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Haut, so weiß wie Schnee

Haut, so weiß wie Schnee

Titel: Haut, so weiß wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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»Mach schon!«
    »Es gibt jemanden, der von Wim Tanner verlangt, dass er Jette freilässt!«, verkündete Dukie geheimnisvoll.
    »Kenn ich mehrere«, sagte Jonah.
    »Ich mein den Mann mit dem Falken!«
    »Bitte, was?«, fragte Jonah perplex.
    »Die Geschichte am See?«, fragte Klara.
    »Ja«, sagte Dukie. »In der Villa ist ein anonymer Brief an Wim Tanner angekommen. Ich hab ihn in der Hausbar im Esszimmer gefunden. Eigentlich war ich nur auf der Suche nach einem guten Versteck für meine Mikros. Der Brief war geöffnet. Wahrscheinlich hat mein Vater ihn einfach aufgemacht. Ich hab den Brief mitgebracht. Ich les ihn euch vor. Es sind nur ein paar Zeilen.«
    Sehr geehrter Herr Tanner!
    Sie haben am 3. Juni vorsätzlich meinen Falken getötet. Ein solches Verbrechen bleibt nicht ungesühnt. Für den Moment verlange ich allerdings lediglich, dass Sie sofort das Mädchen freilassen. Ich weiß, wo sie ist. Halten Sie sich an meine Anweisungen.
    Hochachtungsvoll
    ein reisender Königssohn
    »Was soll denn das?«, fragte Jonah. »Irgendein Absender?«
    »Nein«, sagte Dukie.
    »›Ein reisender Königssohn!‹ Was ist das denn für ein Spaßvogel?«
    »Einer, der viel weiß«, sagte Dukie. »Der weiß, wo Jette ist. Der in der Nacht am See war. Der Wim Tanner droht.«
    »Und warum befreit er Jette nicht?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht will er unerkannt bleiben?«
    »Und was machen wir jetzt damit?«
    »Nachdenken, Junge. Schmeiß dein Hirn an. Das sieht nach einem Verbündeten aus. Einem, der was bewegen kann.«
    » Mit Absender wäre auch nicht schlecht gewesen«, sagte Jonah sarkastisch. Dann fügte er langsam hinzu: »Erinnert ihr euch an den Namen ›Norbert Königssohn‹? Den Mann, der behauptet hatte, dass er bei Jette als Baby diese Mutation entdeckt hatte?«
    » Königssohn …«, wiederholte Charlie. »Klar!«
    »Aber das macht die Sache nicht einfacher«, sagte Klara. »Der Mann ist schon seit Ewigkeiten verschwunden. Und warum sollte er so einen Brief schreiben? Wenn er es überhaupt ist.«
    Sie schwiegen. Nur die Standuhr tickte unverdrossen weiter.
    »Und die schlechte Nachricht?«, fragte Klara schließlich.
    Jonah hörte, wie die Katze auf einen Stuhl sprang. Sie hatte sich die ganze Zeit noch nicht bemerkbar gemacht. Jetzt raschelte sie mit einem Stück Papier, das auf dem Stuhl lag, und ließ sich darauf nieder.
    »Ich habe ein Gespräch zwischen meinem Vater und Wim Tanner aufnehmen können.«
    »Du hast was ?«, fragten Jonah und die Mädchen fast gleichzeitig.
    »Warum sagst du das nicht gleich?«, herrschte Jonah ihn an. »Wo ist Wim Tanner denn?«
    »Sie waren bei meinem Vater im Auto. Und hatten laute Musik an. War echt schwer, überhaupt etwas herauszufiltern. Die Aufnahme ist von gestern.«
    »Und worüber reden die?«, fragte Klara.
    »Ja, also …«
    »Dukie, los!«
    »Hört’s euch selbst an.« Dukie schaltete das Gerät an.
    »Und?« Dr. Saalfelds Stimme. Gut erkennbar.
    »Ich habe einen Kunden.« Wim Tanner.
    »Gratuliere. War’s schwierig?«
    »Nein.«
    »Was zahlt er?«
    »Sechsstellig.«
    »Nicht schlecht.«
    »Ein Anfang.«
    »Du willst öfter liefern?«
    »So oft es geht.«
    »Wer macht die Operationen?«
    »Ich kenne einen Arzt, der nicht viel fragt, wenn das Geld stimmt.«
    »Du lieferst nur die Eizellen?«
    »Ja. Der Kunde ist dann für alles Weitere selbst verantwortlich. Seine eigene Frau ist unfruchtbar. Sie wollen es mit den Eizellen des Mädchens versuchen.«
    »Na gut. Glaubst du eigentlich, dass die zweite Titanenwurz noch blüht?«
    Dukie schaltete das Gerät aus.
    »Mein Gott«, stieß Charlie hervor.
    »Er will ihre Eizellen verkaufen«, flüsterte Klara.
    »Kann man das denn so einfach?«, fragte Jonah fassungslos.
    »Ganz so einfach wohl nicht«, sagte Charlie. Ihre Stimme zitterte. »Hast du ja gehört. Muss man herausoperieren.«
    »Wer kauft so etwas denn?«, fragte Jonah verzweifelt.
    »Es gibt für alles Käufer«, sagte Klara leise. »Jeder weiß, wie schön Jette ist. Überall sind ihre Bilder. Das war kostenlose Werbung für Wim Tanner. ›Jette‹ ist ja fast schon eine Marke. Wahrscheinlich musste er nur an den richtigen Stellen durchblicken lassen, zu was er in der Lage wäre …«
    »Und jetzt?«, fragte Jonah.
    »Wir müssen sie schnell finden«, sagte Dukie. »Und wir sollten der Polizei sagen, dass mein Vater und Wim Tanner sich getroffen haben.«
    Klara und Charlie sagten nichts. Die Katze miaute und sprang vom Stuhl.
    Jonah fühlte sich so elend, dass er

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