Haus der Vampire 02 - Der letzte Kuss-ok
Campus heruntergekommen und schäbig waren, strahlten und glänzten diejenigen am Square und waren schön gepflegt. Auf eine alteuropäische Art schön, überall Stein, Marmor und Säulen. Es gab sogar Wasserspeier, die an den Dächern als Ablaufkanäle dienten.
Es sah aus wie auf Bildern, die Claire von alten europäischen Städten gesehen hatte, nur... schöner.
Jedes Geschäft am Square war geöffnet. In zwei Restaurants wurde das Essen draußen serviert und der Geruch von gebratenem Fleisch und frischem Brot ließ Claire das Wasser im Mund zusammenlaufen. Alles, was sie heute zu sich genommen hatte, war Kaffee, und das war schon lange her.
Und dann dachte sie wieder daran, was Eve gesagt hatte. Wenn das Stadtzentrum nachts Vamp-City war, warum gab es dann diese Restaurants?
Sie wusste es, sobald sie direkt an einem vorbeikamen. Gemischte Gruppen aus Vampiren und Menschen aßen dort zu Abend. Die Vampire hatten Teller mit Speisen vor sich und aßen ebenso begeistert wie die Menschen. »Sie essen!«, platzte Claire überrascht heraus. Gretchen warf ihr einen Blick aus ihren kalten, fremdartigen Augen zu.
»Selbstverständlich«, sagte sie. »Es liefert uns keine Nährstoffe, aber der Geschmack ist dennoch attraktiv. Warum diese Frage? Mach dir keine Hoffnungen. Du wirst schon sehen, dass dir Gift nicht helfen wird, wenn du uns töten willst.«
Claire hatte eigentlich gar nicht so weit gedacht. Sie war einfach nur... seltsam fasziniert.
Die Läden, an denen sie vorbeikamen, waren unglaublich edel. Juweliere, die Edelsteine und Gold ausstellten. Buchläden, die sowohl uralte Bücher als auch neue Bestseller führten. Bekleidungsgeschäfte – sehr viele davon – mit geschmackvoller und teurer Mode. Es sah aus, als wäre ein reiches Viertel einer bedeutenden Stadt wie Dallas, Houston oder Austin direkt hierherverpflanzt worden.
Abgefahren.
Und alle, die hier shoppten, waren Vampire. Und es war eine ganze Menge. Claire hätte nicht gedacht, dass so viele von ihnen in Morganville lebten; je mehr Vampire sie sah, desto größer wurde ihre Angst. Sie starrten Eve und sie an, als wären sie Kühe auf dem Weg ins Schlachthaus, und sie fühlte sich schrecklich einsam. Ich möchte nach Hause. Ich schwöre, wenn ich hier wieder lebend rauskomme, ziehe ich zurück zu Mom und Dad. Ich werde nie wieder von dort weggehen...
Gretchen bugsierte sie zu einem schwarzen Marmorgebäude, auf dem sich ein goldener Schriftzug befand. ÄLTESTENRAT, stand dort.
»Macht euch keine Sorgen«, sagte Hess leise hinter ihnen.
»Alles wird gut, Mädels. Ihr müsst nur kooperieren. Wenn sie euch etwas fragen, dann sagt die Wahrheit.«
Claire fühlte kaum ihre Füße auf den glänzenden schwarzen Marmorstufen. Es war ein bisschen, als würde sie sich im Traum bewegen, hilflos und taub, aber Gretchens Griff an ihrem Arm war nur allzu real. Und schmerzhaft. Autsch. Das würde später blaue Flecken geben.
Hans öffnete die große, polierte Tür und sie gingen hinein.
Alles hätte Claire dort erwartet, doch auf einen Fernseher war sie nicht gefasst. Aber dort stand einer und es lief ein 24Stunden-Nachrichtensender, der die flackernden Bilder eines Krieges zeigte: explodierende Bomben, schießende Soldaten. Und davor stand, mit verschränkten Armen, Oliver. Er hatte heute nicht seine Hippie-dippie-Cafébetreiber-Klamotten an; er trug einen akkuraten schwarzen, maßgeschneiderten Anzug. Sein ergrauendes Haar hatte er hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und er trug eine Krawatte. Nein, nicht direkt eine Krawatte. Eine Art Schal mit einer diamantenen Nadel, die ihn an Ort und Stelle hielt. Vielleicht war das mal in Olivers Jugend Mode gewesen.
»Manche Dinge ändern sich nie«, sagte er und starrte auf den Fernseher. »Die Menschen töten weiterhin unter den dümmstmöglichen Ausreden. Und uns nennen sie Monster.«
Bei den letzten Worten schnellte sein Blick zu Claire und sie schauderte. Oliver hatte schöne Augen, aber irgendwie ängstigten sie sie mehr als die eiskalten von Gretchen. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn noch immer mögen wollte, egal, was er getan hatte. Er hat Michael getötet!, rief sie sich ins Gedächtnis. Na ja, jedenfalls größtenteils.
»Hallo«, sagte Oliver zu ihr und nickte. Dann starrte er Eve an. »Eve. Wir vermissen dich im Laden.«
»L...« Eve schluckte hinunter, was sie hatte sagen wollen, wobei sich Claire zu neunundneunzig Prozent sicher war, dass es Leck mich war.
»Danke.« Das war
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