Haut
keine Details über die durchgeführten Operationen, und unter gar keinen Umständen werde sie irgendwelche Angaben über die Patienten machen. Er dürfe sein Glück gern bei den Sekretärinnen der Chirurgen versuchen, aber Arztsekretärinnen seien notorisch verschwiegen in diesen Dingen. Und seine Chance, einen Durchsuchungsbeschluss zu bekommen, fügte sie hochnäsig hinzu, halte sie für ziemlich gering.
Aber sie hatte sich verschätzt, wie sich herausstellte. Die Sekretärin, die für zwei der Ärzte - Davidson und Hunt - die Bücher führte, empfing ihn mit freundlicher Miene. Sie kannte Susan Hopkins und hatte gehört, was passiert war. Die ganze Klinik redete darüber.
»Ich würde mir gern ihre Unterlagen ansehen.«
»Ich darf Ihnen keine Auskunft geben.« Ängstlich stand sie vor ihrer Bürotür, als habe sie einen Schatz zu hüten. »Das wissen Sie doch, oder? Ich muss auf einen Herausgabebeschluss warten.«
»Susan hat nicht Selbstmord begangen. Ist Ihnen das auch schon zu Ohren gekommen?«
»Einige haben es gesagt.«
»Es könnte noch andere Fälle geben, die mit ihrem Tod zusammenhängen. Verstehen Sie, was ich meine?«
Sie antwortete nicht und war so bleich geworden, dass sogar ihre Lippen die Farbe verloren hatten.
»Ein Serienmörder«, zischte er und beugte sich vor. Die silberne Kugel. Das schrecklichste Wort, das eine Frau hören konnte. »Ich sage, vielleicht geht es hier um einen Serienmörder.«
Die Sekretärin nagte an ihrer Lippe. Sie schaute den Korridor entlang, um zu sehen, ob jemand sie beobachtete. »O mein Gott.« Sie trat zur Seite und ließ ihn herein. »Dafür könnte ich meinen Job verlieren. Schnell, machen Sie die Tür zu.«
Sie ging hinter ihren Schreibtisch, beugte sich über den Computer und bewegte die Maus. Der Bildschirm erwachte zum Leben.
»Wir haben Schwierigkeiten mit dem Server. Die Techniker sollen heute Morgen kommen, aber es ist noch nicht... Ah - da. Was soll ich suchen?«
»Die Liste der Operationen, die beide Ärzte Anfang Mai vor zwei Jahren durchgeführt haben.« Caffery trat an ihre Seite und verfolgte, wie sie die Daten über den Bildschirm scrollte. »Insbesondere eine Bauchstraffung und eine Sympathektomie in einem Aufwasch.«
»Wir bewahren unsere Aufzeichnungen fünf Jahre lang auf. Man weiß nie, was für Ansprüche die Leute sich irgendwann ausdenken. Da bin ich ziemlich gewissenhaft. Da.« Sie hörte auf zu scrollen. »Mr. Davidson hat am fünften Mai eine Bauchstraffung durchgeführt. Das wär's ungefähr. Danach waren's hauptsächlich Rhinoplastiken. Mr. Hunt hatte drei Korrekturen am vierten Mai - das ist eine seiner Spezialitäten: Narbenrevisionen. Wissen Sie, die Patientinnen kommen oft her, wenn andere Chirurgen etwas verpfuscht haben. Er ist gut, unser Mr. Hunt. Wirklich gut. Aber keine Sympathektomien.«
»Wer, sagten Sie, hat die Bauchstraffung gemacht?«
»Mr. Davidson. Paul.«
»Und wie hieß die Patientin?«
»Karen Cooper.«
»Niemand namens Mahoney?«
»Nein.« Sie klopfte mit dem Stift auf den Schreibtisch und studierte den Bildschirm. »Das ist alles. Kann sein, dass die Namen falsch sind; manchen Leuten ist es peinlich, und das können wir nicht kontrollieren. Aber die OPs im System sind alle korrekt erfasst. Das war die einzige Bauchstraffung in diesen drei Tagen. Und nichts am Sympathicus. Weder bei Mr. Hunt noch bei Mr. Davidson. Meines Wissens hat auch keiner von beiden jemals eine solche Operation durchgeführt. Tut mir leid.«
Caffery legte seine Visitenkarte auf den Tisch. »Wo sitzt Mr. Tanners Sekretärin?«
»Am Ende des Gangs. Da sind drei. Sie brauchen Marsha. Wenn Sie sich verlaufen, folgen Sie einfach der kalten Luft.«
»Der kalten Luft?«
»Ich bin gemein. Ich will nur sagen, viel Glück, wenn Sie ohne Gerichtsbeschluss in Marshas Reich marschieren und Einblick in ihre Unterlagen verlangen. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Sie ist nicht sehr zugänglich?«
»Mir kommen die Worte >Blut< und >Stein< in den Sinn. Oder >Cruella<.«
»Danke«, sagte Caffery. »Danke für den Tipp.«
56
In dem Büro gab es drei Arbeitsplätze, aber jetzt war Kaffeepause, und nur einer war besetzt - von Marsha. Die unbezwingbare Marsha. Sie war groß und stattlich, und ihr rabenschwarzes Haar war in Höhe der Schultern gerade abgeschnitten. Sie hatte eine fast orangefarbene Haut und ovale, schwarz geschminkte Augen. Wenn sie von dem Spitznamen Cruella wusste, gab sie sich Mühe, ihm zu entsprechen. Sie trug
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