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Haut, so weiß wie Schnee

Haut, so weiß wie Schnee

Titel: Haut, so weiß wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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reichte ihr die Flasche. »Mach schon.«
    Sie trank zwei Schlucke.
    »Mehr.«
    Sie trank noch zwei.
    »Mehr.«
    Sie schüttelte den Kopf und stellte die Flasche weg. Dann legte sie ihren Kopf auf seinen Bauch und ließ ihre Hände unter seinem T-Shirt nach oben wandern. »Wozu sind eigentlich die da?«, fragte sie und stippte an seine Brustwarzen. Sie war frech. Aber dann fand er den Riss in ihrer Bluse, von dem sie gesprochen hatte. Eine aufgeplatzte Naht an der Seite. Mindestens fünfzehn Zentimeter lang. Und da legte er seine Finger hinein. Erst den Mittel- und Zeigefinger, dann die ganze Hand. Er fuhr sacht über die nackte Haut unter ihrer Bluse. Um ihren Bauchnabel herum hatte sich eine Gänsehaut gebildet. Sie sagte nichts mehr.
    »Einen Vorteil hat es, dass wir hier sind«, flüsterte er.
    »Ach ja? Und welchen?«, fragte Jette.
    »Wir sind ganz allein.«
    »Na toll.«
    »Ich weiß noch einen«, sagte Jonah. »Wir werden nicht gestört.«
    Er drehte sie auf den Rücken und beugte sich über sie. Er war stärker als sie. Es war ein schönes Gefühl, stärker zu sein. Er legte sich ganz auf sie und stützte sich so ab, dass sich ihre Körper etwas berührten. Von oben hätte man nur ihn gesehen. Jette war ganz unter ihm verschwunden. Er zeichnete mit seinen Fingern ihre Lippen nach. »Jo«, sagte sie unsicher. Das sollte heißen: Kannst du mich nicht rauslassen? Er verstand es sehr wohl, dachte aber nicht daran. Sie war unvorsichtig, öffnete den Mund, und er legte seinen Finger hinein. Das war verboten. Er wusste es. Er spürte ihre harten, glatten Zähne, die weiche, feuchte Haut im Innern ihrer Wangen. Nur ihre Zunge war verschwunden, die hatte sie versteckt. Plötzlich biss sie ihn in den Finger, und im gleichen Augenblick presste sie ihre Beine zusammen. Jonah blieb liegen und dachte nur: Hoffentlich macht sie das noch mal. Er ließ sie nicht mehr los. Und was jetzt im Einzelnen geschah, hätte er im Nachhinein nicht mehr sagen können. Sein Mund spürte ihren Körperformen nach. Seine Nase versuchte möglichst viel von dem Jette-Geruch nach Erde und Pfefferminz einzusaugen. Seine Hände flossen über ihren Körper. Sie drängte sich an ihn, bis fast alle Wölbungen ihrer Körper in irgendeiner Kuhle untergebracht waren. Sie wand sich unter seinen Berührungen und fasste ihn so an, als gehörte sein Körper ihr. Sie zählte seine Zehen und erwartete anscheinend ernsthaft, eine andere Zahl als zehn zu erhalten.
    Irgendwann zog er endlich sein viel zu kleines T-Shirt aus und setzte sich ihr mit nacktem Oberkörper gegenüber.
    »Und?«, sagte sie neckisch. »Wie viele Haare hast du auf der Brust?«
    »Weiß nicht«, sagte er. »Kannst ja zählen.«
    »Eins, zwei, drei, vier …«
    Rechts von sich hörte Jonah ein leises Scharren.
    »… neun, zehn, elf, zwölf«, zählte Jette. »Zwölf Stück!«
    »Stimmt nicht«, sagte Jonah. »Das sind mehr. Du musst besser zählen. Komm näher ran.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und drückte es an seine nackte Brust. Er spürte ihre Wimpern, die an seiner Haut vorbeistrichen. Ihre Nasenflügel, die sich blähten. Ihren warmen Atem. Sie öffnete ihren Mund und küsste ihn auf die Brust.
    Das Scharren wurde lauter.
    Sie drehte sich zur Seite.
    »Jo, die Tür geht auf!«
    Jetzt hörte er es auch. Die Tür schwang zur Seite.
    »Du hast doch gesagt, uns stört hier niemand«, sagte sie vorwurfsvoll. Sie meinte es völlig ernst.
    »Hallo?«, fragte eine Mädchenstimme von draußen.
    »Klara!!«, rief Jette. Alle Freude der Welt lag in diesem Ausruf. So hatte er sie noch nie erlebt.
    »Äh …« Das Mädchen wirkte peinlich berührt. Die Situation war eindeutig.
    »Was ist denn?«, fragte eine andere Mädchenstimme von außen.
    »Charlie!« Wieder ein entzückter Ausruf von Jette.
    »Sollen wir lieber …«, sagte das erste Mädchen unsicher, »… später wiederkommen?«
    »Nein, bloß nicht!« Jette lachte und löste sich scheinbar ohne jedes Bedauern aus seiner Umarmung. Sie ordnete kurz ihre Kleidung, und schon war sie draußen.
    Freundinnen, dachte Jonah, na super. Ohne sich sonderlich zu beeilen, kroch er aus dem Verlies. Die Wärme im Tropenhaus schlug ihm wie eine Wand entgegen.
    »Hey, Alter!« Da war auch Dukie. Er wirkte etwas verlegen und klopfte ihm gleich mehrmals auf die Schulter. Jonah wurde schummrig zumute, und er musste sich setzen. Jette hingegen schien topfit und total aufgedreht. Sieund ihre Freundinnen standen etwas abseits, unterhielten sich im

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