Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hausers Zimmer - Roman

Hausers Zimmer - Roman

Titel: Hausers Zimmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
Vom Netzwerk:
zum Unterricht kamen. Die beiden gingen in der Pause aufs Mädchenklo und sangen laut Sex in der Wüste von Ideal .
    Niemand trug mehr Neonarmbänder, jetzt waren Netzhemden angesagt. Ein neuer Klamottenladen hatte am Tauentzien aufgemacht, Wit Boy , da kauften alle diese bunten Löchershirts. Wenn nicht bei Wit Boy , dann bei Jean Pascal . Heute hatte Isa ein quietschgelbes Sweatshirt mit pinkfarbenem Netzeinsatz an der linken Schulter an. Alle bestaunten sie auf der Treppe. Ihr Sweatshirt war auch noch von Esprit. Aber leider fand ich Netzshirts hässlich. Als ich Isa auf dem Nachhauseweg sagte, dass ich den pinkfarbenen Netzeinsatz affig fände, guckte sie beleidigt und redete den Rest des Rückwegs kein Wort mehr mit mir.
    Als wir vor unserem Haus standen, kam uns der Hauser entgegen. Mit seiner geilen Lederjacke. Er lächelte mich an. Nicht Isa, nur mich.
    »Es tut mir leid, was ich eben mit dem Netzshirt gesagt habe«, meinte ich versöhnlich.
    Später saßen wir auf dem Hülsenbeckschen Balkon. Wir malten unsere Fußnägel bunt an, grün, silber, orange, türkis, obwohl ich erst nicht wollte, aber ich ließ mich von ihr überreden. Nachher hörten wir die Kool & The Gang -Kassette, die Isa sich gerade von Melanie überspielt hatte. Zwischendurch stürzte Frau Hülsenbeck zu uns auf den Balkon und bombardierte mich mit Ausfragen: Ob ich meine Zeugnisnoten schon kennen würde, ob ich wüsste, wohin der nächste Schulwandertag ginge, Isa sei ja der Ansicht, das stünde noch nicht fest…
    Als ich wieder bei uns in der Wohnung ankam, stand Klaus mit Koffer in der Tür, er war gerade von einer Dienstreise zurückgekommen. Für alle hatte er etwas mitgebracht. Wiebke beka m – o Wunde r – einen langen Rock. Aus türkisfarbenem Samt mit weißen Blumen, die vom Saum aus die Beine »hochwuchsen«. Für Falk hatte er ein T-Shirt, auf dem Closed today stand, ausgesucht. Das fand ich lustig, und Falk schien es auch zu gefallen, er zog es gleich an. In meinem Pappkarton lag eine weinrote Weste mit silbernen Knöpfen und kleinen aufgenähten Glitzersternen. Und für alle zusammen gab es eine große Schachtel dänischer Bonbons. Eine weitere Schachtel hatte Klaus für Herrn Wiedemann mitgebracht, auf dessen »runde« Geburtstagsfeie r – Herr Wiedemann wurde siebzi g – er am Abend noch gehen wollte.
    Als Wiebke und Klaus wie üblich um Punkt acht den Fernseher für die Tagesschau einschalteten, klingelte das Telefon. Steffen wollte mit mir einen Spaziergang machen. Ich schlug vor, ins Planetarium zu gehen, weil heute die neuen Voyager-Bilder vom Jupiter gezeigt wurden. Steffen war sofort einverstanden, und wir trafen uns vor dem Planetarium am Insulaner . Im Planetarium war es mordsgemütlich, wir sahen Aufnahmen von den Wirbeln im großen roten Fleck vom Jupiter und aßen dabei die letzten dänischen Bonbons, die ich mir geschnappt hatte. Nachher gingen wir noch zur Sternwarte und guckten uns die dunklen Flecken auf dem Mond an. Sie hatten geheimnisvolle Namen: Mare Nectaris, Mare Tranquillitatis, Mare Serenitatis.
    Zufrieden schlummerte der Hauser im Abendrot am Strand.
    Als ich am nächsten Tag von der Schule nach Hause kam, war schlechte Stimmung. Wiebke wollte von Klaus wissen, warum er derart spät von Herrn Wiedemanns Party zurückgekommen war. Sie schien direkt eifersüchtig.
    Weil er sich nicht äußerte, kam ihr die Idee, Anna, die auch auf dem Fest gewesen war, zu befragen. Als am Nachmittag Fiona, Sena und Pepita zu uns kamen, um die Hausaufgaben zu erledigen (Fiona kam etwas später, weil sie noch ihre Therapiestunde hatt e – diesmal hatte sie dort Kekse mit kleinen Teufelsgesichtern gebacken, die sie uns mitbrachte), lud Wiebke Anna zum Tee ein. Während ich mich auf die Toilette schlich, hörte ich, worüber sie sprachen.
    »Der Wiedemann hat Klaus ein paar Leute vorgestellt, und er hat sich mit zwei Studentinnen der Kunstgeschichte länger über ihre Italienreisen unterhalten, aber dann, als schon einige Gäste am Gehen waren, hat er bei Herrn Wiedemann ein Buch über Botticelli entdeckt, war nicht mehr ansprechbar und ist damit irgendwo in der Riesenwohnung verschwunden.« Die Stimmung war abends wieder gut.

Löcher in der doppelten Stadt – Taubenflüge
    Am nächsten Tag in der Schule kündigte Frau Schwundtke uns den Wandertag an. Wandertag, das bedeutete nichts Gutes: Einen Tag lang pausenlos seinen Mitschülern ausgesetzt zu sein war für mich nicht erholsam. Entweder wurde etwas »Witziges«

Weitere Kostenlose Bücher