Haus der Versuchung
Anscheinend tun sie sich genauso schwer wie ich.«
»Es ist schon hart«, stimmte Sajel ihr zu. »Wer ist dein persönlicher Lehrer?«
»Simon Ellis.«
»Ist das der Große mit den dunklen Augen und dem blassen Teint?«
»Genau.«
»Er sieht sehr gut aus. Wie ist er so als Lehrer?«
»Sehr anspruchsvoll.«
»Aber auch aufregend?«
Natalie beschloss, vorsichtig zu sein. »Nein. Und wir sollen unsere Lehrer ja auch nicht aufregend finden, oder?«
»Nein, wir sollen es nicht«, sagte Juliette. »Aber das bedeutet schließlich nicht, dass wir keine Gefühle entwickeln. Es bedeutet nur, dass wir sie verbergen sollen. Ich steh jedenfalls insgeheim auf meinen Lehrer. Sein Name ist Shaun, und er glaubt schon, ich hätte dieses Seminar eigentlich gar nicht nötig, weil ich mich ihm so leicht hingeben kann!«
In diesem Moment tauchten die Kellner mit der Lachs-mousse auf. Als sie mit dem Servieren begannen, wurden die Gespräche weniger, weil die Gäste sich dem köstlichen Essen und dem ausgezeichneten Wein widmeten. Nach der Vorspeise gab es Lammkarree mit Rosmarinsoße und zum Dessert eine zitronige Crème brulée. Der Wein dazu war ein leichter, trockener Italiener, der perfekt mit dem Menü harmonierte und Natalie angenehm entspannte. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, Kurzurlaub zu machen und nicht eine dreitägige Prüfung durchzustehen.
Alle im Speisesaal blieben nach dem Essen noch fast eine Stunde lang sich selbst überlassen, bevor die Lehrer auftauchten, um ihre Schüler abzuholen. Als Simon auf Natalie zuging, war sie gespannt, welche andere Frau von ihrem Tisch er mitnehmen würde. Zu ihrer Erleichterung winkte er ihr und Sajel, ihm zu folgen. Irgendwie hatte sie das Gefühl, die Inderin, die sichtlich weniger verlegen war als die anderen, würde ihr das, was vor ihr lag, erleichtern.
Simon hatte zwei Taschen mit Kleidung bei sich und gab jeder von ihnen eine davon. »Sie können meinen Übungsraum zum Umziehen benutzen. Wenn Sie fertig sind, lassen Sie Ihre eigenen Kleider dort und gehen den Flur hinunter. Es ist das zweite Zimmer zu Ihrer Linken. Dort erwarte ich Sie.«
»Wie viele Leute werden anwesend sein?«, fragte Natalie besorgt.
»Ich weiß es noch nicht genau. Aber einige. Und keine Sorge, Sie werden nicht die einzigen Frauen sein. Juliette und Victoria kommen auch dorthin.«
»Aber werden noch mehr als die vier Männer da sein, die an unserem Tisch saßen?«, forschte Natalie weiter.
»Ich fürchte, Sie müssen sich gedulden, bis Sie sich umgezogen haben, und es selbst herausfinden«, sagte Simon und klang nicht im Geringsten mitleidig.
Sajel hatte ihre Tasche bereits genommen und ging davon, also beschloss auch Natalie, Simon nicht weiter auszufragen. Offensichtlich sollten die Ereignisse des Abends eine Überraschung für sie darstellen, auch wenn sie noch nie ein großer Fan von Überraschungen gewesen war. Sie hatte es schon immer gemocht, wenn die Dinge geplant vonstattengingen. Genau diese Ungewissheit war wohl ein wichtiger Teil ihrer Erziehung zur Unterwerfung.
»Was sollst du anziehen?«, fragte sie Sajel, die bereits dabei war, ihre Tasche auszupacken.
»Dinge, die ich noch nie im Leben getragen habe«, sagte Sajel und lächelte jetzt nicht mehr. Natalie sah ihr dabei zu, wie sie ein weißes Mieder mit reichlich Spitze, ein passendes Höschen, einen Strumpfbandgürtel und lange weiße Strümpfe anzog. Vervollständigt wurde das Outfit noch durch ein Paar weiße High Heels. Als sie alles anhatte, erkannte Natalie, wie klug diese Dessous ausgewählt waren, um Sajels Hautfarbe perfekt zur Geltung zu bringen. Das Korsett betonte ihre schlanke Figur und presste ihre Brüste ein wenig zusammen und nach oben.
»Vermutlich habe ich das Gleiche bekommen«, sinnierte Natalie. Aber sie irrte sich. Ihr Outfit war ganz anders: ein hellblaues Abendkleid mit Spaghettiträgern und über Kreuz laufenden Bändern vorn, das sich unmittelbar unter ihrem Schritt in zwei Hälften teilte. So waren bei jedem Schritt ihre langen Beine komplett zu sehen. Der offene Rock war mit hellblauer Spitze eingefasst. Außerdem gab es ein passendes durchsichtiges Jäckchen, das ihre Schultern verhüllte. Zu ihrer Erleichterung fand sie noch einen winzigen hellblauen Slip in der Tasche, der ihren Venushügel nur knapp bedeckte. Es gab keine Strümpfe für sie, aber auch ein Paar hochhackiger weißer Pumps.
»Was ist das denn?«, fragte sie, als sie noch etwas Kühles auf dem Grund der Tasche ertastete. Sie
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