Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
Bolzenschneider aus dem Keller –, aber sie zerbrach die Schneide der Schere und der Bolzenschneider war zu unhandlich und rutschte vom Metall ab. Allein schaffte sie es nicht und sie konnte niemanden um Hilfe bitten.
Ich kann es nicht für immer verstecken.
Nun, sie konnte es aber versuchen.
Claire machte sich auf den Weg zur Cafeteria. Dort traf sie Eve allein hinter der Theke an. Sie sah erschöpft aus und ihre Wangen waren unter ihrem Reispuder-Make-up gerötet. »Wo ist Amy?«, fragte Claire und reichte ihr drei Dollar für einen Mochaccino. »Ich dachte, sie arbeitet die ganze Woche?«
»Ja, das dachte ich eigentlich auch. Ich habe meinen Boss angerufen, aber er ist krank und Kim auch, deshalb bin ich heute allein. Es gibt nicht genug Kaffee auf der Welt, um mir das zu erleichtern.« Eve pustete sich die Haare aus der verschwitzten Stirn, flitzte zur Espressomaschine hinüber und bereitete ein paar Tassen zu. »Hast du auch ab und zu diese Träume, in denen du rennst und alles andere stillsteht, aber du trotzdem nicht aufholen kannst?«
»Nein«, sagte Claire. »Ich träume normalerweise, dass ich im Unterricht nackt bin.«
Eve grinste. »Dafür bekommst du einen Schuss Karamell gratis. Komm, setz dich. Du brauchst jetzt nicht auch noch hier zu kreisen wie all die anderen Geier.«
Claire beanspruchte einen der Studiertische für sich und breitete ihre Bücher aus; als Eve sie rief, holte sie ihren Mochaccino ab und gähnte, als sie Letzter Wille und Testament wieder aufschlug. Sie hatte fast die ganze Nacht damit zugebracht, die Symbole auswendig zu lernen, aber sie waren tückisch. Die ägyptischen hatte sie alle gelernt, aber diese waren eine ganze Ecke weniger klar und sie hatte das Gefühl, dass Myrnin bei Fehlern nicht besonders nachsichtig sein würde.
Ein Schatten fiel über ihr Buch. Sie blickte auf und sah Detective Travis Lowe und seinen Partner Joe Hess, die dicht hinter ihr standen. Sie kannte die beiden recht gut; sie hatten ihr in der verrückten Zeit beigestanden, als Shanes Dad in Morganville herumgeschlichen war und versuchte, Vampire zu killen (und das mit Erfolg). Sie trugen keine Armbänder und hatten keinen Schutz; soweit sie verstanden hatte, hatten sie eine Art Sonderstatus. Sie war nicht sicher, wie sie das geschafft hatten, aber sie mussten wohl etwas mächtig Tapferes getan haben.
»Morgen, Claire«, sagte Hess und zog sich einen Stuhl heran. Lowe tat es ihm nach. Sie waren sich vom Körperbau her nicht besonders ähnlich – Hess war groß und irgendwie drahtig, er hatte ein längliches Gesicht. Lowe war mollig und bekam eine Glatze. Aber der Ausdruck in ihren Augen war identisch – vorsichtig, hintergründig und wachsam. »Wie geht’s dir so?«
»Gut«, sagte sie und widerstand dem beinahe übermächtigen Bedürfnis, ihr Armband zu berühren, an ihm herumzufummeln. Sie schaute von einem zum anderen und wurde immer verunsicherter. »Was gibt es? Stimmt etwas nicht?«
»Ja«, sagte Lowe. »Das kann man wohl sagen. Hör mal, Claire, es ist – tut mir leid, dass ich dir das jetzt sagen muss, aber ein totes Mädchen wurde hinter eurem Haus gefunden. Die Müllmänner haben sie heute Morgen entdeckt.«
Ein totes Mädchen? Claire schluckte schwer. »Wer ist sie?«
»Amy Callum«, sagte Hess. »Sie war von hier. Ihre Familie lebt nur ein paar Häuserblocks von euch entfernt. Ihre Eltern sind fix und fertig deswegen.« Sein Blick wanderte zur Theke. »Sie hat hier gearbeitet.«
Amy? Die Cafeteria-Amy? Oh nein... »Ich kannte sie«, sagte Claire schwach. »Sie hat mit Eve zusammengearbeitet. Sie sollte heute hier sein. Eve sagte...« Eve. Claire schaute hinüber und sah, dass Eve noch immer fröhlich plauderte, Bestellungen zubereitete und Geld kassierte. Sie hatten es ihr noch nicht gesagt. »Sind Sie sicher, dass es unser Haus war?«
»Claire...«Die beiden Detectives wechselten einen Blick, der gar nicht gut aussah. »Ihre Leiche war in eure Mülltonne gestopft. Wir sind uns sicher.«
Claire fühlte sich schwach. So nah...es war gerade mal zwei Tage her, dass sie den Müll hinausgebracht hatte. Mülltüten in die Tonne geworfen hatte. Amy war da noch am Leben gewesen. Und jetzt...
»Hast du letzte Nacht irgendetwas gesehen?«, fuhr Hess fort.
»Nein, ich war...es war dunkel, als ich nach Hause kam. Und dann habe ich die ganze Nacht gelernt.«
»Hast du etwas gehört, vielleicht Lärm draußen bei den Mülltonnen?«
»Nein, Sir. Ich hatte Kopfhörer auf. Es tut mir
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