Haus des Blutes
Bedienstete nahm einen großen Schlüsselring von seinem Gürtel, schloss die Fesseln an Cindys Händen und Füßen auf und wich einen Schritt zurück, als sie sich von der Wand entfernte. Sie rieb sich die wunden Handgelenke, während sie langsam auf Chad in der Mitte des Raums zuging. Sie hatte keine Angst, ihm direkt in die Augen zu schauen, und blieb etwa einen Meter vor ihm stehen.
»Hier unten tun wir, was wir tun müssen«, sagte sie.
Sie streckte ihre offene Hand aus und eine der Wachen knallte einen Schlagstock hinein. Dann streckte sie auch ihre andere Hand aus und jemand presste den Griff eines Messers in ihre Handfläche. Sie tat einen Schritt auf Chad zu, den das kämpferische Funkeln in ihren Augen zu Tode erschreckte.
Sie lächelte. »Es wird sich gut anfühlen, zu töten.«
Chad atmete in angespannter Erwartung tief ein.
Das war’s dann wohl, dachte er.
Bereit oder nicht, das war’s.
Heilige Scheiße, sprich ein Gebet oder irgendwas.
Er nahm den restlichen Monolog des Aufsehers kaum noch wahr, konnte aber sehen, wie Cindy ungeduldig darauf wartete, dass er aufhörte zu reden. »Zwei weitere Beispiele. Zwei weitere Rätsel, deren verdammte Lösung irgendwen, irgendwo vielleicht tatsächlich irgendwann mal interessiert. Zwei Menschen, die sich eine Zelle mit dir geteilt haben, junge Dame. Zwei Personen, die nie irgendwo registriert worden sind.«
Er kicherte. »Eine typische verwaltungstechnische Nachlässigkeit. Akkurate Aufzeichnungen gehören nicht zu unseren höchsten Prioritäten. Anfangs, als ich diese Stellung gerade erst angetreten hatte, störte mich das noch, aber inzwischen schätze ich die Freiheiten, die es mit sich bringt. Keine Aufzeichnungen, kein offizieller Vermerk ihrer Anwesenheit – das bedeutet, dass sie nie wirklich hier waren.«
Erneut ein fieses Lachen.
»Du kannst es als Lizenz zum Töten betrachten.« Eine Pause. »Noch einmal.«
Cindys Stimme glich einem gehauchten Flüstern. »Danke, toter Mann.«
Chad zuckte zusammen und machte sich auf den finalen Schlag gefasst.
Er war jedoch nicht auf das Krachen der Schüsse vorbereitet, das für ihn völlig überraschend aufbrandete. Er erschrak und verkrampfte seine Schultern, ging jedoch nicht in Deckung – weil Cindys starre grüne Augen nicht einen Moment lang zuckten.
Sie lächelte ihn an. »Alles okay, Chad?«
Ihre Stimme holte ihn aus seiner Erstarrung, und sein Blick huschte durch den Raum, als er das Blutbad betrachtete. Drei Wachen lagen tot auf dem Boden. Ein vierter Wachmann stand rechts neben ihm, seine 9-Millimeter-Waffe noch immer auf den Aufseher gerichtet, der nur noch ein zitterndes, zu Tode erschrockenes Häufchen Elend war. Sein langer kantiger Körper schien völlig in sich zusammenzufallen, als er nach hinten auf den Schreibtisch kippte, während er seine bebenden Hände von sich streckte.
»B-bitte …«, stotterte er, und in seinen unnatürlich geröteten Augen standen Tränen. »Ich kann …«
Cindy sah noch immer Chad an. »Es interessiert mich einen Scheiß, was der kann.«
Sie holte mit der Hand, in der sie das Messer hielt, bis weit hinter ihren Rücken aus.
Dann, mit der Anmut einer Primaballerina, wirbelte sie herum und ließ ihren Arm blitzschnell nach vorne sausen. Alles passierte innerhalb eines Herzschlags. Das Messer durchschnitt die Luft und glitt in einem perfekten Bogen seinem Ziel entgegen. Der Hüne hatte gerade noch Zeit, nach Luft zu schnappen, bevor die Klinge eines seiner Augen durchstieß und in sein Gehirn eindrang. Seine Hände krallten sich instinktiv am Griff des Messers fest, aber er war bereits tot. Der massige Körper taumelte rückwärts, rutschte an der Seite des Schreibtisches hinab und blieb reglos auf dem Boden liegen.
Chads Verstand, von all diesen gewalttätigen Sinneseindrücken völlig überfrachtet, brachte sein Mundwerk schließlich doch wieder in Gang. »Oh mein Gott, ich dachte echt, du bringst mich um. Ich dachte, du würdest mich foltern und anschließend killen. Verdammte Axt. Meine Fresse. Fuck! Heilige beschissene Scheiße.«
Cindys Lächeln blieb unerschütterlich. Sie strahlte nun wieder jene Ruhe aus, die sie vorhin eingebüßt hatte, als der Mann ihren Antrag ablehnte. »Das wäre niemals passiert, Chad. Du bist viel zu wichtig.«
Chad kicherte; ein Geräusch, das dem Wahnsinn näherkam, als ihm lieb war. »Ja, na klar. Das wird nie passieren. Das hab ich auch die ganze Zeit gedacht.«
Er sah den Wachmann mit der Pistole an.
Ihren
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