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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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»Cruella« in das Feld für das Passwort. Enter. Eine Meldung leuchtete auf: Ups! Haben Sie Ihr Passwort vergessen?
    Er löschte »Cruella«, schrieb stattdessen »Cruellal«. Enter.
    Ups! Haben Sie Ihr Passwort vergessen?
    Er fühlte sich veräppelt, er hatte nicht mehr viel Zeit. Marsha würde nicht den ganzen Vormittag da draußen stehen und auf ein Paket warten, das es nicht gab.
    »Kaltes Luder?«
    Ups! Haben Sie Ihr Passwort vergessen? »Fünf acht sieben QU null.«
    Eine Frau stand in der Tür und beobachtete ihn mit ausdrucksloser Miene. Aschblondes Haar, im Nacken zusammengebunden, eine Umhängehandtasche und - war das zu glauben? - ein pinkfarbener Angorapullover über den Schultern. Sie hielt ein Papptablett von Starbucks mit einem Becher Kaffee in den Händen, und ein Autoschlüssel baumelte an einem Finger.
    »Wie bitte?«
    »Ich sagte: fünf acht sieben QU null.«
    »Ihr Passwort?«
    »Ja.«
    Er gab die Zeichenfolge ein und drückte die Enter-Taste. Haben Sie Ihr Passwort vergessen? Er sah die Frau an. Sie sah ihn an. »Äh...« Er wartete.
    Sie räusperte sich ungeduldig, lehnte sich leicht zur Seite und warf einen Blick auf den Bildschirm. Sie hatte kleine weiße Perlen an den Ohrläppchen. »Der Benutzername stimmt nicht. Kein Punkt nach dem Anfangsbuchstaben.«
    »Das hätte ich wissen können.«
    »Ja. Sie schon.«
    »Der Server ist störrisch wie ein Maultier. Alles läuft im Schneckentempo.«
    Sie sah ihn an, als hätte er soeben vor ihren Augen die Farbe gewechselt. »Ich weiß. Ich war die, die es Ihnen gemeldet hat.«
    Caffery schloss die Augen. Öffnete sie wieder. Wie groß war die Chance, dass ihm das passierte? »Ja. Natürlich waren Sie das. Vielen Dank.«
    »Schon okay. Wann werden Sie sich um meinen kümmern können?«
    »In zwanzig Minuten. Sobald ich hier fertig bin.«
    Sie ging zu dem Schreibtisch in der hinteren Ecke, stellte ihren Kaffee ab, nahm den Angorapulli von den Schultern und legte ihn sorgfältig über die Stuhllehne. Babypink. Sie ist eine von denen, die mit Stilettoabsätzen über dich wegmarschieren, dachte er, als er den Punkt löschte. Er drückte die Enter-Taste - der Bildschirm leuchtete auf. Tanners Konsultationen für diesen Tag.
    Die andere Sekretärin hatte das gleiche System benutzt, und nachdem er es einmal in Aktion gesehen hatte, war es nicht schwierig zurückzuspringen, auch wenn die Datenbank nur langsam arbeitete und der kranke Server sich abmühte wie ein Karrenpferd. Er ging zwei Jahre zurück bis zu den fraglichen Tagen. Der Name Lucy Mahoney traf ihn wie ein Blitzschlag. Um zehn Uhr am Vormittag des vierten Mai waren bei ihr eine Bauchstraffung und eine Sympathektomie vorgenommen worden, und zwar durch Georges Tanner FRCS.
    Georges Tanner FRCS.
    Einhundertundachtzig. Hab ich dich, du Sack. Er schloss die Datenbank, loggte sich aus und stand auf, als Marsha in der Tür erschien. »Hallo.«
    Sie lächelte höflich. »Wollen Sie gehen?«
    »Ich muss mit Mr. Tanner sprechen.«
    »Er ist nicht hier.« Ihr Blick ging zu dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte. »Ich glaube, das habe ich schon gesagt.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Zu Hause?« Sie ging an ihm vorbei und schaute noch einmal den Stuhl an. Dann hängte sie ihre Handtasche über die Lehne und setzte sich - zögernd, als befürchtete sie, der Stuhl könne in Flammen aufgehen oder zusammenbrechen. »Wahrscheinlich zu Hause - ich weiß es nicht. Ich habe vorhin versucht, ihn anzurufen. Er meldet sich nicht.«
    »Danke, Marsha. Sie haben mir sehr geholfen.«
    Er war schon an der Tür, als sie ihn beim Namen rief. Er wartete mit der Hand auf dem Türknauf, drehte sich langsam um. Das Pink-Angora-Mädchen am anderen Schreibtisch hatte aufgehört mit dem, was sie tat, und beobachtete ihn über ihren Monitor hinweg.
    »Ja?«
    »Ich habe eben mit den anderen Sekretärinnen gesprochen. Sie sagen, Sie interessieren sich für Patientenakten.«
    »Stimmt.«
    »Die Datenbank ist ein bisschen langsam, aber sie funktioniert.« Marsha zog die Tastatur zu sich heran, loggte sich ein, und der Bildschirm leuchtete auf. »Ich kann Mr. Tanners Daten durchsehen, wenn Sie möchten?«
    Caffery stand halb drinnen, halb draußen, und betrachtete ihr schwarzes Haar und die kleinen Korinthenaugen. Fast hätte er losgelacht. Ach, Marsha, dachte er, Gott segne jedes Haar auf deinem Kopf - ich nehme alles zurück. Du bist ein Engel, eine Samariterin. Und wahrscheinlich ein Luder in der Kiste. »Vielen Dank«, sagte er. »Aber

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