Haus der Vampire 03 - Rendezvous mit einem Unbekannten-ok
sucht Bier aus wie ein College-Junge. Wenn es billig ist und auf der Werbung ein Mädchen im Bikini abgebildet ist, muss es großartig sein.«
»Das ist widerlich«, sagte Claire und nahm einen weiteren großen Schluck von ihrem Wasser, um ihre Zunge zu spülen. Sogar das Wasser schmeckte danach bitter.
»Na ja, fairerweise muss man sagen, dass es bei Bier hauptsächlich um die Dröhnung geht und nicht um den Geschmack«, sagte Eve. »Wenn man Geschmack und Dröhnung will, trinkt man so etwas wie Cola mit Rum oder einen White Russian.« Plötzlich schien ihr wieder einzufallen, wie alt Claire war. »Nicht dass ich übrigens zulassen würde, dass du so etwas trinkst. Wir haben es deinen Eltern versprochen.« Sie schaffte es beinahe, seriös auszusehen, als sie das sagte, und nahm Claire Shanes Bier aus der Hand. »Ich nehme das.« Eve hob ihre normalerweise sanfte Stimme zu einem feldwebelhaften Bellen. »Hey, Shane! Hör mit der Klopperei auf, sonst trinke ich dein Bier!«
Gelächter perlte durch den Raum. Die Schlägerei war ohnehin mehr oder weniger zu Ende und Shane schubste den letzten torkelnden Verbindungsjungen weg, der versucht hatte, ihm eine zu verpassen. Mit dem Handrücken wischte er sich Blut vom Mund und verließ das Schlachtfeld. Er sah zerzaust, erhitzt und irgendwie wild aus und Claire fühlte, wie etwas in ihr darauf reagierte.
Sie starrte ihn mit großen Augen an. Ich bin nicht bereit dafür.
Ein Teil von ihr war es eindeutig.
»Trink, Galahad«, sagte Eve und reichte ihm seine Flasche. Sie stießen an. »Unser Held. Hier. Ordne dein Haar.« Sie zupfte mit ihren schwarz lackierten Fingernägeln daran herum, zog es in die eine und in die andere Richtung, bis es wieder diesen glamourösen, sorgfältig-lässigen Look hatte. »Gott, bist du heiß. Schon begrabscht worden?«
»Mehrmals«, sagte er und lächelte Claire an. »Tu ihnen nicht weh. Sie konnten nicht anders.«
Eve prustete und schaute um sich. »Wo ist Michael?«
»Steht wohl noch vor der Toilette an.« Shane zuckte die Achseln. Das konnte sogar stimmen, aber Claire glaubte nicht, dass das der Grund war. Dass Shane Eve zu lange anschaute, ohne zu blinzeln, war definitiv ein untrügliches Zeichen dafür, dass er log. »Ladys? Lasst uns spazieren gehen.«
Es war weniger ein Spazieren als vielmehr ein Sich-Durchschlängeln, wie Lachse, die flussaufwärts wandern. Was Claire vom Haus sah, war fantastisch – Gemälde an den Wänden, wunderbare alte Möbel (auf den meisten waren Drinks verschüttet oder sie waren an die Wand geschoben worden, damit die Partygäste Platz zum Tanzen hatten), große, teure orientalische Teppiche (Claire hoffte, dass man sie reinigen lassen konnte) und riesige Plasmafernseher, die alle bei ohrenbetäubender Lautstärke denselben Musikkanal sendeten. Im Moment lief »Closer« von den Nine Inch Nails und trotz guter Vorsätze bewegte sich Claire im Rhythmus dazu. Eve tanzte auch und dann tanzten sie zusammen. Shane bildete den dritten Punkt in ihrem Dreieck, aber Claire konnte sehen, dass er sich nicht wirklich auf die Partystimmung einließ. Er suchte die Menge ab und hielt Ausschau nach Ärger. Oder nach Michael.
Jemand versuchte, ihr etwas in die Hand zu drücken – ein Schnapsglas mit einer klaren Flüssigkeit. Sie schüttelte den Kopf und gab es wieder zurück. Nicht, dass sie nicht in Versuchung gewesen wäre, aber nach dem, was ihr auf der letzten Party beinahe zugestoßen wäre, würde sie dieses Mal nicht so dumm sein.
Na ja, nicht dümmer jedenfalls, als sie ohnehin schon war, weil sie überhaupt hierhergekommen war.
Mehr Getränke und Drogen tauchten auf. Liquid Ecstasy, Poppers, Schnäpse, sogar etwas, von dem sie fast sicher war, dass es eine Crack-Pfeife war. In Morganville hatte man etwas übrig für Drogen, kein Wunder. Schließlich gab es hier höllisch viel, dem man entfliehen wollte.
Sie tanzte weiter. Auch Shane und Eve nahmen nichts – zumindest bemerkte Claire nichts. Shane schien immer weniger interessiert am Partygeschehen und wurde immer unruhiger.
Michael kam nicht zurück. Zwei Lieder später – zwei lange Lieder später – brachte Eve Shane dazu, ihn zu suchen, und alle drei zogen sie durchs Erdgeschoss und schauten in alle Zimmer (alle überfüllt), Michael war nirgends. Vor der Toilette wartete eine Schlange von Leuten, aber keine Spur von einem großen blonden Vampir.
Als sie die große, beeindruckende Treppe hinaufgingen, musste Claire an Rhett Butler denken, wie er in
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