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Haus Ohne Hüter

Haus Ohne Hüter

Titel: Haus Ohne Hüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Böl
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Tischtennis zu verstehen, er ließ sich verschiedene Kartons vorlegen, prüfte die Netze, Schläger und Bälle, ließ das Teuerste, das er fand, einpacken und legte einen Geldschein auf den Tisch. Albert ließ sich Gummitiere zum Aufblasen zeigen, er war ungeduldig und gereizt, weil Bresgote ihn zwang, über sein Verhältnis zu Nella nachzudenken. Der stark riechende Gummi eines grellgrünen Krokodils verursachte ihm Ekel, und die Ladenbesitzerin, die an einem besonders zähen Stück ihres Mittagbratens herumzukauen schien, bemühte sich, das Krokodil, das sie in die Hand genommen hatte, aufzublasen. Ihr Gesicht rötete sich, und unter der Brille kullerten kleine Schweißperlen heraus auf ihre roten Wangen. Kleine Speichelbläschen hatten sich am Ventil gebildet, aber das Krokodil blähte sich nur ein wenig.
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    »Danke«, sagte er, »ich überleg ȇ s mir noch einmal.« Die Frau nahm das Ventil
    aus dem Mund und drehte das sich entleerende Tier so ungeschickt, daß Albert ihr lauer Atem, heftig mit dem Gummigeruch gemischt, mitten ins Gesicht strömte. »Danke«, sagte er gereizt, »danke, geben Sie mir das da.« Er zeigte auf einen Karton, auf dem mit Bindfaden Hämmer, Zangen und Stichel befestigt waren, und während die Frau den Satz Werkzeug verpackte und er Geld aus der Tasche zog, fiel ihm ein, daß Martin mit Werkzeug nichts anzufangen wußte, er war so ungeschickt, wie sein Vater gewesen war, und zum Basteln hatte er nicht die geringste Neigung.
    Sie verließen den Laden, fuhren schweigend in raschem Tempo zwei Straßen
    weiter, überquerten eine breit angelegte Allee, und Albert verringerte das Tempo, als er die Straße mit den Kastanienbäumen erreichte. »Wir sind da«, sagte er und hielt.
    Bresgote, mit dem Karton unter dem Arm, stieg aus. »Es ist schön hier«,
    sagte er. »Ja, herrlich«, sagte Albert.
    Er öffnete das Gartentor, ging vor Bresgote her und sah gleich, daß Martin noch nicht aus der Schule zurück war, den» der Zettel, den er morgens an die Tür geheftet hatte, hing noch da. Er hatte mit Rotstift darauf geschrieben:
    »Warte mit dem Essen auf mich. Heute bin ich pünktlich.« Heute war
    zweimal unterstrichen. Er nahm den Zettel weg, schloß die Haustür auf, und sie durchschritten den kleinen, mit grüner Seide tapezierten Flur. Der Stoff war unversehrt, aber verblichen, und die schmalen Marmorstreifen, die die Tapete in Quadrate unterteilten, wiesen gelbliche Flecken auf. Auf dem Heizkörper lag Staub. Albert stellte Martins Roller, der schräg am Heizkörper lehnte, gerade, und Bresgote entfaltete den Wimpel, der daran hing: Grün Ȭ Weiß Ȭ Rot.
    »Bitte«, sagte Albert, »komm herein.«
    In der Diele war es dunkel und still, ein großer Spiegel zwischen zwei Türen war ganz ausgefüllt vom Porträt eines Mannes, das auf der anderen Seite dem Spiegel gegenüber hing. Bresgote betrachtete das Bild, es war eine Temperaskizze, unfertig und grob, aber von großem Reiz. Es zeigte einen jungen Mann in grellroter Strickweste, der die Wimpern gesenkt hielt und etwas zu lesen schien, was er auf ein Stück blauen Kartons geschrieben
    hatte, denn in der anderen Hand hielt er einen Bleistift. Im Mund hatte er eine Pfeife, Bresgote konnte genau lesen, was dotterfarben auf dem Stück blauen Kartons stand: Bambergers Eiernudeln.
    Albert kam aus der Küche zurück, deren Tür er offen ließ. Bresgote sah, daß die Küche riesig war, weiß gekachelt... Durch schwarze und kleinere Platten waren Muster einzementiert, Embleme der Kochkunst, Löffel und Töpfe, Pfannen und riesige Bratengabeln, Kuchenformen und, sich zwischen diesen Mustern durchwindend, der Spruch: Die Liebe geht durch den Magen. »Ist das ihr Mann«, sagte Bresgote, »der Dichter?« »Ja«, sagte Albert, »aber du siehst das Bild von hier aus besser.« Er drehte Bresgote an der Schulter, ihn leicht berührend, und sie standen jetzt dem Spiegel gegenüber, der die gleiche Größe hatte wie das Porträt. Bresgote betrachtete nachdenklich das Bild und das Stück blauen Kartons, auf dem die Aufschrift nun verdreht war. Vor dem Porträt dieses jungen Mannes standen sie beide im Spiegel mit lichtem Haar, müdem Gesicht, und sie blickten sich an und lächelten einander zu.
    »Komm«, sagte Albert, »wir können essen, sobald der Junge da ist. Inzwischen trinken wir etwas.«
    Sein Zimmer war hoch und breit, vorne am Fenster stand das Bett, dem Bett gegenüber sein Zeichentisch, der sehr breit war, und zwischen Bett und Tisch war noch ein

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