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Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
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Lieblingshand. Schroder fängt ebenfalls an zu gähnen, dann greift er in seine Tasche und zieht eine kleine Pappschachtel hervor, auf der in orangefarbenen Lettern Wake-E steht.
    »Koffeintabletten«, sagt er und wirft sich eine ein. »Auch eine?«
    Ich möchte schon, aber ich will nicht von irgendwas abhängig werden. Abgesehen von Kaffee … und damit muss ich auch aufhören. Ich schüttle den Kopf. Und wir gehen zu unseren Autos. Schroder betrachtet den kürzlich zerborstenen Scheinwerfer, und es wirkt, als wollte er irgendeine witzige Bemerkung machen, etwa, dass er meinem Wagen zusätzlichen Charakter verleiht, oder so was in der Art, doch ihm fällt nichts ein.
    »Mir ist letztes Jahr was passiert, das hätte mich beinahe
dorthin gebracht«, sagt er und deutet mit dem Kopf auf die Türen. »In die Leichenhalle. Kaum einer weiß davon. Ich musste mich von den Ärzten durchchecken lassen, aber ich war unverletzt.«
    Ich möchte ihn fragen, was genau er meint, aber ich lasse ihm Zeit.
    »Meinst du, es wird heute noch regnen?«, fragt er und schaut hinauf zu den Wolken.
    Ich zucke mit den Schultern. »Vielleicht. Ariel Chancellor glaubt das jedenfalls.«
    »Ja, kann schon sein«, sagt er, während er mit seinen Gedanken immer noch woanders ist.
    »Willst du darüber reden?«
    »Eigentlich nicht«, sagt er. »Das war kurz vor Weihnachten, als ich dich im Gefängnis besucht habe, damit du mir bei dem Hunter-Fall hilfst. Ich habe ein Haus gefilzt, als plötzlich dieser Typ hinter mir auftauchte. Ich dachte, er würde mich erschießen. Und das Letzte, was ich sehen würde, wäre, wie das Innere meines Brustkorbs über die Badezimmerwand spritzt. Aber er hat nicht auf mich geschossen, er hat Hunter gezwungen, mich in der Badewanne mit dem Kopf unter Wasser zu drücken, bis ich tot war.«
    »Mein Gott.«
    »Genau. Und es kommt noch schlimmer. Denn ich war tatsächlich für ein paar Minuten tot. Unter Wasser kriegte ich es mit der Panik und dachte, wer auch immer behauptet hat, Ertrinken sei ein friedlicher Tod, ist nicht daran gestorben, dem wurde nicht der Kopf in eine Wanne
voll Wasser gedrückt, während ihm die Hände auf den Rücken gefesselt waren. Wenn du statt Luft Wasser atmest  – ich sag dir, es gibt nichts Schlimmeres. Alles fängt an zu brennen. Alles wird dunkel. Und dann ist da gar nichts mehr. Ich war einfach weg. Allerdings hat Hunter mich ein paar Minuten später wieder aus der Wanne gezogen. Hat mich wiederbeatmet und meine Brust massiert, bis ich Wasser gehustet habe. Ich kann mich noch erinnern, wie ich auf dem Badezimmerboden lag, ohne den geringsten Schimmer, was los war, und dass ich stinksauer war, weil mir jemand so was angetan hatte, und dass ich Angst hatte, weil ich mich an die drei oder vier Minuten, die ich tot gewesen war, absolut nicht mehr erinnern konnte. All die Anstrengungen, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen, keine Ahnung … Also, ich glaube nicht wirklich an Gott, aber mir gefällt die Vorstellung, dass es ihn gibt, verstehst du? Und für vier Minuten war ich Gott so nahe wie nie zuvor, und da war nichts. Vielleicht hat meine Frau recht, vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mir was Neues suche.«
    »Soll ich dir jetzt widersprechen? Soll ich dir sagen, was für ein Verlust das für die Abteilung wäre? Für die Bewohner dieser Stadt?«
    »Kein so großer Verlust, wie es wäre, wenn beim nächsten Mal keiner da wäre, der mich wiederbeatmet«, sagt er.
    »Was willst du also damit sagen?«
    Er schaut hinauf in den Himmel und reibt sich mit der Hand das Gesicht. »Gar nichts«, antwortet er. »Ich bin
bloß müde, das ist alles. Müde und wütend und einfach … ach, nichts. Mit den neunzehn Stichwunden lagst du absolut richtig«, fährt er fort, doch er irrt sich  – es war Jones, der richtiglag, nicht ich, außerdem hätten wir es sowieso bald rausgefunden; Tracey hätte diese Gemeinsamkeit irgendwann bemerkt. Aber woher zum Henker wusste Jones davon? Als er mich darauf ansprach, war es Tracey noch nicht aufgefallen, er kann also von ihr keinen Tipp bekommen haben.
    »Carl …«
    »Hör zu, Tate, mir geht’s gut. Konzentrieren wir uns auf den Fall. Wie war’s bei Ariel Chancellor?«
    »Interessant«, sage ich und informiere ihn über die Einzelheiten.
    »Und sie hat keine Ahnung, woher sie Victoria Brown kennt?«, fragt Schroder, als ich fertig bin; er muss die Stimme heben, um sich bei dem Lärm des Presslufthammers, der gerade angeworfen wird,

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