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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Fensterbrett und ließ sich, nackt, wie sie war, draußen zu Boden fallen. Bei der Landung knickte sie um und stieß rückwärts gegen eine Mülltonne aus Blech, die unter großem Geschepper umkippte. Ihre Fingerspitzen, die sie sich am Fensterrahmen aufgerissen hatte, taten weh und bluteten, und ihr pochte der Schädel, aber sie nahm nichts davon wirklich wahr. Sie hatte es aus dem Haus geschafft. Sie war frei.
    Hektisch schaute sie sich um. Was jetzt? Dann floh sie, in der unbewussten Instinkthandlung eines schutzsuchenden Tieres, in Richtung Wald, quer durch den Garten, wo Schlangen im Holzstoß lagen und in der Nachmittagshitze dösten.
    » LARA !«
    Ohne stehen zu bleiben, sah sie sich um. Stephen kam aus der Hintertür gewankt, das Gesicht blutüberströmt. Er hatte ihre Flucht bemerkt. Sie rannte und rannte, auf den Schutz der Bäume zu. Disteln stachen in ihre Fußsohlen, Dornengestrüpp riss ihr die Haut auf. Der Atem rasselte in ihrer zugeschnürten Kehle, aber sie wusste, dass es nur die Angst war, nicht die Erschöpfung. Sie konnte es schaffen. Sie war Läuferin, und er konnte kaum aufrecht stehen.
    Sie rannte den Pfad entlang, den Hügel hinauf, immer tiefer in den Wald. Wäre sie einem anderen Menschen begegnet, hätte dieser sie für eine fliehende Waldnymphe gehalten. Doch der Satyr, der sich an ihre Fersen geheftet hatte, war nicht zu Fuß. Hätte Lara außer ihrem eigenen Atem und ihrem klopfenden Herzen noch etwas anderes hören können, wäre es der Motor des zerbeulten roten Wrangler gewesen, den Stephen nun anließ. Ihre Füße flogen über den Boden, und selbst der steile Hang hielt sie nicht auf. Sie dachte nicht eine Sekunde lang darüber nach, dass sie nackt war, sondern hetzte durch Hartriegel und Erlen, stolperte über Vogelknöterich und aus der Erde ragende dunkle Wurzeln. Dreimal fiel sie, dreimal rappelte sie sich wieder auf und lief weiter, ohne sich auch nur den Schmutz vom schweißnassen Körper zu wischen.
    Sie rannte um ihr Leben.
    Und dann hörte sie das Röhren hinter sich. Sie blickte zurück und sah das rote Ungeheuer hinter ihr den Hang hinaufrasen und immer näher kommen. Der Wrangler hielt in einem Winkel auf sie zu, der ihr so unmöglich steil vorkam, dass es aussah, als würde er den Hang hinaufspringen. Lara beschleunigte ihr Tempo. Im Vorbeirennen sah sie das dichte Unterholz zu beiden Seiten des Pfads. Sie musste es tun. Wenn sie ihm entkommen wollte, blieb ihr keine andere Wahl.
    Sie nutzte den Schwung der Drehung aus und sprang vom Weg ins Dunkel der Bäume, wo das dichte Blätterdach das grelle Sonnenlicht fast vollständig verdeckte. Ihre Augen brauchten eine Weile, um sich an die veränderten Sichtbedingungen zu gewöhnen, aber ihre Beine rannten unermüdlich weiter, setzten über Büsche hinweg und ließen Hautfetzen an Dornen zurück, die zufällig im Weg waren.
    Und dann traf ihr Schienbein auf die halb eingesunkene Mauer, das Geheimnis des Waldes, die Überreste früherer Bewohner. Ihr Fuß, der sich in einem Erdloch verfangen hatte, blieb stecken, als sie vornüberfiel, und sie hörte das übelkeitserregende Knacken ihres Schienbeinknochens, als sie auf der anderen Seite der Mauer in eine Vertiefung stürzte und mit dem Gesicht in einem Haufen frisch aufgeworfenem Waldboden landete. Ihr Mund war voller Erde, ein Zahn angeschlagen, ihre Lippe zerbissen. Die Welt schien urplötzlich stillzustehen, und sie spürte, wie ihr ein Prickeln den Hinterkopf hinaufkroch. Entsetzen überrollte sie wie eine Welle, als ihr bewusst wurde, dass sich direkt neben ihrem Gesicht eine Hand befand. Eine Frauenhand mit Schmutz unter den zerbissenen Fingernägeln, die vor ihr aus der Erde ragte.
    »Ach, Lara. Was machst du denn nur?«
    Stephen hatte sie eingeholt. Schwer atmend und auf schwankenden Beinen stand er über ihr. Und trotzdem hatte er noch die Kraft, sie zu packen, sich über die Schulter zu werfen und auf den Rücksitz des Wagens zu legen. Der Schmerz in ihrem Bein, als es achtlos hochgehoben und ins Fahrzeug geschoben wurde, sorgte dafür, dass sie von dem, was danach folgte, nichts mehr mitbekam.

42
    M arcus’ Probe dauerte wieder mal länger, deshalb hatte er Bella gesagt, sie solle sich eine Peperoni Spezial aus dem Pizzaladen holen. Wenigstens war sie so dazu gezwungen gewesen, ihr Zimmer zu verlassen, und nach dem Spaziergang hatte sie sich nicht mehr ganz so sehr wie der wandelnde Tod gefühlt. Aber wirklich nur ein bisschen.
    Dass ihre Mutter oben bei

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