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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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doch, worum es geht, oder? Das Gleiche hast du mir am Abend des Unfalls gesagt. Da hast du auch behauptet, das sei die Wahrheit. Aber sie war es nicht. Du hast da gelogen. Woher soll ich wissen, dass du nicht auch jetzt lügst?«
    »Fuck, ich lüge nicht, Mandy!«
    »Das ist kein Grund zum Schreien.«
    »Aber ich lüge nicht. Warum, zum Teufel, sollte ich lügen?«
    Mandy sah sie ruhig an. »Um dich zu retten? Vielleicht?«
    Flea hob die Hand, um ihre Augen vor den Lichtern des Pubs abzuschirmen, und blickte Mandy forschend ins Gesicht. »Soll das ein Witz sein?«
    »Du hast den Wagen gefahren, stimmt's?«
    »Was?«
    »Ich habe gesagt, du hast den Wagen gefahren. Du hast dem Polizisten geschworen, dass du es warst.«
    »Weil ich Thom beschützen wollte. Er war völlig neben sich.«
    »Sagt wer?«
    Flea presste alle Luft aus der Lunge. »Das ist komplett irrsinnig. Irrsinnig. Ich kann nicht fassen, dass du so etwas sagst.«
    »Du warst überreizt an dem Abend. Du weißt doch, wie du manchmal sein kannst. Du warst aufgebracht wegen deiner Arbeit, aufgebracht wegen eurer Eltern.« Mandy klang jetzt gequält und ungläubig, als wäre sie mit solchen Dingen zwar nicht vertraut, aber flexibel genug im Umgang mit dem, was andere taten. »Du warst außer dir, als du gefahren bist, und der Polizist ist dir nach Hause gefolgt. Er hat einen Alkotest mit dir gemacht. Das muss irgendwo aktenkundig sein.«
    »Sag mir, das meinst du nicht ernst. Sag mir, dass du nicht versuchst, mir diese Sache in die Schuhe zu schieben.«
    Mandy antwortete nicht.
    Flea stieß einen leisen, ungläubigen Pfiff aus. »Du Miststück.«
    »Pass auf, was du sagst.«
    »Okay.« Flea richtete sich auf. »Wir gehen zur Polizei.«
    Mandy rührte sich nicht. »Das glaube ich kaum. Da steht dein Wort gegen Thoms, meins und das des Polizisten.«
    »Das wird nicht klappen, Mandy. Wenn du jetzt die Handschuhe ausziehst, Herzchen, wirst du verlieren. Ich kann beweisen, dass ich den Wagen nicht gefahren habe.«
    »Ach ja?«
    »Ein Foto. Es zeigt, wie Thom die Frau angefahren hat.«
    Mandy seufzte. »Was ist das nur mit dir, Phoebe? Alles, was du sagst, klingt so unpraktikabel. Wo ist dieses Foto? Wollen wir es uns ansehen?«
    »Es existiert.«
    »Dann zeig's uns.«
    »Es existiert, Mandy. Glaub es lieber.«
    Mandy lächelte und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Ich bin sicher, es existiert. Irgendwo, vielleicht in deiner Phantasie. Aber es ist gar nicht nötig, dass du etwas erfindest, denn wir werden es niemandem sagen. Nein, du hast nichts von uns zu befürchten. Wir schützen dich. Wir werden kein Wort sagen.«
    Flea riss den Arm weg. »Fass mich nicht an, verdammt!«
    Sie ging zu ihrem Wagen, setzte sich hinein und drehte die Fenster hoch. Ließ die Snow-Patrol-CD laufen, in voller Lautstärke, und trommelte wütend auf dem Armaturenbrett. Ein paar Leute auf der Terrasse des Pubs starrten den kleinen Clio an. Mandy und Thom standen Seite an Seite auf dem Angelsteg und schauten herüber. Ihre Gesichter lagen im Schatten, aber Flea konnte sehen, dass sie nicht miteinander sprachen. Sie taten gar nichts. Beobachteten sie nur.
    Sie dachte an Ruth Lindermilk. Dachte an den Schlüssel, den sie unter ihr T-Shirt geschoben hatte. Stellte sich vor, wie sie reagieren würde, wenn sie jemals erfahren sollte, weshalb dieses Foto in Wirklichkeit so wichtig war. Sie war nicht die Frau, die aus Angst vor der Polizei ein Beweisstück herausrücken würde. Schon gar nicht, um Flea zu helfen. Eher würde sie es vernichten.
    Thom und Mandy. Immer noch da drüben auf dem Steg. Beobachteten sie wie zwei Schaufensterpuppen. Sie trommelte noch lauter.
    PC Prody würde aussagen, dass er sie verfolgt habe. Nicht Thom. Es würde heißen, sie habe immer wieder beteuert, sie selbst habe den Focus gefahren. Und Pearce - tja, an Pearce wollte sie lieber nicht denken. Er würde überall erzählen, Sergeant Marley habe äußerst zuversichtlich ihre Theorien darüber verbreitet, wo Misty zu finden sei und wo nicht. Nicht im See, habe sie gesagt. Im See werden wir sie bestimmt nicht finden. Als wüsste sie es. Sie mit ihrer großen Klappe. Dabei hatte sie es nur gesagt, weil sie nicht glaubte, dass eine so gepflegte Frau wie Misty Selbstmord durch Ertrinken begehen würde. Es war ein dummer, unbedachter Gedanke gewesen.
    Sie schaute zum Steg hinüber.
    Thom: Es ist ein bisschen nebelhaft.
    Mandy: Wir schützen dich.
    Sie stellte die Musik ab, stieg aus und ging zurück zum

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