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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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den Wagen herumgelaufen, sprang auf die Rückbank und setzte sich mit Blick nach vorn wie ein ungeduldiger VIP , der darauf wartet, dass sein Chauffeur endlich losfährt.
    »Je mehr wir sind, desto besser«, war Bella überzeugt.
    Hundert Meter weiter mussten sie erneut anhalten, diesmal wegen der Baustellenampel. Während sie warteten, lief Gladys vor ihnen auf die Straße. Sie trug den verängstigten, weinenden Jack auf dem Arm.
    »Jack?«, rief Bella und streckte den Kopf aus dem Fenster.
    »Bella!« Jack reckte ihr die Arme entgegen.
    »Bella, bist du das? Dem Himmel sei Dank«, sagte Gladys in vollendeter Nachahmung der Ausdrucksweise ihrer Mutter. Sie war blass um die Nase und keuchte heftig. Sie hatte sichtlich Mühe, Jack zu tragen, der zwar mehrere Jahre jünger war als sie, aber fast genauso schwer.
    »Was ist denn?« Bella sprang aus dem Auto und befreite das Mädchen von seiner Last.
    »Ethel ist aus dem Baumhaus gefallen, und jetzt ist ihr Arm ganz verdreht, und der Knochen guckt raus, und sie schreit wie eine Bekloppte. Mommy hat gesagt, ich soll zum Theater gehen und Jack zu seinem Vater bringen, weil wir in die Notaufnahme müssen, aber da ist niemand.«
    »Die Hauptdarsteller sind heute zur Kostümanprobe in der Stadt«, erklärte Sean, der nun ebenfalls ausstieg. »Deswegen hab ich auch den Nachmittag frei.«
    »Ich nehme ihn. Geh du ruhig zurück zu deiner Mutter«, sagte Bella.
    »Danke, du Gute«, rief das kleine Mädchen, dann rannte sie zurück zu ihrem Haus.
    »Und was mache ich jetzt?« Mit Jack auf dem Arm wandte Bella sich an Sean.
    »Dann kommt er eben mit.«
    »Aber wir haben keinen Kindersitz. Mum rastet aus.«
    »Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das die geringste ihrer Sorgen sein wird, wenn sie uns sieht.« Sean öffnete die hintere Tür, damit Bella Jack ins Auto setzen konnte.
    »Hundi!«, rief Jack, dessen Miene sich beim Anblick seines Reisebegleiters augenblicklich erhellte. Hund wandte den Kopf und schleckte Jack zur Begrüßung flüchtig über die Wange. Dann drehte er sich wieder nach vorn.
    Die Ampel schaltete auf Grün, und Sean ließ den Motor an. Gerade als er losfahren wollte, sahen sie das türkisfarbene Cabrio, das ihnen auf der Main Street langsam entgegenkam. Es musste am anderen Ende der Baustelle das Rotlicht überfahren haben.
    »Ach du Scheiße«, sagte Sean. Bella nahm seine Hand.
    Vorn im Wagen saßen Aaron und Kyle. Hätte sie nicht solche Angst gehabt, hätte Bella lachen müssen, so groß war ihre Ähnlichkeit mit Dick und Doof. Als sie an ihnen vorbeifuhren, zielte Aaron, der am Steuer saß, genüsslich mit einem imaginären Gewehr auf Sean und drückte ab. Im Schneckentempo rollte der Wagen an ihnen vorüber.
    »Was Olly wohl dazu sagen wird, Kyle?«, sagte Aaron in einer grotesken Frauenstimme.
    »Ich möchte es mir gar nicht vorstellen«, lispelte Kyle zurück.
    »Ich glaube, wir werden ihm sagen müssen, was seine ungezogene kleine Schwester so treibt …«
    »Das wird ihm nicht gefallen.«
    »Aber so gar nicht.«
    Sie ließen den Motor zweimal aufheulen, dann brauste der Wagen davon. Sean legte die Stirn gegen das Lenkrad. Nach einer Weile atmete er tief durch, warf Bella einen Blick zu und lächelte.
    »Kein Weglaufen mehr. Das Schlimmste an der ganzen Sache war für mich, dass ich mich nicht gewehrt habe. Das wird mir nicht noch mal passieren.«
    Bella beugte sich zu ihm und küsste ihn. Dann gab er Gas, und sie machten sich auf den Weg die Main Street entlang zu Stephens Haus, das jenseits der Berge mitten im Wald lag.
    »Und überhaupt, was regen wir uns so auf?«, sagte Bella. »Sie wissen ja gar nicht, wo wir hinwollen.«
    Erst als sie schon zu weit von Trout Island entfernt waren, um noch etwas daran zu ändern – sie fuhren gerade an dem Haus mit dem Teich vorbei, das ihrer Mutter so gefallen hatte –, dämmerte es Bella.
    Trotz des Schocks und der Verwirrung wegen der Fotos von ihrer Mutter mit Stephen hatte sie darauf geachtet, sich bei Facebook auszuloggen. Das machte sie immer, schon aus Gewohnheit, denn wenn sie es vergaß, ging Olly auf ihre Seite und schrieb unter ihrem Namen irgendwas Versautes oder Peinliches. »Frape« nannte man das. Aber hatte sie auch das Fenster geschlossen, in dem Stephens Haus auf Google Earth zu sehen war? Gina hatte ihr genau gezeigt, wie sie die Adresse finden konnte, die angeblich auf Google gar nicht existierte. Falls sie, wie sie befürchtete, die Seite wirklich offen gelassen hatte, dann war es ein

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