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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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der ganzen Sache auch gar nichts wissen. Falls es wirklich harmlos ist, wäre es eine Katastrophe, wenn ich plötzlich vor der Tür stehe. Ich kümmere mich auch solange um Jack. Bitte, Bella. Ich bin zu dir gekommen, weil deine Mutter gesagt hat, du seist die Vernünftige von euch zweien. Könntest du nicht hinfahren und nachsehen, ob es ihr gutgeht?«, bat Gina. »Ich habe da so ein komisches Gefühl …«
    »Bitte, Gina«, sagte Jack, der mit dem Wasser hereinkam. Er war sehr vorsichtig, schaffte es aber trotzdem, mehr als die Hälfte des Wassers zu verschütten, bevor er Gina erreicht hatte.
    »Kann ich … kann ich bitte mit Sean sprechen?«, sagte Bella, während sie sich das altmodische Kabel des Harold-Pinter-Telefons um den Finger wickelte.
    »Bist du das Mädchen aus England?«, wollte seine Mutter wissen.
    »Bitte, ich muss wirklich dringend mit ihm sprechen …«
    Seine Mutter legte auf.
    Sie stand vor Seans Haus und wartete darauf, dass jemand auf ihr Klopfen reagierte. Irgendwann hörte sie lederne Absätze über Holz klackern. Die Tür wurde geöffnet, und eine Woge kühler, nach Bienenwachs duftender Luft strömte ins Freie.
    »Ja?« Eine kleine, rundliche Frau in einem graugewürfelten Kleid füllte den Türrahmen aus.
    »Mrs McLoughlin? Ich muss mit Sean sprechen.«
    »Meinst du nicht, dass es dafür ein bisschen zu spät ist?«, fragte seine Mutter. Sie war eine streng aussehende Frau mit kurzen grauen Haaren und einer Lesebrille, die ihr vorn auf der Nasenspitze saß. Bella erinnerte sich daran, dass Sean gesagt hatte, sie sei Buchhalterin und arbeite von zu Hause aus. Was bedeutete, dass sie ihren Wachtposten niemals verließ.
    Bella ergriff die Hand der Frau.
    »Bitte«, sagte sie. »Es ist dringend.«
    »Ich kann dich nicht zu ihm lassen.« Ihre Stimme klang abgehackt und rau. »So schäbig, wie du ihn behandelt hast. In einer einzigen Woche, junges Fräulein, hast du aus meinem Sohn einen –«
    »Mom, ist schon gut.« Sean war hinter seiner Mutter im schwach beleuchteten Flur aufgetaucht. »Lass mich mit ihr reden.«
    Seine Mutter drehte sich um, sah zu ihm auf, dann zurück zu Bella.
    »Wenn du –«, drohte sie Bella.
    »Danke, Mom«, sagte Sean. »Ich regle das schon.« Er hielt mit dem Arm die Haustür auf, so dass seine Mutter darunter hindurchgehen konnte. Noch einmal schaute sie kopfschüttelnd zu ihm hoch. Sean kam auf die Veranda und schloss die Tür hinter sich.
    Sie standen da und starrten sich an. Bella schloss die Augen. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sean trat auf sie zu und schlang die Arme um sie.
    »Du hast mir so gefehlt«, flüsterte er in ihr Haar. »Als du nicht ans Telefon gegangen bist, dachte ich, du willst mich nicht mehr sehen, weil du mich für einen Schwächling hältst.«
    »Ich hab mich bloß so geschämt«, gab sie zu.
    »Ich mich auch«, gestand er lachend, und seine Stimme klang ganz wacklig.
    »Und ich wollte Olly nicht noch mehr Gründe liefern, dir weh zu tun.«
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass er gewinnt, Bella.«
    »Was hast du denn gemacht?«, fragte Bella, »als du an dem Tag nach Hause gekommen bist?«
    »Mich ins Bett verkrochen und mir die Decke über den Kopf gezogen. Zum Glück war Mom für ein paar Tage in New York, und ich hatte Zeit, mich wieder auf die Reihe zu kriegen. Sie weiß nichts. Niemand weiß was. Sie glaubt, du hättest mir einfach nur das Herz gebrochen. Nur!«
    »Warst du nicht im Krankenhaus? Ich dachte –«
    »Was hätte ich denen denn sagen sollen?«
    »Und wie geht’s dir jetzt?«
    »Ich hab immer noch Schmerzen. Mit Advil geht’s einigermaßen. Aber bald bin ich wieder der Alte.«
    »Gott sei Dank.«
    Erst nachdem sie ihr Gesicht eine Weile an seiner Brust vergraben und ihn fest im Arm gehalten hatte, fiel ihr wieder ein, weshalb sie eigentlich gekommen war.
    »Sean, du musst mir helfen.« Sie sah zu ihm auf.
    »Was hat er jetzt wieder angestellt?«, fragte Sean, und sein Kiefer spannte sich an.
    »Es hat nichts mit Olly zu tun.« Bella zeigte ihm die Wegbeschreibung, die sie und Gina mit Hilfe deren Ortskenntnis und Google Earth zusammengeschrieben hatten. »Es ist wegen Mum und Stephen Molloy.«
    Hund kam gemächlich die Main Street entlanggetrottet und setzte sich, als sie auf ihn zufuhren, direkt vor ihrem Wagen auf den von der Hitze aufgeworfenen Asphalt.
    »Verrückter Köter«, sagte Sean und trat auf die Bremse.
    »Er will mitkommen«, glaubte Bella, stieg aus und öffnete die hintere Tür. Hund kam um

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