Hausmaestro - Kriminalroman
feister Mann mit einem ernsten Gesicht entgegen, der sich als Michael Weber vorstellte und die Herren eilig in einen Raum führte, der wohl als Besprechungszimmer diente.
»Können Sie mir endlich sagen, was genau mit Magnus passiert ist?«, fragte Weber, noch bevor sich die Herren gesetzt hatten. »Seitdem die Nachricht von seinem Tod veröffentlicht wurde, ist hier die Hölle los. Ständig bekomme ich Anrufe von verzweifelten Veranstaltern, die mich mit Fragen bombardieren, die ich nicht beantworten kann.«
»Herr Maurer wurde heute Morgen um neun Uhr von seiner Haushälterin tot in seinem Bett aufgefunden … «, begann Vogel.
»Ich nehme an, mit seiner Haushälterin meinen Sie Miwako?«, unterbrach ihn Weber.
»Ja«, lachte Vogel verlegen, »das ist die Bezeichnung für die Presse. Wir halten es für klüger, Frau Watanabe vorläufig aus dem Spiel zu lassen. Maurer wurde heute gegen Mitternacht in seinem Bett erdrosselt. Wahrscheinlich mit einer Garotte oder einem ähnlichen Werkzeug. Falls es Sie tröstet: Er wurde im Schlaf überrascht und war wahrscheinlich noch nicht einmal richtig wach, als es passierte. Trotzdem ist es ein furchtbarer Tod, keine Frage.«
Vogel hielt sich an die offizielle Version, um damit Weber, falls er etwas mit dem Fall zu tun haben sollte, über den Kenntnisstand der Polizei im Unklaren zu lassen.
»Mit einer Garotte, sagen Sie? Wer macht denn so was?« Webers Gesichtsfarbe glich sich seinem grauen Sommeranzug an. Er war sichtlich mitgenommen und wischte sich mit einem großen Stofftaschentuch den Schweiß aus dem Gesicht. »Dabei war er gestern nach der Probe noch so optimistisch. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so froh gesehen. Mit der ›Traviata‹, in die ganze Welt übertragen, hätte er wahrscheinlich seinen endgültigen Durchbruch an die Weltspitze geschafft. Und jetzt das … «
Fasziniert beobachtete Walz Webers Doppelkinn, das bei jedem Kopfschütteln mitschwang.
»Frau Watanabe hat uns angedeutet, dass er eine etwas unglückliche Art hatte, mit den Musikern umzugehen«, sagte Vogel vorsichtig.
»›Unglücklich‹ ist leider ein Hilfsausdruck«, seufzte Weber. »Magnus war halt kein einfacher Mensch. Ich habe das oft miterlebt und hatte das bedauerlicherweise auch oft genug auszubaden«, erklärte er, zur Abwechslung einmal mit dem Kopf nickend, »aber er war eben ein großer Künstler, und die haben halt ihre eigenen Maßstäbe. Aber ist das ein Grund, ihn gleich umzubringen?«
»Inwieweit hatten Sie das auszubaden?«, fragte Vogel interessiert.
»Na ja, ausbaden ist vielleicht zu viel gesagt«, meinte Weber zögernd, »ich musste manchmal halt die Wogen glätten, wenn Magnus wieder einmal zu viel Wind gemacht hat.«
»Was heißt das genau?«
»Gestern zum Beispiel. Da hat er einen Fagottisten so hart angefasst, dass der nach der Probe gleich zum Betriebsrat gelaufen ist. Und der kam dann zu mir, um mich zu ersuchen, dass ich dem Magnus ausrichten soll, dass es so nicht gehe.«
»Warum ist er nicht direkt zu Herrn Maurer gegangen?«
Verzweifelt hob Weber seine Arme. »Weil man sich nicht traute, mit Magnus persönlich zu reden. Sie dürfen nicht vergessen, dass stets befürchtet wurde, dass er plötzlich die Flucht ergreift. Wie früher der Kleiber. Dafür wollte niemand die Verantwortung übernehmen.«
»Sie fungierten also gleichsam als Prellbock … Wenn es dem Orchester nicht gepasst hat, sind die Musiker zu Ihnen gekommen, und wenn es dem Maurer nicht gepasst hat, ist der dann auch zu Ihnen gekommen?«
»Ja, einer muss halt der Teschek sein«, antwortete Weber achselzuckend, »man kann sich’s manchmal nicht aussuchen.«
»Müssen Sie bei den Proben eigentlich immer anwesend sein?«
»Nicht immer, aber bei besonders heiklen Angelegenheiten, und um eine solche handelte es sich in diesem Fall, war ich stets in seiner Nähe. Nicht nur als Aufpasser«, setzte er schnell hinzu, als Vogel verständig nickte, »es hätte ja auch sein können, dass er etwas Wichtiges braucht … «
»Kam es bei den Proben hier an der Staatsoper an den letzten Tagen noch zu anderen Differenzen mit den Musikern?«
»Schauen Sie, Magnus war ein Perfektionist. So wie er höchste Maßstäbe an sich selbst legte, verlangte er auch von den Musikern, dass sie ihr Bestes geben. In einer solch spannungsgeladenen Situation, noch verschärft durch das plötzliche Einspringen und die weltweite Live-Übertragung, fallen eben auch einmal Bemerkungen, die besser nicht gesagt worden
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