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Haus des Glücks

Haus des Glücks

Titel: Haus des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Winkler
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hat sie nicht interessiert. Sie hat ihre »Urwaldpraxis«, wie sie sie immer nannte, weitergeführt. Einige Jahre lang ist sie von Dorf zu Dorf gezogen, um die samoanische Bevölkerung zu versorgen. Außerdem war sie auf diese Art für die neuseeländischen Behörden kaum auffindbar. Und die Samoaner haben sie nie verraten. Warum auch? Sie war schließlich eine von uns. Im Gegensatz zu den Neuseeländern. 1950 wendete sich das Blatt. In Neuseeland begann man sich für die Taten der Vergangenheit zu schämen. Victoria wurde rehabilitiert. Wegen ihrer jahrzehntelangen erfolgreichen ärztlichen Tätigkeit bot man ihr an, ihr das medizinische Staatsexamen zu erteilen. Doch sie lehnte ab, ebenso wie die Ehrendoktorwürde der Universität von Auckland, die ihr aufgrund ihrer Verdienste um das samoanische Gesundheitswesen verliehen werden sollte. ›Ich habe fast sechzig Jahre ohne Staatsexamen und Doktortitel praktiziert, da brauche ich diesen Hokuspokus kurz vor Ende meines Lebens auch nicht mehr.‹ Damals bildete sie immer noch die Frauen in den Dörfern zu Fragen der Gesundheit, Hygiene und Krankenpflege aus.«
    »Wann ist sie gestorben?«
    » 1952 . Sie kam von einem Besuch und klagte über Müdigkeit und Kopfschmerzen. Sie setzte sich in ihren Lieblingssessel, und Mutter machte ihr eine Tasse Tee. Als sie zurückkam, hatte Großmutter einen Schlaganfall erlitten. Sie war bei vollem Bewusstsein, nur der linke Arm war gelähmt. Sie weigerte sich, in ein Krankenhaus zu fahren. Vater und ich brachten sie in ihr Bett. Mutter und ich blieben bei ihr, weil Vater zum Nachtdienst in die Klinik musste. Sie war sehr müde, und ich sagte zu ihr, dass sie ein bisschen schlafen solle, damit sie bald gesund würde. ›Ich werde schlafen, John. Sei nicht traurig. Ich bin reich beschenkt worden. Ich durfte mein ganzes Leben lang im
Haus des Glücks
wohnen. Und heute werde ich das ewige
Haus des Glücks
betreten. Es wird Zeit. Sie warten dort schon alle auf mich.‹ Sie lächelte und schlief ein. Während der Nacht bekam sie einen zweiten Schlaganfall. Sie wachte nicht wieder auf.«
    Julia schwieg. Victoria hatte das
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gefunden.
Wo war ihres?
    Durch die Terrassentür hörte man das Lärmen der Kinder, der verlockende Grillgeruch wehte herein. Zwischen den schwarzhaarigen Männern stand Marco, eine Flasche
Vailima beer
in der Hand und lachte. Sympathisch sah er aus, fröhlich, zuverlässig, ein liebevoller Vater.
War es nicht ein Geschenk, so einen Mann zu haben und drei gesunde Kinder? Warum bin ich hier?
    John folgte ihrem Blick, und es schien, als könne er ihre Gedanken erraten. »Zuweilen ist es notwendig, die ganze Welt zu bereisen, um endlich festzustellen, dass man alles, wonach man gesucht hat, zu Hause findet.«
    »Ach, hier seid ihr!« Jane tauchte an der Terrassentür auf. »Kommt! Das Essen ist fertig.«
    Den Rest des Tages verbrachte Julia inmitten der anderen Frauen. Schon bald gelang es ihr, die Namen auseinanderzuhalten. Am meisten unterhielt sie sich mit Victors Tochter Ajona, einer hübschen, schlanken Frau mit langem dichtem Haar und funkelnden dunklen Augen. Sie lebte in Auckland und bereitete sich gerade auf die Prüfung für ihren internistischen Facharzt vor, war eine begeisterte Taucherin und trotz ihrer dreiunddreißig Jahre nicht verheiratet, was für samoanische Frauen scheinbar ungewöhnlich war.
    »Sie heiratet nur einen Mann mit Flossen und Kiemen«, sagten ihre Brüder spöttisch.
    Sie quittierte diese Bemerkung mit einem Lächeln. Im Vertrauen gestand sie Julia, dass sie sich nebenbei noch in Tauchmedizin weiterbildete. »Mein Traum ist es«, sagte sie, als sie allein waren, weil es schon spät war und ihre Cousinen die Kinder ins Bett brachten, »eines Tages nach Samoa zurückzukehren. Ich möchte gern dort im Krankenhaus arbeiten, aber auch gleichzeitig die Taucher betreuen. Ein Zentrum für Tauchmedizin mit Dekompressionskammer – das wäre genial!«
    »Und woran scheitert das?«, fragte Julia.
    Ajona seufzte. »An mir nicht, so viel steht fest. Aber es fehlt das Geld. Die Mittel für die Einrichtung einer Dekompressionskammer könnte man noch mit Spenden zusammenbekommen. Aber die Unterhaltung ist kostspielig. Außerdem sind Taucherunfälle glücklicherweise so selten, dass der Staat nicht bereit wäre, sich im erforderlichen Umfang an den Kosten zu beteiligen. Samoa hat andere Probleme, die Vorrang haben.«
    »Hast du dich denn schon mit den Tauchschulen in Verbindung gesetzt? Wenn

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