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Haus des Blutes

Haus des Blutes

Titel: Haus des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Sie stand vor einem Abgrund, der sie ins Verderben stürzen konnte. Schon bald würde sie ihre Seele entweder der Dunkelheit ausliefern oder ihr Leben im Kampf gegen den unbekannten Gegner opfern, der sie bedrohte.
    Dieser Traum, oder das Wenige, woran er sich noch erinnern konnte, als er aufwachte, deutete verschiedene Dinge an, die geschehen könnten, sollte sie letzteren Weg einschlagen. Ein dunkler Schatten, riesig und aufgebläht wie die Figur in einem Schattentheater, schälte sich aus den Rauchwolken und baute sich hinter ihr als drohende Kulisse auf.
    Eddie öffnete den Mund, um eine Warnung auszustoßen …
    … und schreckte hoch.
    Giselle sah vom Schreibtisch auf, als er sich im Bett hochrappelte und so heftig keuchte wie ein Marathonläufer kurz vor der Ziellinie. Die Bilder aus dem Traum verschwammen und zerplatzten wie Seifenblasen im Wind, aber diesmal wusste er noch ganz genau, was er beobachtet hatte und was diese Bilder bedeuteten. Er schaute zu Giselle hinüber, die das Ende des Federkiels in ihren Mundwinkel bohrte, wodurch sich ein Grübchen im Kinn bildete – sie sah aus wie eine Biologiestudentin, die ein besonders faszinierendes Präparat mithilfe eines Mikroskops untersuchte.
    Eddie stieß erneut einen schweren Seufzer aus und sagte: »Ich hatte in letzter Zeit ein paar echt durchgeknallte Träume.«
    Er bereute die Bemerkung sofort. Dieses Thema ihr gegenüber anzuschneiden, war genau die Art von Fehler, die auf der Richterskala für Dummheit in die oberen Regionen ausschlug. War es nicht durchaus möglich, dass sie diejenige war, die seinen Kopf in eine Art übersinnliche Antenne verwandelt hatte? »Das heißt, also, ich meine, wahrscheinlich hat das gar nichts zu bedeuten, und, äh …«
    Giselle legte ihr Schreibwerkzeug beiseite, faltete die Hände sittsam im Schoß zusammen und fragte – sie fragte!  – »In welcher Hinsicht sind diese Träume denn … ›durchgeknallt‹?«
    »Na ja«, druckste Eddie herum, der immer noch um seine Fassung rang, weil sie mit ihm redete, als wäre ihre Stummheit nur eine Episode gewesen.
    Und dann kehrte sie zurück, die Erinnerung an das erstaunliche Ereignis, das ihn zurück in den Wachzustand katapultiert hatte: Sie hatte auch da bereits gesprochen. Als sie aus dem Geheimgang aufgetaucht war, hatte das stumme Mädchen den Mund geöffnet, und es waren Laute daraus entwichen.
    Worte und Sätze.
    Eddie starrte auf die schlanken Konturen ihres hübschen Gesichts – verspürte erneut ein vollkommen unangemessenes erotisches Verlangen – und erinnerte sich wieder an die Bilder eines blutigen Fleischlappens, der in ihren Mund glitt, an die Zunge, die aus dem Mund eines ausgemergelten alten Mannes herausgeschnitten worden war.
    Diese Bilder, ebenso wie das stete Verlangen, ihre roten Lippen zu küssen, unterbrachen seinen Gedankengang. »Ähm …«
    In ihren Augen blitzte Erheiterung auf, ein flüchtiger Glanz geheimen Wissens. »Dein Verlangen nach mir verstört dich.«
    Eddie schluckte schwer. »Äh … na ja …«
    Sie lachte. »Du kannst nicht verstehen, weshalb du dich so sehr zu einer Frau hingezogen fühlst, deren Taten du so abstoßend findest.«
    In dieser Hinsicht hatte sie, wie Eddie zugeben musste, den Nagel auf den Kopf getroffen. »Das erfasst den Sachverhalt ziemlich gut, ja.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, dass du mir im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf verdreht und irgendwie die Chemie in meinem Hirn verändert hast. Ich verstehe es zwar nicht, aber … jedenfalls glaube ich das.«
    »Und du musst auch nichts Genaueres wissen.« Sie erhob sich und kam langsam zum Bett herüber. Der lange Rock wehte auf Knöchelhöhe um ihre Stiefel. »Meine Kräfte gründen sich auf geheime Riten und uralte magische Praktiken. Mächte, die dein schlichter Geist nicht erfassen kann.«
    Sie kletterte aufs Bett, schob ihren Rock bis zu den Oberschenkeln hoch und setzte sich mit gespreizten Beinen auf ihn. »Du hast gesehen, dass ich etwas ganz Grauenhaftes getan habe. Du hast es in deinem Traum gesehen. Wovon du jedoch nichts weißt, ist der höhere Sinn hinter der Zeremonie.«
    Sie wackelte mit ihrem Hintern auf seinem Schritt hin und her und grinste angesichts der sofortigen körperlichen Regung, die diese Stimulation bei ihm hervorrief. Eddies Herz raste. Er hatte Mühe, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als diese sinnliche Erfahrung, aber er brachte zumindest ein paar Worte hervor: »Oh, bitte, ein höherer Sinn hinter einem

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