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Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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einmal verliebt gewesen war, und zwar in George Harrison. Ich hatte ein Foto aus dem White Album meiner Eltern über mein Bett gehängt. Isa lachte daraufhin, was ich nicht verstand und was mich verletzte.
    »Sag ma l, Isa, warum bist du eigentlich mit mir befreundet? Ich meine, abgesehen davon, dass wir praktischerweise im gleichen Haus wohnen?«
    Isa sah mich überascht an. »Wie kommst’n jetzt darauf?«
    »Weil du alles Mögliche merkwürdig findest, was ich mach e … oder denke.«
    Isa erhob keinen Einspruch, sondern schien nachzudenken. Wie sie wohl reagieren würde, wenn ich ihr vom Hauser erzählen würde? Sie würde mich garantiert für verrückt halte n – verliebt in einen Verbrecher. Vielleicht sogar einen Schwerkriminellen. Ich kam mir einzigartig und mutig vor. Wer weiß, vielleicht wurde der Hauser ja sogar gesucht, und eines Tages würde ich mit ihm gemeinsam fliehen müssen. Ein Leben auf der Flucht. Nur mit Landkarten und einem Motorrad. Keine Schule, keine Schwundtke, kein Kunstwerkeabstauben und keine Ausfragen.
    Isa sah mich bedeutungsvoll an, dann legte sie mir eine Hand auf den Arm. »Weißt du, Jule, ich glaube, es gibt, wie immer auf der Welt, genau zwei Dinge: Links und rechts, reich und arm, West und Ost, du weißt, was ich meine. Und es gibt eben normale und komische, oder wie du sagen würdest, merkwürdige Menschen. Und ich bin eher normal, und du etwas merkwürdig. Aber dann gibt es noch mal eine Unterteilung: Es gibt normale Menschen, die gern unter anderen normalen Menschen sind, ich würde sagen, Melanie und Larissa sind so. Dann gibt es aber auch andere normale Menschen, die lieber mit etwas merkwürdigen Menschen zusammen sind, weil sie das interessanter finden und keine Angst vor den Merkwürdigen haben. Zu dieser Gruppe gehören mein Vater und ich.«
    »Und was ist mit den merkwürdigen Menschen? Ist das auch so eine Plus-Minuspol-Geschichte, merkwürdig gesellt sich zu merkwürdig oder eben zu normal?«
    Isa seufzte: »Mit dir ist es noch mal ganz merkwürdig, weil du merkwürdige Menschen wie Falk oder deine Eltern magst, aber dann jemanden eher normales wie mich als beste Freundin hast.«
    »Und wie merkwürdig findest du Fiona?«
    »Die ist ja nun total merkwürdig, aber auf eine andere Art als d u – die ganze Geschichte mit ihrer Endlostheraphie und dem Ekel und den alten Männern, für die sie immer schwärmt. Weißt du noch, damals, unser Musiklehrer?«
    »Irgendwie ist das doch nicht das gleiche Ding mit merkwürdig und normal wie mit links und rechts und West und Ost.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Nachts, als ich am Fensterbrett stand und in den Hof starrte, grübelte ich weiter darüber nach. Ich überlegte, wie es wäre, wenn ich nicht Julika, sondern Isa wäre. Wie in Kafkas unheimlicher Käfergeschichte würde ich morgens verwandelt aufwachen. Ich würde nicht mit meinen dämlichen glatten Haaren (so dünn, dass keine Haarspange hielt), sondern mit goldblonden Locken, die einem beim Abschreiben schön ins Gesicht fielen, aufwachen. Mir wäre über Nacht ein Busen gewachsen, den ich beim 1000-Meter-Lauf stolz unter meinem engen T-Shirt vor mir her tragen würde. Eine Tamponpackung stünde selbstverständlich in meinem Bad in einem schicken Glasschränkchen, sichtbar für jeden zwischen Badeöl und Gesichtslotion. Frau Hülsenbeck kaufte Isa tolle Cremes, Wiebke mir immer nur Nivea. Alles andere sei Mist, behauptete Wiebke. Geldmache. Das war überhaupt ein Lieblingswort von ihr: Geldmache. Früher glaubte ich, Wiebke würde mir in ihrem Allibert (diesen Spiegelschrank fand Klaus hässlich, Wiebke aber »praktisch«) irgendetwas Besonderes vorenthalten, aber dem war nicht so. Auf Wiebkes Seite vom Allibert stand nicht viel mehr als eine rote Zahnbürste, die aussah, als würde sie sich ihre Schuhe damit putzen, ein Riesenshampoo für »normales Haar« und eine 500-ml-Dose Nivea. Dabei hatte ich, als ich klein war, so sehnsüchtig gehofft, dass meine Mutter dort geheimnisvolle Kräuter und Zaubersalben vor uns versteckte.
    In Biologie musste ich mich wieder mit der neuen Heilslehre, mit Genetik, befasse n – viel lieber hätte ich etwas über heimische Wald- und Wiesenkräuter erfahren, wie sie im Rattenloch wuchsen oder bei uns auf dem Hof und immer wieder hartnäckig versuchten, sich von herumliegendem Müll oder herumstehender Kunst Raum zurückzuerobern. Es interessierte mich nicht im Geringsten, was aus den Enkeln, Urenkeln und Ururenkeln dieser roten und

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