Haut
ein Verhalten dieser Art ist immer sexuell motiviert. Wo liegt Ihr Problem, Georges? Kriegen Sie keinen hoch? Oder hat Ihre Mutter Sie zu sich ins Bett geholt und sich von Ihnen waschen lassen, als Sie sechs waren?«
Tanner blinzelte wieder. Einmal, zweimal. Dreimal schnell hintereinander.
»Sie haben diese Frauen nackt fotografiert. Gott weiß, was Sie sonst noch mit ihnen angestellt haben, während sie noch halb schliefen. Und Sie haben Trophäen zur Erinnerung behalten. Ich habe sie mir angesehen - diese Objekte - und mich unwillkürlich gefragt: Wenn ich sie untersuchen ließe, würde ich dann Spermaspuren von Ihnen daran finden?«
Tanner hörte auf zu blinzeln. Seine linke Hand öffnete und schloss sich, als wollte er etwas greifen. Er kam zu dem Tisch, auf den er die Tasse gestellt hatte. »Kein Wunder, dass Sie Ihren Kaffee nicht trinken. Der Tisch ist zu weit weg.«
»Der Tisch steht gut so.«
»Hier.« Tanner beugte sich herunter, um den Tisch aufzuheben. »Ich rücke ihn ein Stück näher.«
»Ich sagte, er steht...«
Ein schmerzhafter Stich schoss durch Cafferys Wade in seinen Körper hinauf. Er schrie auf und rollte zur Seite, wälzte sich über das Sofa und versuchte, sein Bein zu fassen. Taumelnd rappelte er sich auf, stieß einen Stuhl um, und als er sich keuchend umdrehte, sah er Tanner halb gebückt neben dem Tisch, den Kopf schräg gelegt. Er beobachtete ihn; in der Hand hielt er eine Waffe. Sie sah aus wie ein Pfriem oder eine Ahle, wie man sie für Lederarbeiten benutzte. Ein Fetzen Stoff von Cafferys Hose hing daran, und Blutspritzer zogen sich in langen Schleifen über die Kissen auf dem Sofa, über die er hinweggerutscht war.
»Warum haben Sie meinen Kaffee nicht getrunken, Sie blödes Arschloch?«
»Hey«, keuchte Caffery. Er griff hinunter an sein Bein und fand zerfetzten Stoff und noch etwas anderes - einen aufgerissenen Wadenmuskel. »Sie haben keine Ahnung, wie sehr Sie im Arsch sind.«
Mit der freien Hand packte er den Stuhl, tat einen hinkenden Schritt vorwärts und schleuderte ihn gegen Tanner, der behände wie ein Tänzer zur Seite trat und den Griff der Ahle an Cafferys Schläfe schmetterte. Der Schmerz trieb etwas Schwarzes in seinen Kopf. Er kippte vornüber, griff im Fallen nach allem, was er erreichte, und sah, wie ihm die Füße des Sofas entgegenkamen.
Was ist denn mit dem Sofa?, dachte er nebelhaft, als er auf dem Boden aufschlug. Fuck, warum hängt das Sofa an der Decke?
61
Die Bank ließ Flea warten. Es war fast zwei Uhr, als sie sich auf den Weg zu Ruth machte. Das Geld steckte in einem banderolierten Umschlag im Handschuhfach. Das Wetter war durchwachsen; die Sonne spielte hinter den Wolken Verstecken, aber es war warm, und sie öffnete die Fenster des Clio. Der Duft frisch erblühender Hecken erfüllte den Wagen.
Eine der Einheiten aus Taunton parkte an der Kreuzung der A 36; daneben standen ein Lexus und ein alter Peugeot. Sie klappte die Sonnenblende herunter und fuhr ruhig vorbei, den Blick nach vorn gerichtet. Sie hatte sich für heute krankgemeldet und durfte eigentlich nicht hier sein. Wellard vertrat sie, und er hatte seine Anweisungen: Was immer der Inspector ihnen sagte, er sollte sein Team im nördlichen Teil des Suchbereichs halten und den Süden zuletzt abarbeiten. Nicht vor fünf. Bis dahin hätte sie das Foto. Und sie hätte eine Möglichkeit gefunden, Ruth aus dem Haus zu bringen.
In der nächsten Kurve blinkte ein entgegenkommendes Motorrad sie an; der Fahrer deutete mit dem Daumen hinter sich und machte dann eine sägende Handbewegung vor der Kehle: das Warnsignal für eine Gefahr, einen Unfall. Sie bremste ab, als sie um die Kurve fuhr, und eine Viertelmeile weit vor sich sah sie es. Ein Streifenwagen parkte quer auf der Straße und blockierte einen Fahrstreifen; davor stand ein Police Corporal in seiner fluoreszierenden Jacke.
Flea nahm den Fuß vom Gas. Der Clio rollte noch ein Stück weiter, wurde immer langsamer und kam dann zum Stehen. Hinter dem BMW der Verkehrspolizei entdeckte sie den Mercedes Sprinter ihrer eigenen Einheit, Stoßstange an Stoßstange mit dem Van des Coronors. Scheiße. Was, zum Teufel, machten die hier? Wellard hatte es ihr versprochen.
Sie stand einen Augenblick lang einfach da. Der PC fixierte sie. Bevor sie sich wieder fassen und wenden konnte, erschien ein Gesicht hinter dem Sprinter und blickte sie leicht verwundert an. Es war Wellard. Als er sie erkannte, zog er die Brauen hoch.
Sie saß in der Falle.
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