Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
dieses Hypnoseding gefahren wie Brandon. Oh, und eigentlich sollte sie ihm gar nicht in die Augen schauen. Das hatte sie ganz vergessen. Sam schien irgendwie, na ja, normal. Und eigentlich hatte er wunderschöne Augen.
Sam dachte darüber nach, was sie gesagt hatte, als wäre es ein ernst zu nehmendes Argument. »Nahrungskette«, bot er an.
»Was?«
»Na ja, aus der Sicht von Gemüse sind Menschen Parasiten und Massenmörder.«
Das... ergab auf sonderbare Art fast schon einen Sinn. Fast. »Ich bin doch keine Möhre. Was willst du überhaupt von mir. Abgesehen vom Offensichtlichen, meine ich.« Sie deutete Vampirzähne an, die sich in einen Hals senken.
Er sah ein wenig beschämt aus. »Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Kannst du Eve etwas von mir geben?«
Sie konnte sich kaum etwas vorstellen, das Eve weniger wollte als ein Geschenk von einem Vampir. »Nein«, sagte sie. »War es das? Kann ich jetzt gehen?«
»Warte! Es ist nichts Schlimmes, ich schwöre. Ich fand nur, dass es mit ihr immer lustig war. Ich vermisse sie, wenn ich hierherkomme. Sie hat das Café hier aufgeheitert.« Er fasste in seine Tasche und holte ein schwarzes Schächtelchen heraus, das er ihr reichte. Claire runzelte die Stirn, spielte einen Moment damit herum und ließ den Deckel aufschnappen. Nicht dass sie das was anginge, aber...
Es war eine Halskette. Eine schöne silberne mit einem schimmernden, sargförmigen Medaillon. Claire hob die Augen zu Sam, ermahnte sich selbst, das nicht zu tun, und konzentrierte sich auf eine Stelle auf seiner Brust. (Er hatte eine schöne Brust. Eigentlich richtig durchtrainiert). »Was ist drin?«
»Mach es auf«, sagte er und zuckte die Achseln. »Ich versuche nicht, etwas zu verbergen. Ich sagte dir doch, dass es nichts Gefährliches ist.«
Sie ließ den Deckel des Sarges aufschnappen. Darin befand sich die winzige Statue eines Mädchens mit über der Brust gekreuzten Armen. Unheimlich, aber auch irgendwie cool. Claire musste zugeben, dass Eve wahrscheinlich begeistert wäre.
»Schau mal, ich bin kein Stalker«, sagte Sam. »Wir sind einfach nur... Freunde. Sie ist dank Brandon, diesem Mistkerl, nicht gerade ein Vampir-Fan. Das habe ich auch schon mitgekriegt. Ich versuche nicht, sie anzumachen oder so. Ich dachte einfach, das könnte ihr gefallen.«
Sam passte in keine von Claires vor Kurzem eingerichteten Schubladen, die so neu waren, dass sie noch nach mentalen Sägespänen rochen. VAMPIRE, BÖSE, stand auf einer. Auf der anderen stand VAMPIRE, ABGRUNDTIEF BÖSE. Das waren so ziemlich die einzigen beiden Vampir-Schubladen, die es bei ihr gab.
Sie wusste nicht, wo sie ihn einordnen sollte. Sam sah einfach wie ein Typ mit traurigen Augen und einem süßen Lächeln aus, der ein wenig Sonne vertragen konnte. Ein ganz normaler Typ, bei dem sie wahrscheinlich Herzklopfen bekommen hätte, wenn sie ihn im Unterricht kennengelernt hätte.
Aber auf diese Weise kam er wahrscheinlich an seine Opfer, ermahnte sie sich. Sie ließ das Medaillon zuschnappen, schloss das Kästchen und schob es über den Tisch zu ihm zurück. »Sorry«, sagte sie. »Ich nehme nichts. Wenn du möchtest, dass sie es bekommt, musst du es ihr schon selber geben. Aber ich glaube nicht, dass sie jemals wieder hierherkommt.«
Sam sah bestürzt aus, aber er nahm das Kästchen und steckte es in die Tasche seiner Lederjacke. »Okay«, sagte er. »Danke, dass du mir zugehört hast. Kann ich dich um noch etwas bitten? Nicht um einen Gefallen, ich brauche nur eine Information.«
Sie war sich nicht sicher, aber sie nickte.
»Es geht um Amelie.« Sam senkte seine Stimme und sein Blick war auf einmal wütend und intensiv. Doch kein ganz normaler Typ. Das war es also, was er wirklich wollte, nicht nur das Geschenk für Eve. Das hier war persönlich . »Wie ich gehört habe, hast du mit ihr gesprochen. Wie geht es ihr? Wie hat sie auf dich gewirkt?«
»Warum?«
Er starrte sie weiterhin an. »Sie spricht nicht mehr mit mir. Niemand von ihnen tut das. Bei den anderen ist mir das gleichgültig, aber... ich mache mir Sorgen um sie.«
Claire konnte nicht fassen, was sie da hörte. Ein Vampir wollte, dass sie über seine Vampir-Queen auspackte? Das war ja wohl oberseltsam. »Ähm...es schien ihr gut zu gehen...Sie spricht nicht mehr mit dir? Warum nicht?«
»Ich weiß nicht«, sagte er und lehnte sich zurück. »Sie hat seit fünfzig Jahren plus minus ein paar Monaten nicht mit mir gesprochen. Und ganz egal, wie oft ich nachfrage, ich
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