Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus des Todes

Haus des Todes

Titel: Haus des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cleave
Vom Netzwerk:
neunzehn Stichwunden in die Leichenhalle eingeliefert wurden. Sie dachte, das wäre vielleicht vor Kurzem der Fall gewesen. Stattdessen stieß sie auf die Namen zweier Opfer von vor fünfzehn Jahren.«
    Ich muss langsamer gehen, damit ich sprechen kann. »Jessica Cole«, sage ich. »War sie eines der Opfer?«
    »Ja. Und das andere war James Whitby. Ich bin noch in Stantons Büro«, sagt Schroder. »Einen Moment.« Er legt das Telefon auf eine harte Oberfläche, und es dröhnt in meinem Ohr. Ich höre, wie eine große Aktenschublade geöffnet wird. Er fährt mit den Händen über das Register, lässt seine Finger über die Namen wandern. Ich kann hören, wie er mit sich selbst redet: »Komm schon, komm schon, wo bist du …«, und schließlich, »na also!«
    »Hab sie«, meldet er sich zurück.
    »Lass mich raten  – du hältst die Akte von James Whitby in der Hand.«
    »Bingo«, sagt er. »Whitby war einer von Stantons Patienten.«
    »Und Cole gibt ihm für irgendwas die Schuld?«
    »Einen Moment, warte eine Sekunde«, sagt er, und ich
sehe ihn vor mir, wie er sich über die Akte beugt und sie überfliegt. »Mist«, sagt er. »Stanton hat als Arzt bei Whitbys Prozess ausgesagt, zwei Jahre bevor Jessica Cole ermordet wurde.« Ich kann mich noch gut daran erinnern. James Whitby hatte ein kleines Mädchen namens Tabitha Jenkins entführt. Er hat sie zwei Tage lang gefangen gehalten, dann wurde er geschnappt. Und ihm wurde der Prozess gemacht. Allerdings befand man ihn für schuldunfähig, weil er geistesgestört war. Er musste für zwei Jahre in eine psychiatrische Anstalt.
    »Was war Stantons Rolle dabei?«
    »Er hat ausgesagt, dass Whitby heilbar sei und dass ihn keine Schuld treffe, weil die Tat auf den Missbrauch in seiner Kindheit zurückzuführen sei.«
    Seit meiner Ankunft auf dem Friedhof sind ein paar Besucher eingetroffen, und einige starren mich an, während ich an ihnen vorbeitrabe. Von meiner Stirn tropft Schweiß, und sie schauen an mir vorbei den Weg entlang, um zu sehen, wer mich verfolgt, aber da sind nur zwei Gräber, die das Rätsel dieses gottverdammten Falls geknackt haben.
    »Also gibt Cole Stanton die Schuld«, sage ich, denn eine Woche nach seiner Entlassung hat Whitby Jessica Cole getötet. »Und was ist mit den anderen?«
    »Keine Ahnung, aber sie müssen auf ähnliche Weise in die Sache verwickelt sein«, sagt Schroder. »Einer von ihnen war vielleicht Whitbys Anwalt. Bleib einfach, wo du bist. Kann sein, dass du näher dran bist.«
    »Näher an was?«

    »Warte einfach. Ich ruf dich zurück.«
    Er legt auf. Inzwischen habe ich den Wagen erreicht. Ich habe das Verlangen, schnell irgendwohin zu fahren, doch ich weiß nicht, wohin. Ich trommle mit den Fingern auf das Dach. Vater Jacob habe ich weit hinter mir gelassen. Ich starre auf mein Handy und warte, dass es klingelt. Ich fange an, mit ihm zu reden, sage Komm schon , immer wieder.
    Vier Minuten lang murmle ich vergeblich mein Mantra vor mich hin, doch in Minute fünf klappt es. Ich werd’s mir für die Zukunft merken.
    »Caleb Cole wurde vor sechs Wochen aus dem Gefängnis entlassen«, sagt Schroder. »Ich habe gerade mit seinem Bewährungshelfer gesprochen. Caleb hat keinen einzigen Termin versäumt. Er hat sogar einen Job in der großen Reifenfabrik in Brighton bekommen. Wir haben dort angerufen, aber …«
    »Halt, halt«, sage ich. »Vor sechs Wochen?«
    »Ja. Er ist heute nicht zur Arbeit erschienen. Ich habe seine Adresse. Ich möchte, dass du sie überprüfst. Mehrere bewaffnete Beamte warten dort auf dich. Okay? Ich brauche noch mindestens zwanzig Minuten.« Er nennt mir die Adresse, und ich notiere sie.
    »Okay. Aber wenn er vor sechs Wochen entlassen wurde, wie kommt es dann, dass uns sein Name nicht begegnet ist, als wir das Haftstrafenregister durchgesehen haben?«
    »Mensch, Tate, keine Ahnung, das spielt doch jetzt keine Rolle«, sagt er. »Mach einfach deinen gottverdammten Job.«
    »Äh, ja, Sir«, sage ich.

    »Ich wollte dich nicht  –«
    »Schon gut«, sage ich. »In zehn Minuten bin ich da.«
    »Besser in fünf«, sagt er. »Du hast eine Sirene, also benutz sie auch.«

Kapitel 28
    Hellseherin Nummer fünf ist wie die anderen, als hätten die ersten vier ihre Persönlichkeiten miteinander verschmolzen und wären in diese Asiatin von Anfang fünfzig geschlüpft, mit ihrer hohen Stirn und einem Kinn, auf dem vier stattliche Leberflecken prangen. Aus jedem davon sprießt mindestens ein stattliches Haar, und das

Weitere Kostenlose Bücher