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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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gegen diese brutale Kraft zu wehren. Er war schlank, 1,70 Meter groß und wog keine 70 Kilogramm. Er war, wie er sich eingestand, nichts weiter als ein Hänfling mit mächtig großer Klappe.
    Doch auch wenn er sich all dessen bewusst war, half es ihm kaum, die Prügel zu verkraften, die sein Ego im Moment einstecken musste. Welcher Mann, der auch nur über einen Funken Selbstachtung verfügte, ließ sich so von einer Frau herumkommandieren? In ihm flammte der Impuls auf, sich zu wehren. Zu protestieren. Nur wie? Er überlegte, ob er sich seiner zuverlässigsten Waffe bedienen sollte: der spitzen Bemerkung.
    Aber selbst dieses Talent ließ ihn im Stich.
    »Hey …«, brachte er schließlich hervor. »Nicht so grob, ja?«
    Aber sie hörte ihm gar nicht richtig zu. Längst hatte sie ihm seine Schuhe abgenommen und sich auf dem Zementfußboden niedergelassen. Sie schleuderte ihre Sandalen von den Füßen und ersetzte sie durch die praktisch neuen Reeboks, die Chad noch nicht einmal eine Woche lang getragen hatte. Nachdem sie wieder aufgestanden war, pirschte sie erneut in der Zelle hin und her, um die Schuhe zu testen.
    Sie grinste Chad finster an. »Scheiße, ja.«
    Ein wenig später – Chad war sich nicht sicher, wie viel später, weil sie ihm seine Uhr abgenommen hatte – hörten sie, wie sich Schritte durch den Korridor vor der Zelle näherten. Chad hatte es sich wieder auf der Pritsche bequem gemacht, sein Gefühlspendel schwang wie wild zwischen gähnender Langeweile und Anspannung, die an Todesangst grenzte, hin und her.
    Er war davon ausgegangen, dass er wohl erst wieder mit Sheena sprechen würde – wie er seine rassige Zellengenossin heimlich getauft hatte –, wenn sie ihn dazu aufforderte, aber nun kam ihm eine Frage in den Sinn, die er ihr unbedingt stellen musste. »Ist das hier die Hölle?«
    Sie starrte ihn aus eiskalten Augen an. »Halt’s Maul. Wir haben Gesellschaft.«
    Die Schritte wurden lauter, und im nächsten Moment erschienen zwei stämmige Wachmänner in der Zellentür, die einen Gefangenen in Handschellen eskortierten. Sheena nahm ihre Ankunft offenbar überhaupt nicht zur Kenntnis. Sie zündete sich eine handgedrehte Zigarette aus ihrem Beutel an. Chad hingegen stand von seiner Pritsche auf und ging zur Tür. »Ist das hier ein echtes Gefängnis?«, richtete er seine nächste Frage an keine bestimmte Adresse.
    Ein ausklappbarer Schlagstock tauchte aus dem Nichts auf und schob sich scheppernd zwischen zwei Gitterstäbe. Chad schnappte nach Luft, als er ein plötzliches Druckgefühl in seinem Unterleib spürte. Es fühlte sich an, als hätte man ihm – mit Gewalt – das Ende eines Besenstiels in den Bauch gerammt. Dann wurde die Tür mit einem Klappern aufgestoßen, der Gefangene von seinen Handschellen befreit und in die Zelle gestoßen, woraufhin sich die Tür mit einem ebenso lauten Knall wieder schloss.
    »So, und jetzt benehmt euch alle schön«, forderte einer der Wachmänner.
    Sein Begleiter lachte. »Versucht, es hier drin nicht zu wild zu treiben.«
    Fieses Gelächter folgte, dann trotteten die beiden Kolosse davon, während ihr idiotisches Glucksen im Gang widerhallte. Chad legte sich auf den Rücken und beobachtete, wie Sheena sich auf den Neuankömmling stürzte und mit einer Hand an seiner Kehle festkrallte.
    Na toll, dachte Chad.
    Ich teile mir eine Gefängniszelle mit einer gemeingefährlichen Irren.
    Auch der Neuankömmling war schmächtig gebaut, lediglich in der Bauchgegend waren die Ansätze einer Plauze erkennbar, aber er wirkte um einiges älter – Chad schätzte ihn auf Anfang 50. Er hatte grau meliertes Haar und eine kleine kahle Fläche am oberen Hinterkopf. Sheena zerrte ihn ans andere Ende der Zelle, als wäre er eine Stoffpuppe, und begann, seinen Kopf brutal gegen die Wand zu schmettern.
    Chad starrte voll ungläubigem Entsetzen auf den rot verschmierten Fleck, der sich an der eintönig beige getünchten Wand bildete. Dann hörte er ein so grauenhaftes Geräusch, dass sich ihm förmlich der Magen umdrehte. Es war das Splittern von Knochen, als die Schädeldecke des Fremden platzte. Chad rollte sich wieder auf die Seite und entleerte den Inhalt seines Magens unfreiwillig auf den Zellenboden.
    Der leblose Körper glitt zu Boden. Chad räusperte sich, spie einen Spuckeklumpen aus und versuchte, Luft zu holen. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Leiche, der jedoch bereits ausreichte, damit sich sein Magen aufs Neue verkrampfte. Er stieß sich mit den

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