Haut
herabrieselnder Rostflocken und das Ächzen von altem Metall, aber das solide Rohr war in den Mörtel der Ziegelwand eingelassen, und nur ein Vorschlaghammer würde es herauslösen können. Er drehte sich zu der Leiter um und rüttelte daran. Auch sie war solide und fest, dazu gedacht, das Gewicht eines erwachsenen Mannes zu tragen, und es würde ihm nicht gelingen, sie zu verrücken. Für einen Augenblick packte ihn die Wut, und er trat gegen die Leiter. In seiner Kniekehle gab etwas nach. Er spürte, dass die Wunde sich wieder geöffnet hatte und anfing zu bluten.
Er bückte sich und umfasste seine Wade mit der Hand. Der Schmerz war so stark, dass seine Zähne sich metallisch anfühlten, aber er hielt den Kopf hoch. Er durfte nicht ohnmächtig werden.
Als er sich wieder in der Gewalt hatte, untersuchte er sein Bein. Er nahm die Hand weg, und ein Hautstreifen, ungefähr so breit wie ein Klebeband, klappte von der Kniekehle fast bis zum Knöchel hinunter, wo er wie eine abgerissene Rinde festhing, nach außen verdreht, sodass die fleischige Unterseite der Luft ausgesetzt war. Ziegelstaub, Holzspäne und andere Teilchen, über die er nicht weiter nachdenken wollte, klebten in der Wunde. Neues, warmes Blut floss heraus und versickerte in seiner Socke.
Er riss einen Streifen Stoff aus seinem Hosenbein und zerteilte ihn mit den Zähnen in zwei Hälften. Unbeholfen drückte er die herabhängende Haut wieder auf die Wunde und strich sie glatt. Man würde sie erst später säubern können. Jetzt musste es genügen, die Blutung zu stoppen. Er wickelte den Hosenstoff um seine Wade, legte das Bein flach auf den Boden, um den Druck zu erhöhen, und verknotete den Streifen mit schmerz verzerrtem Gesicht vor dem Schienbein. Das Blut quoll noch ein paar Sekunden weiter heraus und tröpfelte durch seine Finger. Dann versiegte es allmählich und sickerte nur noch an den Wundrändern hervor.
Er dachte an die Flecken in Tanners Kittel. Lucy und Susan mussten stark geblutet haben. Was mochten ihre letzten Gedanken gewesen sein? Er sah ihre Handgelenke vor sich. Wie Tanner sie aufgeschnitten hatte. Senkrecht, nicht quer.
Und dann ging ihm ein Licht auf. Alle Luft entwich aus seiner Lunge, und er sank mit dem Rücken gegen die Wand. Er hatte soeben begriffen, wozu die Perspex-Kanülen dienten. Und es war nicht gut. Überhaupt nicht gut.
Es bedeutete, dass Tanner bald zurückkommen würde.
63
Fleas Team war ausgebildet in Techniken der Zutrittsverschaffung - eine elegante Bezeichnung für die altehrwürdige Fähigkeit des Türeneintretens, die allerdings von der Polizei mit spezieller Ausrüstung und dem Segen des Gesetzes ausgeübt wurde. Einmal im Jahr absolvierte das Team ein Auffrischungstraining; das letzte lag erst einen Monat zurück, und Flea wusste, dass die Tasche mit den Einbruchswerkzeugen - Wellard nannte sie den »Knacksack« - noch im Büro stand.
Sie fuhr in schnellem Tempo zurück und benutzte Straßen, um die sich die Verkehrspolizei nicht kümmerte. Sie schnappte sich die Tasche und den schweren Zylinder des Brennbohrers, mit dem das Team Metall zerschnitt, warf beides in den Wagen und fuhr wieder nach Farleigh Park Hall. Es blieb ihr nicht viel Zeit.
Sie hatte eine Stinkwut auf sich selbst. Es war hirnrissig gewesen, sich auf direkte Verhandlungen mit Ruth Lindermilk einzulassen. Sie hätte nicht lange fackeln sollen, sie wie ein Objekt behandeln, bei der ersten Gelegenheit die Tür eintreten und sich Thoms Foto greifen sollen. Die Zeit war ihr wie Sand durch die Finger gerieselt, und Misty verweste immer weiter.
Sie parkte weiter oben an der Straße und achtete darauf, nicht in die Nähe des Leichenfundorts zu geraten. Vielleicht war die Polizei noch da. Sie warf sich die Tasche über die Schulter und bahnte sich einen Weg durch das Unterholz.
Das kleine Dorf lag wie immer ruhig da; es sah verlassen aus, und nur zwei Autos, die an der Straße parkten, deuteten darauf hin, dass jemand dort wohnte. Irgendwo schauten Leute eine Sportsendung an; sie hörte die Zuschauer jubeln, als sie an einem Fenster vorbeiging. Bei Ruths Bungalow nahm sie sich einen Augenblick Zeit, um zum Ende des Gartens zu gelangen und über die Mauer zu spähen, nur um sicherzugehen, dass niemand sie beobachtete. Dann lief sie zur Rückseite des Hauses und machte sich an die Arbeit.
Als Erstes versuchte sie es an allen Türen und Fenstern; es wäre unnötig, schwere Artillerie aufzufahren, wenn Ruth einfach nicht abgeschlossen
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