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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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später hatte die Polizei sie schon gefunden. Und dann gab es da noch ein anderes Mädchen, das …«

    »Melanie«, sagt er, »ich will, dass du jetzt den Mund hältst, verstanden? Ich möchte dir nicht wehtun, ehrlich, aber wenn du nicht aufhörst, überlege ich’s mir anders.«
    Er bringt sie wieder ins Gebäude. Und Melanie geht zu ihrem Vater und legt, wie vorhin Katy, ihre Arme um ihn. Caleb lehnt sich gegen die Wand und trinkt seinen Orangensaft, während er die beiden anstarrt. Ihm fällt ein, dass ihn seine Tochter auch so umarmt hat.
    »Das reicht«, sagt er, und im Gegensatz zu Katy lässt Melanie sofort los. »Octavias Windel muss gewechselt werden.«
    »Ach ja? Und warum tust du’s dann nicht?«
    »Weil ich will, dass du es tust. Deine Schwester kann dir dabei helfen.«
    Die beiden legen Octavia auf die Decke. Und Katy fängt an zu summen. Caleb kennt die Melodie nicht, es klingt, als wäre es ihre eigene Melodie, etwas, das sie sich spontan ausdenkt. Der Arzt weint. Es ist erbärmlich.
    »Wie fühlt es sich an, wenn man keine Kontrolle hat?«, fragt Caleb, aber natürlich kann Stanton nicht antworten. Die Mädchen schauen wortlos zu ihm herüber.
    »Du bist doch kein echter Mann«, sagt Caleb.
    Stanton sieht ihm direkt in die Augen. Er murmelt ein paar weitere Leck mich s und zerrt an seinen Fesseln, aber mal ehrlich, was glaubt er, damit zu bewirken?
    »Wir sind fertig«, sagt Melanie.
    Katy hört jetzt auf zu summen und beginnt zu singen. »A, b, c, d, g, f, g … g, f, g …« Immer und immer wieder.
    Ihm fällt auf, dass sie eine hübsche Singstimme hat,
aber er hat jetzt keinen Nerv dafür. »Hör auf«, sagt er, worauf sie noch lauter singt. »Hör auf, hab ich gesagt.«
    »Sie kann nicht«, sagt Melanie. »Wenn sie sehr traurig ist, fängt sie an zu singen.«
    »Warum?«
    »Weil sie traurig ist. Hast du mir nicht zugehört? Früher hat sie das nicht gemacht.«
    »A, b, c, d, g, f, g …«
    »Warum hat sie damit angefangen?«
    »Weil Mom uns verlassen hat.«
    »G, f, g«, singt Katy.
    »Und wann war das?«, fragt er.
    »Warum sollte ich dir das erzählen?«, fragt sie und gibt Octavia Katys Teddybär. Octavia lächelt und hält das Stofftier fest umklammert. Katy starrt vor sich hin und singt weiter; ihre liebliche Stimme hallt durch den Raum.
    »Weil ich höflich gefragt habe. Wenn du möchtest, kann ich auch weniger höflich fragen.«
    »Vor sechs Monaten. Sie ist eine Schlampe.«
    »Was?«
    »Sie ist eine Schlampe. Eine miese Schlampe.«
    »Einen Moment, jetzt mal langsam«, sagt er und macht eine beschwichtigende Geste. »Benutz nicht solche Ausdrücke.«
    »Warum nicht? Machst du doch auch.«
    »Ich bin erwachsen.«
    Sie zuckt mit den Achseln. »Das ändert nichts daran, dass meine Mom eine Schlampe ist, die uns einfach im
Stich gelassen hat. Eine miese Schlampe. Das sagt Dad immer, wenn er denkt, wir würden ihn nicht hören.«
    Erneut gibt Stanton irgendwelche Laute von sich. Zerrt an seinen Fesseln. Vielleicht sollte er ihn wieder k. o. schlagen.
    »Klingt hart«, sagt er zu Melanie.
    »Hart? Nein, wenn hier einer hart ist, dann bist du das. Du bist doch ein harter Kerl, oder? Schließlich hast du meinen Dad gefesselt und läufst mit einem Messer rum. Ich wette, deine Mom und dein Dad wären stolz auf dich.«
    Octavia krabbelt davon und lässt ihren Finger über den Boden gleiten. Vielleicht sollte er Katy wieder knebeln, denkt Caleb. Es wird ihm langsam zu viel. Katy knebeln und Stanton k. o. schlagen  – seine Aufgabenliste wird immer länger. Er deutet auf die Tasche, während er Melanie anschaut. »Bedien dich«, sagt er, »und gib den anderen auch was zu essen. Sie brauchen ihre Kräfte noch. Und hör auf zu fluchen.«
    »Kann ich Dad den Knebel abnehmen?«
    Er nickt. Katy singt immer noch, über ihr Gesicht laufen Tränen, und zwischen ihrer Nase und der einen Hand hängt wie eine Spinnwebe ein langer Faden Rotz. Sie wischt ihn an ihrem Oberteil ab, während Melanie zu ihrem Vater geht und ihm langsam das Klebeband vom Mund zieht. Es ist auf der Innenseite voller getrockneter Blutflecken.
    »Du krümmst ihnen kein einziges verdammtes Haar«, sagt Stanton und spuckt einen Klumpen Schleim aus.

    »Du hast geflucht«, sagt Katy.
    »Rühr sie nicht an«, sagt er, und mit verändertem Tonfall an seine Töchter gerichtet: »Es wird alles gut.« Melanie nimmt ihn erneut in den Arm.
    Ganz offensichtlich will er ihre Umarmung erwidern, doch er kann nicht. Sie drückt ihn fest, und

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