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Haut aus Seide

Titel: Haut aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Holly
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besseres Angebot äußerst gering ist.«
    Er ließ die Gummibänder fallen und starrte bedrückt auf seine Fingernägel. »Ich werde dich nicht dazu zwingen, auf dein Erbe zu verzichten.«
    »Philip«, sie legte ihre Hand auf die seine, »ich wurde in diese Firma hineingeboren. Du hingegen hast dir deinen Platz erarbeitet und mein Vertrauen gleich dazu.« Sein Mund zuckte protestierend, aber Béatrix wollte nicht zulassen, dass er sich selbst heruntermachte. »Du hast Simon Graves doch nicht gebeten, dich weiter zu beschäftigen. Er hat dich freiwillig gefragt. Wenn du es nicht ertragen kannst, für ihn zu arbeiten, dann kann ich es nicht ertragen, dich dazu zu bringen.«
    Philip sank auf seinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Sein Seufzen verriet ihr eine Menge über die Last, die er schon seit Jahren auf seinen Schultern trug. Jetzt war es an ihm, ihre Hand zu ergreifen.
    »Ich hätte nichts dagegen, sein Angestellter zu sein«, sagte er mit geschlossenen Augen, den Kopf langsam hin und her wiegend.
    »Dann ist es also abgemacht. Wir verkaufen.«
    Aber zuerst würde Béatrix Clouet den Löwen in seinem Bau zur Rede stellen.
     
    Béatrix überlegte lange und sorgfältig – dann entschied sie sich für ihren besten Balenciaga -Anzug und ihre schönsten Ferragamo -Schuhe. Die Locken hatte sie zu einem festen Knoten gebändigt und das Gesicht nur sehr zurückhaltend geschminkt. So gewappnet stolzierte sie
nun durch die Eingangshalle des Sofitels . Sie war jetzt ganz die Mutter: Mode-Mogul und Verführerin, Geschäftsfrau und Sirene. Die Leute in der Lobby starrten sie an, als fragten sie sich, wer sie wohl wäre und weshalb sie so wichtig erschien. Diese Wirkung war so einfach zu erzielen gewesen, dass Bea am liebsten laut aufgelacht hätte. Die Macht gehörte eben denen, die so taten, als ob.
    Ob ihre Mutter diese Erkenntnis auch gehabt hatte? Oder hatte sie geglaubt, dass die Macht den Frauen gebührte, die die längsten Krallen hatten?
    Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Bea hatte sich selbst gefunden, weil sie bereit war, die Menschen, die sie liebte, mit allen Mitteln zu verteidigen – genau wie Philip. Sie stieg aus dem Fahrstuhl und durchquerte einen plüschigen, stillen Flur. Die Zimmernummern waren auf Messingtafeln angebracht. Sie klopfte an der 1217 und wartete darauf, dass der Liebhaber ihrer besten Freundin die Tür öffnete.
    Er schien keineswegs überrascht, sie zu sehen – und das, obwohl er einen braunen Seidenmorgenmantel trug. Simon hielt ihr die Tür weit auf.
    »Kommen Sie doch rein«, forderte er sie auf.
    Auf dem Wohnzimmertisch stand ein geöffneter Laptop, doch davon abgesehen wirkte die Suite unbewohnt. Ein makelloser Teppichboden erstreckte sich in Beige und Pink zwischen den Wänden. Keine Socken auf dem Fußboden, keine Bücher, keine Souvenirs. Béatrix konnte sich nur schwer vorstellen, wie jemand so Extravagantes wie Lela sich zu diesem nüchternen Mann hingezogen fühlen konnte. Oder vielleicht doch. Sein Gang verriet eine Ahnung von Stärke. Kontrollierte Stärke.
Und sein Blick war zwar flüchtig, hatte aber etwas sehr Intensives.
    Die Einladung zu einem Drink lehnte sie ab.
    Simon setzte sich auf eine helle Art-déco-Couch mit schön geschwungenem Rückenteil und gewagten schwarzen Akzenten. Er wartete geduldig, während seine Besucherin den fast leeren Raum durchstreifte.
    »Ich nehme an, Sie sind hier, um mich zu taxieren«, sagte er.
    Das stimmte zwar, aber Béatrix machte sich nicht die Mühe, seiner Vermutung zuzustimmen. Stattdessen blieb sie vor einem verschwommenen Gemälde des Eiffelturms stehen. Ein Allerweltsbild. »Philip sagte mir, Ihr Angebot sei sehr großzügig gewesen.«
    Simon verlagerte seine Position auf der Couch. »Ich war nicht in der Stimmung, mich mit ihm herumzustreiten.«
    Als Béatrix sich wieder zu ihm umdrehte, hatte er ein Bein über sein Knie gelegt. Die Haltung gewährte ihr einen Blick auf seine behaarten, muskulösen Waden. Durch den V-förmigen Ausschnitt des Morgenmantels war noch mehr dunkles Haar zu sehen. Ohne jede Mühe strahlte er eine natürliche Männlichkeit aus, die ein Mädchen wie Lela schon allein vom Körperbau her spielend überwältigen konnte. Hatte er das etwa getan? War dieser Rohling mit dem steinernen Gesicht der Mann, der ihr Herz erst gewonnen und dann gebrochen hatte?
    »Ich möchte gern Die große Schwester zurückkaufen«, teilte Béatrix ihm mit.
    Simons Augenbrauen schnellten nach oben. »Das Gemälde, das

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