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Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok

Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok

Titel: Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Myrnin war Furcht einflößend, aber gleichzeitig hatte er etwas so Intelligentes, Strahlendes an sich. Sie kannte diesen Funken. Sie hatte ihn selbst in sich und suchte immer nach jemandem, der ihn entfachen könnte. »Vielleicht braucht er nur jemanden, mit dem er reden kann«, sagte sie.
    Sam gab ein unterdrücktes Geräusch von sich, das irgendwie auch amüsiert klang, und brachte das Auto zum Stehen. »Ich muss schnell sein«, sagte er. »Es ist die Tür am Ende des Weges; ich warte dort im Schatten auf dich.«
    Er öffnete die Autotür und... verschwand einfach. Die Tür knallte ganz von selbst zu. Claire staunte, entfernte ihren Sicherheitsgurt und stieg aus, aber Sam war im blendenden Sonnenlicht nirgendwo auf der Straße zu sehen. Das Auto stand am Bordstein einer Sackgasse und sie brauchte einen Augenblick, bis sie das Haus erkannte, vor dem sie stand. Es war ein großer neugotischer Klotz, fast ein Ebenbild des Glass House, in dem sie wohnte. Aber dieses gehörte einer Frau namens Katherine Day und ihrer Enkelin.
    Gramma Day saß friedlich schaukelnd auf ihrer Veranda und wälzte mit einem Papierfächer die warme Luft um. Claire hob die Hand und winkte und Gramma winkte zurück. »Kommst du mich besuchen, Mädchen?«, rief Gramma. »Komm hierher, ich hole dir eine Limonade!«
    »Später vielleicht!«, rief Claire zurück. »Ich muss gehen...«
    Entsetzt stellte sie fest, wohin Sam sie geschickt hatte.
    In die Gasse. Die Gasse, vor der sie alle, einschließlich Gramma Day, gewarnt hatten. Die Gasse mit dem Falltürspinnen-Vampir, der schon einmal versucht hatte, sie hineinzulocken.
    Gramma zog sich auf die Füße. Sie war eine winzige, verhutzelte Frau, die so trocken und zäh aussah wie altes Leder. In Morganville musste man zäh sein, wenn man alt werden wollte, dachte Claire. »Alles in Ordnung, Mädchen?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Claire. »Danke. Ich – ich werde wiederkommen.«
    Sie machte sich Richtung Gasse davon. »Was hast du vor, Mädchen? Bist du noch ganz bei Trost?«, rief Gramma Day ihr nach.
    Wahrscheinlich nicht.
    Die Gasse war schmal, zu beiden Seiten war ein Zaun und sie schien immer schmaler zu werden, je weiter Claire hineinging. Wie ein Trichter. Sie fühlte jedoch keine seltsame Anziehung oder hörte Stimmen.
    Sam sah sie auch nicht.
    »Hier«, sagte eine Stimme, als sie um eine leichte Biegung kam. Und da war er. Er lehnte im schwarzen Schatten eines hervorspringenden Durchgangs, der an etwas befestigt war, das wie eine Hütte aussah. Es handelte sich dabei nicht einmal um eine gut gebaute Hütte. Claire fragte sich, ob sie wohl absichtlich so schief war.
    »Es ist Myrnin«, sagte sie. »Er ist die Falltürspinne.«
    Sam schaute sie nachdenklich an, dann nickte er. »Die meisten Leute wissen, dass sie nicht hierherkommen dürfen«, sagte er. »Er nimmt nur Leute ohne Schutz. Er kann den Unterschied erkennen, deshalb würde er es nicht mit dir versuchen. Nicht jetzt.«
    Sehr aufmunternd. Sam öffnete die Tür, die nicht stabil genug aussah, einen kalten Luftzug abzuhalten, und trat ein. Ein Geruch schlug ihnen in der stillen Luft entgegen, etwas Altes und Bitteres. Chemikalien. Altes Papier. Ungewaschene Klamotten.
    Nun?
    Claire sog die Luft ein, in der all diese Gerüche lagen, und betrat Myrnins Höhle.

5
     
    M yrnin war bei Laune. Bei guter Laune.
    »Claire!« Als sie die Stufen hinunterging und in den großen Raum trat, kam er wie der Blitz auf sie zugeschossen und blieb nur wenige Zentimeter vor ihr stehen, so nah, dass sie zurückzuckte und gegen Sams breite Brust prallte, wo sie Halt fand. Myrnins Augen waren groß und funkelten vor Begeisterung. »Ich habe schon gewartet! Spät, spät, spät, du kommst sehr spät, weißt du? Komm schon, komm schon, wir haben keine Zeit für Unsinn. Hast du die Bücher mitgebracht? Gut. Was ist mit Letzter Wille und Testament? Hast du dich mit den Symbolen vertraut gemacht? Hier, nimm das.« Er drückte ihr ein Stück Kreide in die Hand. Myrnin bewegte sich erneut, schnell wie ein Grashüpfer, und rollte eine fleckige alte Tafel heran, wofür er einige Bücherstapel zur Seite schubsen musste. Das tat er fröhlich, ohne sich im Geringsten um das Chaos zu scheren, das er dabei veranstaltete.
    Sam flüsterte beinahe unhörbar: »Sei vorsichtig. Wenn er so drauf ist, ist er gefährlich.«
    Sehr witzig. Claire nickte, schluckte und lächelte, als Myrnin sich ihr mit diesen verrückten, enthusiastischen Augen zuwandte. Sie wollte schon fragen,

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