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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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hab ick doch jrade dran, damit ick nich varreisen muss!«
    Er lachte und tätschelte mir wie einem Kind die Schulter. »Aba weeßte, ick seh die schon jar nich mehr. Aba jetzte, wo du’s sagst, denk ick so, die jeht mir schon länger uff de Eier. Ick krakel und kritzel da schon so druff, ick werd’ die mal übakleben, oda ick mal’ dit allet eenfach mal schwarz, dit wär ooch jut.«
    Ich schwieg entsetzt. Hausers schwarzes Zimmer. Vielleicht sollte ich nach dem Motorrad fragen. »Und du fährst nicht richtig weit weg ma l – auf deinem Motorrad? Wozu hast du das denn dann?«
    Der Hauser sah mich irritiert an. »Icke doch nich, nee, ne e – diese janzen fernreisende Leute, dit is nüscht für mich.«
    Auf dem Hof sammelte der Olk verdrehte Barbiepuppen ein.
    »Dit is mir allet viel zu stressig. An’re Sprachen, komischet Essen, davon haste dann wieda Dünnschis s … Und Fraun, die de nich anlächeln darfst, sonst haste’n dicket Problem oder ’ne janze Sippschaft anne Back e … Ick habs doch juut hier!«
    »Und so die Berliner Winter? Das halbe Jahr Berliner Winter?«
    »Mir ejal. Bin’n Nachtmensch. Seh die Sonne eh nich. Jetzt jibt’s ja ooch’n Solarium hie r … find’ ick juut.« Wahrscheinlich würden Melanie und Larissa dem Hauser gefallen.
    »Un d … wo fährst du dann überhaupt so hin mit deinem Motorrad?«
    »Na hier uff de Avus, zum Bleistift. Oda raus nach Glienicke! Oda halt so Kreuzberch.«
    »Willst du nicht ma l … weg von allem?«
    »Na, ick bin doch erst letztet Jahr jroß umjezogen! Heilja Bimba m … von Buckow nach Wilmersdorf! Is ’ne and’re Welt hier, kannste mir glooben.« Er lachte laut und schüttelte seine langen braunen Locken.
    »Und was ist so anders?«
    »Na, der Hof hie r … dat de imma mit so Varrückten allet teilen musst. Dat de ’n jutes Motorrad nich zusammenflick’n kannst wegen ’ne rumstehende Tittenkolonie und ’n paar beschmierte Barbies uff alten Weltkarten, wat weeß ick, und so’n Zeugs. Die Künstla verschlus’n ooch noch imma meen Werkzeuch, nee nee. Manchma’ hab ick jedacht, manchet war in Buckow schon bessa!«
    »Und warum bist du dann hierhin?«
    »Na, eijentlich wejen die Kneip’n!« Er lachte. »Hier is’ mehr lo s … Szene und so, Freund e … Weiber ooch.«
    Ich schwieg.
    »Man muss halt tolarant sein mit die vielen Varrückten hier.«
    »Und, findest du meinen Vater auch verrückt?«
    »Na, der is bestimmt varrückt, wie der kiekt, so janz varrückt, aber deen Vata macht’n janz lieb’n Eindruck. Janz höflich, ooch zu de beeden Varrückten, sogar zu die Hunde un’ die Mäuse… Könnte ooch aus Buckow kommen. Der is doch außa Provinz, wa?«
    Von diesem Dialog würde ich Klaus bestimmt nie erzählen.
    Wir sahen Das Leben des Brian noch zu Ende, von Gottlieb Wendehals untermalt. Keine Stimmung zum Abheben. Plötzlich fühlte es sich normal an, beim Hauser zu sitzen. Und die Hawaiitapete war einfach nur eine Tapete. Als der Abspann lief, Always look at the bright side of life , klingelte beim Hauser das Telefon. Er schnappte sich den Hörer, fläzte sich auf dem Bett. Am anderen Ende der Leitung wurde gekichert. Mit unterm Ohr geklemmtem Telefonhörer machte der Hauser eine Bierflasche auf und legte gleich darauf auf.
    »Willste’n Schluck?«
    »Ich muss nach oben.«
    »Kannst imma hierher kommen, wenn de mal Filme kieken willst. Oda deen Bruda. Hab ick dem uffm Dach ooch schon jesacht. Ick hab’n offenet Haus. Ick hab ja nich viel zu tun, auß a …«
    Der Hauser sah mich mit bedeutsamem Gesicht an: »Außa ick hab wa t … zu tun.«
    Auch wenn ich bestimmt nie mit ihm die Carretera Austral entlangfahren würde, interessierte mich, was er eigentlich machte. »Verkaufst du alte Sache n … oder nimmst du den Leuten vorm Rattenloch Eintritt ab?«, fragte ich und wunderte mich über meinen Mut, solche Scherze zu machen. Ich hatte mir mal wieder überlegt, wie Falk mit solch einer Situation umgehen würde.
    Der Hauser lachte: »Rattenloch sachste. Ick nenn’ dit Mäusehöhle. Ratten sach ick nur zu Menschen. Janz ehrlich, ick saß ma’ im Jefängnis. Dit war dit traurige Ende eina sehr, sehr kreativen Phase von mir! Im Jegensatz zu die Varrückten hier ham sich bei mir jute Ideen immer in Zaster umjerechnet, irjendwann hat dit ma’n paar Leutchen jestör t … Ick hab noch Bewährung, daher bin ick’n bisschen vorsichtijer jeword’n mit meenen juten Ideen. Muss nich überall meene Nase rinstecken. Aba nur so mit Mopeds,

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