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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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unentdeckt zu bleiben. Für ihn steht viel auf dem Spiel.«
    »Jetzt mach aber mal halblang!«, sagte Marcus. »Findest du nicht, dass er das Ganze ein bisschen übertreibt und absichtlich einen auf mysteriös macht? Er hat diesen Mythos um sich herum konstruiert, und jetzt glaubt er fest daran, und niemand widerspricht ihm, deswegen ist das Ganze für ihn zu einer Art Spiel geworden.«
    »Ein Spiel? Du kapierst gar nichts, oder?«
    »Mein Gott.« Marcus verdrehte die Augen. »Was hat er dir denn erzählt?«
    »Weißt du was? Du verdienst es gar nicht, dass ich es dir verrate.«
    »Jetzt hör mal zu. Wir haben alle von der Sache mit der Stalkerin gehört. Aber das war vor Ewigkeiten und am anderen Ende dieses riesigen Landes. Also reg dich nicht so auf, altes Mädchen.« Marcus stand auf und wollte den Arm um sie legen. »Pass auf, es tut mir leid, dass ich es Selina gesagt habe. Hilft das? Also, willst du jetzt ein Glas mittrinken?«
    Lara sah auf ihre Zehen herab, die sie so stark zusammengekrallt hatte, dass sie krampften. Sie wollte Selina eine Maulschelle verpassen und dann diese dämliche Weinflasche zerschlagen und sie Marcus in den Bauch rammen. Sie stellte sich sogar bildlich vor, wie sie es tat.
    »Ich bin müde«, erklärte sie nach einer Weile. »Und ich muss nach oben, Jack gute Nacht sagen.« Sie überlegte, ob sie sich eine Geschichte ausdenken könnte, dass sie etwas in Stephens Wagen vergessen hatte, damit sie einen Grund hatte, ihn anzurufen, und seine Stimme hören konnte, aber ihre Fantasie ließ sie im Stich. »Bleibt ihr beiden nur hier und amüsiert euch. Aber schließ ab, wenn du reinkommst«, fügte sie hinzu.
    Als sie ins Haus ging und die widerliche, stinkende Treppe hinaufstieg, hörte sie Selinas helles Gickern, begleitet von Marcus’ tiefem, kehligem Lachen. In Selinas Augen musste er geradezu exotisch sein – so anders und britisch, und noch dazu war er extra den weiten Weg aus Europa angereist, um die Hauptrolle zu übernehmen.
    Nun, sie konnte ihn gerne haben.

34
    A lso, morgen Mittag kommt Danny für das Reinigungsritual zu euch. Ich habe Marcus zur Probe bestellt, das heißt, er wird beschäftigt sein und nie davon erfahren. So. Könnte mein kleines Täubchen morgen Abend so gegen fünf zum Proben kommen?«
    »James, das ist keine ideale Zeit für einen Jungen in seinem Alter. So spät am Tag ist er nicht gerade in Hochform.«
    Lara hörte James am anderen Ende der Leitung seufzen, als wäre dies nur ein weiteres Problem, mit dem er sich herumschlagen musste. Nach der schlaflosen Nacht, die hinter ihr lag, hatte sie für solche Dinge keine Geduld. Jedes Geräusch schien auf einmal etwas Bedrohliches zu haben, ob das hämmernde Gebell eines Hundes jenseits des Hügels hinter dem Haus oder das Knarren der Treppe, das sie um drei Uhr früh aus dem Bett getrieben und dazu veranlasst hatte, mit ihrem Clog als Waffe in der Hand das Haus zu durchkämmen.
    »Ich weiß nicht, ob du darüber informiert bist, aber Marcus hat angeboten, ihn zu beaufsichtigen«, fuhr James fort. »Du musst dich also um nichts kümmern. Du hast ein paar Stunden frei. In denen du machen kannst, was du willst.« Eine Stille folgte.
    »Okay, pass auf«, sagte sie schließlich. »Ich sehe zu, dass Jack sich morgen früh so richtig verausgabt, damit er einen langen Mittagsschlaf macht. Dann ist er um fünf hoffentlich etwas lebhafter als gewöhnlich. Aber probt nicht zu lange, einverstanden?«
    »Danke, meine Liebe. Ich bin mir sicher, dass alles ganz wunderbar funktionieren wird.«
    »Bestimmt«, erwiderte sie und legte auf.
    Sie starrte noch eine Weile aufs Telefon und spielte mit dem Gedanken, Stephen anzurufen, um sich für Marcus’ loses Mundwerk am Abend zuvor zu entschuldigen und um einfach nur seine Stimme zu hören. Dann, noch während sie davorstand, und als hätte sie es mit der Kraft ihrer Gedanken dazu gebracht, klingelte das Telefon. Sie riss den Hörer hoch und presste ihn ans Ohr.
    »Hallo?«, meldete sie sich.
    »Freu dich nicht zu früh, ich bin’s nur!«, sagte Gina lachend am anderen Ende.
    »Oh. Hi, Gina. Wie geht’s dir?«
    »Ich habe gehört, du warst gestern Abend im Zirkus.«
    »Du liebe Zeit, wie denn das?«
    »Simon hat dich gesehen – erinnerst du dich, der Mann von der Party?«
    »Stimmt, ja. Wir sind uns über den Weg gelaufen.«
    »War es gut?«
    »Es war atemberaubend. Ihr müsst unbedingt hingehen.«
    »Tja, mit Bert könnte das schwierig werden. Er mag keine Menschenmengen.

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