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Haut

Haut

Titel: Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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sanfter. »Der Fall Kitson ist jetzt fast eine Woche alt. Bei dem Ortstermin ist nichts herausgekommen, und die Stimmung da draußen fängt an zu kippen.« Er deutete mit dem Kopf in Richtung Besprechungsraum. »Ich kann es riechen bei den Leuten. Und Sie, Jack, Sie bedeuten ihnen etwas. Sie schauen auf Sie. Vielleicht geben sie es nicht zu, aber alle wissen, was Sie in London getan haben. Die würden sich Ihr Poster an die Wand hängen. Einer unserer kriminalpolizeilichen Ausbilder hat eine komplette Powerpoint-Präsentation über Ihren Pädophilenfall in Brixton. Wussten Sie das?«
    »Toll«, murmelte Caffery. »Wirklich toll.«
    »Aber nur weil Sie an ein paar öffentlichkeitswirksamen Fällen gearbeitet haben, können Sie noch lange nicht machen, was Sie wollen. Sie schwirren mit dieser wilden Norwegen-Operation ab und geben bei mir den einsamen Cowboy, und kaum ist das vorbei, jagen sie hinter dem nächsten Hasen her. Es gibt also etwas, irgendetwas, das Sie abhält, mit uns zusammen an der Kitson-Sache zu arbeiten. Na los, schauen Sie mir in die Augen. Sagen Sie mir, was es ist.«
    Caffery gehorchte und sah ihm in die Augen. Er konzentrierte sich darauf, dem Blick standzuhalten, und sagte das Erste, was ihm in den Sinn kam. »Ich darf mich nicht öffentlich dabei sehen lassen, dass ich daran mitarbeite.«
    »Was?« Powers kniff die Augen zusammen und schaute Caffery forschend ins Gesicht. »Soll das heißen, Sie haben einen Informanten?«
    »Ja.« Es war glatt gelogen. Aber vielleicht würde er sich Powers damit noch einen oder zwei Tage von Hals halten können. »Genau das soll es heißen.«
    »Sie sind seit fünf Minuten hier und haben schon einen Singvogel? In einer solchen Sache? Nein. Sie wollen mich auf den Arm nehmen, Jack. Sie verarschen mich.«
    »Hören Sie, da gibt's eine ganze Truppe von Dealern, die Beziehungen zu der Klinik haben. Das ist bei diesen Rehaläden immer so. Irgendwelche Bengels aus der Nachbarschaft, die sich darum reißen, die Bedürfnisse der Patienten zu befriedigen. Bei Farleigh Hall kommen sie aus Bath und Trowbridge.«
    »Die Kitson wollte sich mit einem Dealer treffen?«
    »Das Telefonat mit ihrem Boyfriend? Was haben Sie sich gedacht, als sie sagte, sie brauche >Zeit zum Nachdenken<.«
    »Dass sie Zeit zum Nachdenken brauchte?«
    »Finden Sie nicht, das klingt nach einer müden Ausrede? Er fragt: >Wo willst du hin?<, und sie sagt: >Ich gehe nur ein bisschen spazieren.< Klingt das einleuchtend? In Schuhen mit den höchsten Absätzen, die der Menschheit bekannt sind - und da wäre Jimmy Choo wirklich beeindruckt -, geht sie ein bisschen spazieren? Besichtigt die Kuhfladen der Nachbarschaft? Und wieso konnte sie so genau sagen, wann sie zurückkommen würde?«
    »Weil sie aus irgendeinem Grund wieder da sein wollte? Was weiß ich? Zum Essen?«
    »Oder weil sie wusste, dass das, was sie vorhatte, genau so und so lange dauern würde.«
    Powers stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich wusste, dass Sie mir etwas bei diesem Fall verheimlichen. Ich wusste, Sie haben was im Ärmel.«
    »Erkenntnisse sind eine Sache, aber was anderes ist es, sie gerichtstauglich zu machen, wie wir alle wissen. Deshalb warte ich ab. Ich brauche noch ein weiteres Puzzleteilchen. Aber ich darf keinen Druck machen und mich dabei sehen lassen.«
    »Sie sind verschlossen wie ein zugekniffenes Arschloch, Caffery. Was soll ich bloß mit Ihnen machen?«
    »Lassen Sie mich diese beiden Fälle als Morde zu uns holen.« Er leerte die Cola-Dose, drückte sie zusammen und warf sie in den Papierkorb. »Ich möchte bei der Kitson-Sache ein bisschen Zeit herausschinden; das muss sich ganz natürlich entwickeln. Lassen Sie mich einfach ein Weilchen mit den Morden an Hopkins und Mahoney weitermachen. Den Fall Kitson halte ich auf kleiner Flamme, und sobald ich etwas in der Hand habe, komme ich damit zu Ihnen. Was meinen Sie? Nur ein bisschen Spielraum, damit ich arbeiten kann?«
    Powers musterte Caffery eindringlich. Dann seufzte er und spreizte resigniert die Hände. »Ich möchte jeden Tag ein Update über Ihren Informanten. Und spätestens am Donnerstag will ich wissen, was da läuft. Okay?«
    »Am Donnerstag?«
    »Genau.«
    »Okay. Abgemacht. Nur eins noch. Turnbull kriege ich diesmal nicht, nein? Ich will ihn nicht.«
    »Turnbull kriegen Sie diesmal nicht.«
    »Gut. Wen kriege ich?«
    Powers sah ihm in die Augen und sagte monoton: »Turnbull kriegen Sie diesmal nicht.«
     

44
    Am nächsten Morgen um halb zehn saßen die

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