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Haut aus Seide

Titel: Haut aus Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Holly
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noch nie ungeschützten Sex gehabt hatte. Es gab keinen anderen Mann auf der Erde, von dem sie das sonst sagen würde, aber ihm vertraute sie. Und sie war ziemlich sicher, dass er auch ihr vertraute. Immerhin hatten sie sich beide testen lassen. Das Problem musste also irgendwo anders liegen. Wenn ein Mann sich vor dem Höhepunkt zurückzog, obwohl alles in ihm danach schreien musste, weiter zuzustoßen, dann musste das Misstrauen schon sehr tief gehen. Hatte sie ihn zu oft ihre spitze Zunge spüren lassen? Hatte er Zweifel, dass er ihr wirklich etwas bedeutete? Béatrix streichelte über die goldenen Locken seiner Brustbehaarung.
Sie zögerte, ihre Gedanken zu formulieren, wollte das Thema aber doch wenigstens ansprechen.
    »Es fühlte sich ein bisschen so an, als wolltest du dich nicht richtig fallen lassen«, sagte sie schließlich.
    Philips Mund öffnete sich, klappte aber sofort wieder zu. Er zog sie enger an sich und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.
    »Das wäre ein Risiko«, sagte er als Antwort, obwohl es eigentlich keine war.
     
    Als sie am nächsten Morgen neben Philip erwachte, hatte der Nebel sich bereits wieder gelichtet. Sie liebten sich – recht schnell und immer wieder von Neckereien und Lachen unterbrochen – und zogen sich dann an. Der Besuch in Signor Amalfis Villa verging wie im Flug. Sie bezirzten den alten Herrn ohne jede Schwierigkeiten. Gemeinsam – wie eine gut geölte Maschine. Als es allerdings um die »richtigen« Geschäfte ging, überließ Béatrix Philip und den beiden Amalfi das Feld, zog ihre Schuhe aus und machte es sich in einem Liegestuhl am Terracotta-Pool bequem. Die Luft war erfüllt vom Duft der Hibiskusblüten und dem Olivenöl ihres köstlichen Essens. Die Mittelmeersonne war wie eine Droge, die Bea all ihre Probleme vergessen ließ. Die Wärme breitete sich in ihren Adern aus und erfasste schließlich auch ihre Muschi. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten gestattete Bea sich, von Fantasien über Philip davongetragen zu werden. Sie dachte daran, wie sehr sie sich danach sehnte, ihn zu berühren, und was sie tun würde, wenn er jetzt neben ihr in der Sonne schmorte. Seine Haut war weich und lud zum Streicheln ein. Seine Muskeln waren fest und der Schwanz ein absoluter Handschmeichler. Bea
wollte ihren Geliebten so wild machen, dass er nicht mehr das Bedürfnis empfand, sich vorzeitig aus ihr zurückzuziehen. Sie wollte ihn ganz zu ihrem Eigentum machen. Als er sich schließlich endlich zu ihr an den Pool gesellte, schnurrte ihr Motor wie eine Katze.
    Seine Besprechung musste gut verlaufen sein, denn er lächelte sie voller Zufriedenheit an. »Hast du schön geschlafen?«
    »O ja«, antwortete sie und streckte sich genüsslich vor ihm.
    Als das Paar die Villa verlassen hatte, nahm Philip ihre Hand und drückte ihr einen süßen Kuss auf die Fingerknöchel. Meins , schien der Kuss zu sagen. Meins.
     
    Philip hatte eine Vespa gemietet, mit der sie durch die leeren Straßen fuhren, während die Einheimischen ihre tägliche Siesta genossen. Abgesehen von ein paar Touristen schien jeder ein Verdauungsschläfchen zu halten. Gegen drei Uhr würden alle und damit auch der Verkehr wieder zum Leben erwachen, aber im Moment gehörte die Stadt ihnen ganz allein.
    Sie fuhren Richtung Norden, vorbei am Giancolense-Park mit seinen schattigen Palmen und duftenden Gärten, rollten über die Piazza San Pietro mit dem Vatikan, betrachteten ehrfürchtig die ockerfarbene Engelsburg und überquerten schließlich den Tiber. Die Vespa ratterte gerade über das Kopfsteinpflaster einer weiteren wunderschönen Piazza, als Philip ihre Arme trotz der Hitze noch enger um sich schlang. »Halt dich gut fest«, wies er sie an und gab noch ein Mal richtig Gas. Béatrix presste die Wange an seinen Rücken.
    Das Paar machte an einer schlichten Kirche halt, um
sich zwei überwältigende Bilder von Caravaggio anzuschauen. Die dreihundert Jahre alten Gemälde waren in sehr gutem Zustand. Der Maler hatte ganz offensichtlich keine Angst vor der Dunkelheit gehabt, denn die düstere Grundfarbe des Bildes ließ die dargestellten Menschen wie Lichtgestalten erscheinen. Die Farben waren leuchtend und die Darstellung so überzeugend, dass man das Ganze fast für eine Fotografie hätte halten können. Die Kraft seines Werkes berührte Béatrix über alle Maßen. Dem komme ich nicht mal ansatzweise nahe , dachte sie. Darauf muss man wohl ein ganzes Leben verwenden.
    Aber der Gedanke deprimierte sie in keiner Weise.

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