Haut aus Seide
in Ihrer Zentrale hängt?«
»Ja.«
Er lächelte. »Nein.«
»Nein?«
»Nein«, wiederholte er genauso ruhig wie beim ersten Mal. »Dieses Gemälde ist ein Meilleurs-Amis -Posten, an dem ich besonders interessiert bin.« Er schob seinen Morgenmantel über das Schienbein. »Aber wenn es Sie beruhigt, Ihr Verlobter hat versucht, es aus unserem Geschäft auszuschließen.«
Der Boden unter ihren Füßen bebte plötzlich. »Mein Verlobter?«
Simons Grinsen wurde breiter. »Er hat erwähnt, dass er vorhat, Sie zu heiraten.«
Béatrix setzte sich. Sie wusste nicht einmal, worauf sie sich da niederließ, bis Simon den Haufen Verträge unter einer ihrer Pobacken hervorzog.
»Tut mir leid, wenn ich die Überraschung verdorben habe«, sagte er mit plötzlich sanfter Stimme. »Und es tut mir auch leid, dass wir uns unter diesen Umständen kennenlernen. Ich wollte schon lange Ihre Bekanntschaft machen. Nicht nur, weil ich Ihre Arbeit bewundere, sondern auch, weil ich mich zu jemandem hingezogen fühle, der auch Ihnen sehr viel bedeutet.«
Mit ernstem und zugleich schüchternem Gesichtsausdruck hockte er sich neben ihren Stuhl. Er konnte nur Lela meinen, denn ein extrem maskuliner Kerl wie er würde wohl kaum auf diese Weise über Andrew sprechen. Aber sagte er auch die Wahrheit?
»Ihre Firma braucht mich«, fuhr er fort. Seine Hand lag warm auf ihrem Arm. »Ich sag es Ihnen ganz offen, wenn Sie an mich verkaufen, wird Meilleurs Amis einen drastischen Wandel vollziehen. Es wird nicht mehr die Firma Ihrer Großmutter, Ihrer Mutter, ja nicht einmal
mehr die von Philip Carmichael sein. Sie wird größer werden, moderner und nicht mehr ganz so exklusiv sein. Aber Meilleurs Amis wird am Leben bleiben und vielleicht sogar die nächsten hundert Jahre überstehen.«
Die Leidenschaft in seiner Stimme gab den Ausschlag.
»Ich werde meinen Anteil nicht verkaufen«, erklärte sie und genoss einen kurzen Moment lang den Anblick seines sich versteifenden Körpers. »Ich werde meinen Anteil gegen Aktien von Graves Incorporated tauschen.«
Seine Schultern entspannten sich, und die Augen begannen wieder zu glänzen. In seinem Fall waren die Augen wirklich die Fenster zur Seele. Kein anderer Körperteil verriet seine Gefühle so eindeutig. Eigentlich hatte Béatrix nur mit einer gewissen Freude gerechnet und nicht damit, dass sie ihn mit ihrem Vorschlag an den Rand des Weinens brachte. Sie stellte überrascht fest, wie froh sie seine Reaktion machte.
»Danke«, sagte er und ergriff ihre Hand. »Ich weiß Ihr Vertrauen in mich zu schätzen.«
Dieser Satz schien nicht rein geschäftlich gemeint zu sein. Liebte er Lela? Hoffte er, dass Béatrix ein gutes Wort für ihn einlegte? Ahnte er überhaupt, dass Lela von seinem Verrat wusste?
Warte , gemahnte sie sich selbst, bevor die Fragen aus ihrem Mund purzeln konnten. Warte ab, wie er sich morgen verhält.
Lelas Herz war viel zu kostbar, um lediglich einem Impuls zu folgen.
Vierzehn
Simon träumte von seinem Vater. In seinem Traum saßen sie in der hintersten Bank der alten Kirche in Setauket – der Kirche, die er als Kind immer besucht hatte. Das Licht schimmerte in seltsam wässrigen Grün- und Goldtönen. Es erinnerte ihn an Sonnenlicht, das sich in einem gemächlich dahinfließenden Bach spiegelt. Die Kirche war leer, aber bereits für eine bevorstehende Hochzeit dekoriert. Auf den Altarstufen lag ein lavendelfarbener Läufer, und die Ecken der Kirchenbänke waren mit Satinschleifen und Schneeglöckchen geschmückt, den Lieblingsblumen seines Vaters.
Howard Graves sah so gut aus wie seit Jahren nicht mehr.
»Du hast das Richtige getan«, sagte er zu seinem Sohn, die großen Hände auf die Knie gepresst. »Wenn man einen Mann straucheln sieht und weiß, dass man der Einzige ist, der ihm helfen kann, dann muss man es auch tun. Außerdem hat deine Mutter Schuhe immer sehr gemocht.«
»Schuhe?«
Sein Vater grinste. »Ich wette, du hast nie geahnt, dass ich den alten Amalfi kenne. Er hätte fast mal für Graves gearbeitet, aber wir konnten ihn uns damals noch nicht leisten. Ha!« Er schlug sich auf die Schenkel. »Bei dem, was die alte Sophie Clouet ihm bot, konnten wir nicht mithalten.«
Simon stellte die Informationen seines Vaters nicht infrage, sondern war dankbar für seine Gesellschaft. Er hatte in letzter Zeit zu schwer gearbeitet; es war schön, einfach nur Schulter an Schulter dazusitzen und die friedliche Stimmung zu genießen.
»Der Altar glüht geradezu«, sagte er
Weitere Kostenlose Bücher