Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
Summen in ihren Ohren und wäre fast ohnmächtig geworden, aber irgendwie gelang es ihr, nicht umzukippen.
»Oh, mein Gott«, flüsterte Eve und schlug beide Hände vor den Mund.
»Das ist Brandon«, sagte Claire und sah Oliver an. »Das ist Brandon, oder?« Denn das kalte weiße Gesicht sah nicht mehr menschlich aus und sie konnte es nicht mehr mit der lebenden Person – dem Vampir – in Verbindung bringen, vor dem sie sich so gefürchtet hatte. Der, der sie bedroht hatte, der sie nach Hause verfolgt hatte und der Eve und sie beinahe getötet hätte...
Oliver nickte. Er schlug den Samt, der Brandon vom Hals abwärts bedeckte, zurück und enthüllte schwarze, offene Wunden. Eine von ihnen qualmte noch immer. Claire roch den Geruch von gegartem Fleisch und dieses Mal gaben ihre Knie nach. Detective Hess erwischte sie am Arm und hielt sie aufrecht.
»Er wurde gefoltert«, sagte Oliver. Er klang sachlich, wenn nicht gar desinteressiert. »Es hat lange gedauert. Jemand hatte viel Freude daran. Fast so, als wäre dieser Jemand mit...Methode an das Ganze herangegangen.«
Bürgermeister Morrell gab seinem Sohn ein Zeichen vorzutreten. Richard war längst nicht so ein Psycho wie seine Schwester. Eigentlich mochte ihn Claire, soweit sie überhaupt jemanden aus dieser Familie, die mit den Vampiren zusammenarbeitete, mögen konnte. Er kam ihr fast schon fair vor.
Richard untersuchte die Wunden in Brandons Leiche. Er berührte sie sogar. Claire übergab sich in Gedanken, wenn auch nicht tatsächlich. »Sieht aus, als wurde direkt am Herzen eine Waffe eingesetzt. Vermutlich ein Pfahl«, sagte Richard und schaute seinen Vater an. »Wer immer das getan hat, es war ihm ernst. Es erfolgte nicht ziellos; es wurde langsam durchgeführt. Ich weiß nicht, was sie aus ihm herauskriegen wollten, aber was es auch immer war, sie haben es wahrscheinlich geschafft. Ich kann die Schatten von Wunden sehen, die sich wieder geschlossen haben, bevor er starb. Das hat Stunden gedauert, wenn nicht noch länger.«
Stille. Tiefe, finstere Stille. Richard richtete sich wieder auf und schaute Claire und Eve an. Falls er sie erkannte, zeigte er es nicht. »Haben diese Mädchen etwas damit zu tun?«
»Vielleicht«, sagte Oliver. Claire hatte nicht gesehen, dass er sich bewegt hatte, aber plötzlich stand er direkt vor ihr und schaute auf sie herunter. »Vielleicht wissen sie etwas. Du mochtest Brandon nicht besonders, nicht wahr, Claire?«
»Ich...«Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihr dürft nicht lügen, hatte Hess gesagt. Hatten die Vamps eine Art Lügendetektorfähigkeit? Konnten sie vielleicht sogar Gedanken lesen? »Nein, ich mochte ihn nicht. Aber ich würde nicht wollen, dass dies jemandem angetan wird.« Nicht mal dir. Das sagte sie allerdings nur zu sich selbst.
Er hatte so freundliche Augen. Das war das Schreckliche an ihm, dieses warme Gefühl, dass sie ihm vertrauen konnte, ihm vertrauen sollte, dass sie ihn irgendwie verraten würde, wenn sie nicht...
»Nicht«, sagte Eve scharf und zwickte sie in den Arm. Claire jaulte auf und schaute sie an. »Schau ihm nicht in die Augen.«
»Eve«, seufzte Oliver. »Ich bin sehr enttäuscht von dir. Verstehst du nicht, dass es als Brandons Patron in meiner Verantwortung liegt, der Sache auf den Grund zu gehen? Die Verantwortlichen zu finden? Du bist nicht so naiv, wie Claire zu sein scheint. Du kennst die Strafen für den Mord an einem von uns. Und du weißt, wie ausdauernd wir auf der Suche nach der Wahrheit sein werden. Würdest du es nicht auch besser finden, wenn ich es ohne Schmerzen aus ihr herauskriegen könnte?«
Eve antwortete nicht. Sie fokussierte mit den Augen eine Stelle etwa in der Mitte seiner Brust. »Ich glaube, du wirst sowieso tun, was du willst«, sagte sie finster. »Wie alle Vamps. Du hast mich nicht gefragt, aber ich bin froh, dass Brandon tot ist.
Und ich bin auch froh, dass er gelitten hat. Wie sehr auch immer – es war noch nicht genug.«
Das war der Punkt, an dem der nette Oliver verschwand. Er war einfach... weg. Claire bemerkte nur den Schatten einer Bewegung, mehr nicht, und dann sah sie, dass er Eves schwarz gefärbtes Haar gepackt und ihren Kopf in einem schmerzhaften Winkel nach hinten gerissen hatte.
Und in seinen Augen lag nichts Menschliches mehr. Es sei denn, reiner, glühender Zorn war menschlich.
»Oh«, schnaufte er Eve ins Ohr. »Danke, dass du das gesagt hast. Dann brauche ich jetzt nicht mehr so behutsam zu sein.«
Detective Hess trat
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