobachtet hatte, was Shane tat, wie er sich bewegte, wie seine Kleidung saß bzw. in diesem Fall nicht saß, da Shane seine Jeans locker und schlabberig trug, sodass sie in ihren Fantasien herunterrutschte. Was sie erröten ließ.
Sie konzentrierte sich darauf, die Schalen vom Schrank herunterzuholen. Vier nicht zusammenpassende Schalen, von denen zwei angeschlagen waren. Sie stellte sie auf die Theke, als Shane mit den Spaghetti zurückkehrte und sie verteilte. Eve schöpfte die Soße darauf.
Es sah tatsächlich ziemlich lecker aus. Claire nahm zwei der Schalen und trug sie ins Wohnzimmer, wo Michael seine Gitarre stimmte, als sei nichts passiert, als wäre ihm kein Messer ins Herz gerammt worden, als wäre er nicht hinausgeschleppt worden und – oh Gott, sie wollte diesen Gedanken gar nicht zu Ende denken.
Sie reichte ihm die Schale. Er legte seine Gitarre vorsichtig in den Koffer zurück. Irgendwie hatte das Instrument das ganze Chaos, das die letzten beiden Tage hier getobt hatte, unbeschadet überstanden. Er begann, Essen in sich hineinzuschaufeln, als Eve und Shane ebenfalls mit ihrem Abendessen hereinkamen. Eve hatte sich zwei gekühlte Wasserflaschen unter den Arm geklemmt. Sie warf eine davon Claire zu, während sie sich im Schneidersitz auf den Fußboden neben Michaels Knie setzte.
Shane ließ sich auf der Couch nieder und Claire nahm ebenfalls dort Platz. Ein paar Minuten lang sagte niemand etwas. Claire hatte eigentlich gar nicht bemerkt, dass sie hungrig war, aber in dem Moment, als die Soße ein Geschmacksfeuerwerk auf ihrer Zunge explodieren ließ, merkte sie, dass sie am Verhungern war. Sie konnte ihr Essen gar nicht schnell genug hinunterschlingen.
»In der Hölle schneit es heute«, sagte Shane. »Das ist ja tatsächlich essbar, Eve.«
Wieder verspürte Claire den Impuls, das Lob für sich einzufordern...und ließ es bleiben, da sie sonst hätte aufhören müssen, sich Pasta in den Mund zu stopfen.
»Claire«, sagte Eve. »Claire ist die Köchin, nicht ich. Ich habe nur, ihr wisst schon, die Aufsicht geführt.« Eine angenehme Welle aus Dankbarkeit und Überraschung durchflutete Claire.
»Siehst du? Ich hab’s doch gleich gewusst.«
Eve gab ihm einen Klaps und sog geräuschvoll einige Spaghetti ein.
Claire erreichte den Boden ihrer Schale als Erste – noch vor Michael und Shane – und lehnte sich mit einem Seufzer äußerster Zufriedenheit zurück. Nickerchen, dachte sie. Ich könnte jetzt ein Nickerchen vertragen.
»Leute«, sagte Michael. »Wir stecken noch immer in Schwierigkeiten. Das ist euch klar, oder?«
»Ja«, sagte Eve. »Aber jetzt stecken wir wenigstens satt in Schwierigkeiten.« Er ignorierte sie, abgesehen von einem winzigen, kurzen Lächeln, das um seinen Mund zuckte, dann fasste er Shane ins Auge. »Du musst mir alles
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