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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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blieb ruhig und gleichmäßig, und seine Arme durchpflügten mit Leichtigkeit das Wasser. Bevor er verheiratet war, ist er dreimal pro Woche ins Schwimmbad gegangen, meist für eine Stunde. Das war sein einziger Sport. Vor der Arbeit, wenn im Becken nur verwegene Schwimmer wie er waren. Doch mit der Hochzeit veränderte sich sein Leben, seine
Tochter kam zur Welt, und mit fortschreitendem Alter und wachsender Verantwortung hat er das Schwimmen aufgegeben, wie viele andere Dinge auch.
    Aber er kann nicht einfach fortgehen. Denn seine Familie ist tot, und das ist Stantons Schuld, und die der anderen Leute. Er ist noch nicht fertig damit, im Namen seiner Familie für Gerechtigkeit zu sorgen.
    Er pinkelt zu Ende und wartet, bis auch Katy fertig ist. Zurück im Gebäude durchsucht er die Tasche und öffnet eine Dose Thunfisch. Der Geruch trifft ihn wie ein Faustschlag, und er muss fast würgen. Er wirft die Dose durch den Türrahmen in ein anderes Zimmer, wo sie auf der Seite landet und aus seinem Blickfeld rollt. Wenn die Ratten den Geruch ertragen können, dann viel Spaß damit. Katy nimmt Octavia erneut aus dem Sitz und geht mit ihr, die Arme von hinten um ihren Brustkorb gelegt, zu Melanie. Es ist, als würde man einer großen Prinzessinnenpuppe dabei zusehen, wie sie eine kleinere Prinzessinnenpuppe trägt. Katy setzt sich neben ihre große Schwester und nimmt das Baby in die Mitte.
    »Haben Sie Hunger?«, fragt Caleb den Arzt.
    Der murmelt erneut irgendetwas durch den Knebel, was Caleb nicht versteht, aber seinem Tonfall nach zu schließen geht es nicht ums Essen. Es klingt nach jeder Menge Leck mich s, vermischt mit ein paar guten alten Scher dich zum Teufel -Ausrufen.
    Octavia starrt erneut in Calebs Richtung, während sie an ihrer Flasche nuckelt; von deren Unterseite hängt ein Faden Sabber herab, bei dessen Anblick ihm schlecht
wird. Katy hebt die Hand und entfernt das Klebeband von Melanies Mund.
    »Ich muss mal«, sagt Melanie.
    »Okay«, sagt Caleb und durchschneidet die Plastikfesseln. »Lass sie nicht los«, sagt er zu Katy und deutet mit dem Kopf auf Octavia.
    »Nein.«
    »Und versuch nicht, deinen Dad zu befreien. Du hast sowieso nichts, womit du das anstellen könntest, und solltest du es trotzdem versuchen, werde ich stinksauer. Und wenn ich stinksauer bin, passiert was Schlimmes. Dann muss ich dich bestrafen und Melanie und Octavia auch, verstanden?«
    Sie nickt und zieht die Mundwinkel nach unten. »Verstanden«, sagt sie.
    Dann bringt Caleb Melanie nach draußen. Sie schaut ihn immer noch böse an. »Du hast keine Ahnung, wie man ein Baby versorgt, oder?«
    »Da irrst du dich.«
    »Ich irre mich nie.«
    »Diesmal schon. Ich hatte auch mal eine Tochter.«
    »Wo ist sie? Hast du sie auch gefesselt und hier rausgebracht?«
    »Nein. Aber jemand anders. Und er hat sie getötet.«
    »Oh«, macht sie und öffnet den Mund, um etwas zu sagen. Er wartet, obwohl ihm klar ist, dass sie nicht weiß, was sie sagen soll, und genau so ist es. »Oh«, macht sie erneut und senkt den Blick.
    »Die Toilette ist da drüben«, sagt er und deutet auf die
Bäume. »Versuch bloß nicht abzuhauen. Ich werde keinem von euch was tun, versprochen. Solange ihr tut, was ich verlange. Ihr müsst mir nur vertrauen. Falls ihr allerdings versuchen solltet abzuhauen«, sagt er, holt zischend Luft und macht eine Grimasse, »also, ich muss wohl nicht erklären, was dann passiert, oder?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Gut. Und jetzt beeil dich«, sagt er.
    Während sie hinüber zu den Bäumen läuft, bleibt er neben dem Gebäude stehen und trinkt von dem Orangensaft, bis sie einige Minuten später wieder zurückkehrt. Die meisten Bäume sind inzwischen bloß noch Gerippe, einige halten noch ein paar Handvoll Blätter umklammert, und die Sonne, die durch sie hindurchscheint, wirkt kalt. Der Boden ist vom gestrigen Regen aufgeweicht, zum Wagen und zurück führen matschige Fußabdrücke, und dort, wo Stanton hingefallen ist, sind zwei Handabdrücke zu sehen. An der Karosserie des Wagens klebt mindestens ein Dutzend nasser Blätter, und die Windschutzscheibe und die Fenster sind mit Morgentau überzogen.
    »Dir ist klar, dass die Polizei nach uns sucht«, erklärt Melanie. »Die wissen, wie man Leute findet. Die machen so was ständig.«
    »Im Fernsehen«, sagt er. »Aber wir sind hier nicht im Fernsehen.«
    »Nein, nicht nur im Fernsehen«, sagt sie. »Wir hatten bei uns in der Schule dieses Mädchen, sie ist abgehauen. Doch nur einen Tag

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