Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
packte Lowe am Kragen und zerrte ihn hoch.
»Freund! Freund!«, schrie Claire hektisch und sah, wie Lowe vor Erleichterung die Augen schloss. »Sein Partner wird vermisst. Ich glaube, sie halten ihn irgendwo fest.«
Oliver zuckte mit den Achseln, offensichtlich interessierte ihn das nicht. Er ließ Lowe zurück auf den Boden plumpsen und drehte sich langsam im Kreis. »Da war noch einer«, sagte er. »Wo ist er?« Er holte tief Luft und atmete dann mit einem angewiderten Husten aus. »Jason. So, so.«
Irgendwann, während Oliver damit beschäftigt war, die Fentons zu töten, war Jason durch die Tür entkommen und Michael hatte ihn nicht aufgehalten. Vielleicht war er zu schwach, vielleicht hatte er aber auch nur Angst um Claire. Wie auch immer – Jason war längst weg.
»Ich werde ihn finden«, sagte Oliver. »Solange er unsere Interessen nicht bedroht hat, war ich tolerant, aber jetzt reicht es.«
Er warf einen Blick auf Michael und Claire. »Geht nach Hause.« Er stolzierte davon, hinaus in die Sonne, ohne sich noch einmal umzuschauen. Drei Tote und er machte nicht einmal eine kurze Pause.
Travis Lowe gelang es, sich in eine sitzende Position aufzurichten, stöhnend stützte er den Kopf in die Hände. »Ich hasse Elektroschocker.« Er blickte auf und richtete seine blutunterlaufenen Augen auf Claire. »Bist du okay? Zeig mir mal deinen Hals.«
Sie entfernte das Taschentuch. Es war nur wenig blutverschmiert. Ihr Handgelenk war schlimmer; sie wickelte das Taschentuch als provisorische Bandage darum und dachte: Ich werde Michael ein paar neue Taschentücher kaufen müssen. Warum sie das ausgerechnet jetzt dachte, wusste sie nicht. Vielleicht wollte sie sich einfach vorstellen, sie könnte ein normales Leben führen.
Michael stand auf und half zuerst Claire auf die Füße, danach Lowe. Er zog Schlüssel aus seiner Tasche und warf sie Lowe zu. »Fahren Sie den Wagen so heran, sodass der Kofferraum direkt an der Tür ist«, sagte er. »Öffnen Sie ihn und hupen Sie, wenn Sie so weit sind.«
Lowe nickte und ging nach draußen ins blendende Sonnenlicht. Michael legte beide Hände auf Claires Schultern und sah auf sie hinunter, dann legte er ihr die Hände auf die Wangen.
»Mach das nicht wieder«, sagte er.
»Ich habe doch gar nichts gemacht. Ich habe mich von einem Cop im Auto mitnehmen lassen, das war alles...«
»Das meine ich nicht«, sagte er. »Myrnin. Tu es nicht wieder. Du kannst dort nicht mehr hin. Nächstes Mal wird er dich umbringen.«
Er wusste, wo sie gewesen war. Na ja, wahrscheinlich war das nicht schwierig zu erraten gewesen.
»Du hättest nicht kommen sollen«, sagte sie. »Du wusstest doch, dass es eine Falle war. Bist du verrückt oder was?«
»Ich habe Oliver angerufen«, sagte Michael.
»Das hast du nicht!«
»Es hat funktioniert, oder?«
Sie schaute sich zu den drei Toten im Schuppen um. »Ja.«
Einen Moment lang sah er aus, als wäre ihm übel, und er wollte etwas sagen, aber dann ertönte draußen die Hupe und er sagte stattdessen: »Unsere Mitfahrgelegenheit ist vorgefahren.«
Sie nickte und ging hinaus ins gleißende Licht. Etwas streifte sie, es bewegte sich schnell und dann schlug der Kofferraumdeckel der Limousine zu, noch bevor sie zwei Schritte gemacht hatte.
Claire stapfte zur Beifahrerseite des Wagens. Sie war erschöpft und alles tat ihr weh; außerdem verspürte sie das blödsinnige Bedürfnis zu weinen, deshalb schwieg sie den ganzen Nachhauseweg über.
13
J oe Hess war in dem heruntergekommenen Haus in der Spring Street in einen Schrank eingesperrt gewesen – schmutzig und mit einem gebrochenen Arm und zwei gebrochenen Rippen. Lowe hatte zwei Stunden später angerufen und ihnen die Neuigkeiten von seiner Befreiung überbracht. Claire versuchte, sich zu freuen, aber der Zusammenbruch, der begonnen hatte, als sie Myrnin verließ, machte sie noch immer fertig. Sie fühlte sich so schwach, krank und ausgelaugt, dass sie nicht einmal die Energie aufbrachte, Shane im Krankenhaus zu besuchen. Michael erzählte Eve, dass sie krank sei, was nicht direkt gelogen war. Claire blieb im Bett; sie zitterte, obwohl sie in mehrere Decken gehüllt und das Zimmer warm war. Alles in ihrem Kopf verschob sich von tristem grauem Nebel bis hin zu glitzernder, eisiger Klarheit und sie wusste nicht, wie lange das anhalten würde. Im Lauf der Nacht bekam sie ab und zu messerscharfe Kopfschmerzen, und als sie endlich einschlafen konnte, war es schon fast Morgen.
Am Sonntag klingelte
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