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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Handflächen vom Boden ab, stand langsam auf und ließ seinen Blick zu Sheena hinüberwandern, deren unbeteiligte Miene ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Auf ihrer Stirn hatte sich ein dünner Schweißfilm gebildet. Das einzige Anzeichen, dass der gewaltsame Übergriff an ihr nicht spurlos vorüberging. Sie wirkte ... zufrieden. Als wäre sie gerade von einer Joggingrunde im Park zurückgekehrt und fühlte sich durch den Adrenalinschub wie neugeboren.
    Chad konnte es kaum glauben.
    Ein Mensch war gerade direkt vor seiner Nase hingerichtet worden.
    Seine Augen weiteten sich hinter den Brillengläsern. »Warum? Warum hast du das getan?«
    Sheena schlenderte zu ihm hinüber. Sie schob ihr Gesicht direkt an seines heran und ihre Nasen berührten sich. »Hat dir das Angst gemacht?«
    Chad starrte sie ungläubig an. Ein humorloses Lachen platzte aus seiner Kehle heraus. »Ich hatte in meinem ganzen Leben noch nie so eine Scheißangst. Was stimmt bloß nicht mit dir? Du hast diesen Typen grundlos umgebracht.«
    »Das war mein Stiefvater.« Ihr Gesicht wirkte vollkommen ausdruckslos, aber Chad spürte ihre tiefe Wut und Verbitterung. Und eine unerklärliche, panische Angst. »Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er die Kehle meiner kleinen Tochter aufgeschlitzt. Das war vor drei Jahren, Mann.«
    Chad dachte über ihre Worte nach.
    Der Zeiger seines emotionalen Barometers schien dauerhaft im roten Bereich der Todesangst festzuhängen. »Was zur Hölle ist das hier nur für ein Ort?«
    »Er hatte es verdient, zu sterben.«
    Sie ignorierte seine Frage. Aber vielleicht hatte sie ihn auch gar nicht gehört. Sie schien sehr darauf bedacht zu sein, ihn vom Wahrheitsgehalt ihrer Aussage zu überzeugen.
    Schön.
    »Ich glaube dir.« Er schluckte schwer. »Er hatte es verdient, zu sterben.«
    Das war noch nicht einmal gelogen.
    Was konnte man sonst schon über einen Kindermörder sagen?
    Der Gesichtsausdruck der Frau wurde ein wenig weicher, und sie wich von ihm zurück und widmete sich wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung. Dem Auf- und Abwandern.
    Chad wurde aus der momentanen Situation nicht schlau. Dieses Ding, dieser Formwandler, hatte ihn hergebracht – aber warum? Es musste irgendeinen Grund dafür geben, dass er nicht tot war, sondern hier festsaß. Das Rätselhafte an den Begleitumständen beunruhigte ihn, und er wünschte sich sehnlichst, mehr zu erfahren. Irgendeinen Hinweis, egal wie banal, der ihm vielleicht half, einen Ausweg aus dieser irrsinnigen Zwangslage zu finden.
    »Hör zu …«, begann er.
    Sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. »Sei still.«
    Er war still.
    Trotz dieses Gewaltausbruchs hatte sich ein neuer Ausdruck in ihre Miene geschlichen; der Anflug einer Emotion, die er nicht erwartet hatte. Es dauerte daher eine Weile, bis er erkannte, was es war, und die Erkenntnis überraschte ihn umso mehr.
    Es war Mitgefühl.
    »Vor ein paar Minuten hast du mich gefragt, ob das hier die Hölle ist.« Sie nahm eine seiner Hände, diesmal jedoch nicht auf feindselige Weise. »Nun, Unten ist zwar nicht die Hölle, wie du sie aus der Bibel kennst, aber ganz sicher ein höllischer Ort. Ein Vorhof zur Hölle, könnte man wohl sagen, schätze ich.« Ihr Griff schloss sich fester um seine Hand, aber auch das kam ihm nicht länger aggressiv vor.
    »Vergiss alle Regeln einer zivilisierten Gesellschaft. Die gelten hier nicht. Vertrau niemandem. Sei jederzeit zum Töten bereit. Schlaf immer mit einem offenen Auge, denn irgendjemand hat es ständig auf dich abgesehen.« Ihr Blick saugte sich an ihm fest. »Aber vor allem – und ich hoffe verflucht noch mal, dass du mir das glaubst – bin ich der beste Freund, den du hier hast.«
    Chad stammelte: »Aber … aber das ist absurd. Du hast mir ’nen Arschtritt verpasst und mir mein ganzes Zeug abgenommen. Wenn du mein bester Freund bist, dann muss mein schlimmster Feind ja ein besonders charmanter Wichser sein.«
    Ihre Stimme hatte sich zu einem verschwörerischen Flüstern gesenkt. »Ich kann dir jetzt noch nicht alles sagen, aber so viel kann ich dir schon mal verraten: Das, was ich mit dir angestellt habe, war nur, um den Schein zu wahren.«
    Chad sah sie mit einem verblüfften Stirnrunzeln an. »Wie war das?«
    Sie sprach nun so leise, dass er sie kaum noch verstehen konnte. »Eine Show. Nichts weiter. Ich habe dich so behandelt, wie es von den Verbannten erwartet wird, wenn ein Neuankömmling auftaucht – ohne Gnade.«
    Ungläubig fragte Chad mit

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