Hautnah
viel Arbeit, das Haus hier bewohnbar zu machen.«
»Ist doch alles gut«, sagte Marcus. »Bloß kein Stress.«
»Du hast leicht reden.«
»Hast du an Kaffee gedacht?« Er wühlte in den Einkaufstüten, die noch auf dem Tisch standen und darauf warteten, ausgepackt zu werden. »Oh, welch Luxus«, rief er aus, als er die braune Tüte mit Kaffee fand, die Lara und Jack im Supermarkt frisch hatten mahlen lassen.
»So teuer war der gar nicht«, erwiderte sie.
»Gibt’s auch Milch?«
Lara deutete auf die Plastiktüte, die sie vor der Säuberungsaktion aus dem Kühlschrank genommen hatte.
»Sollte die nicht im Kühlschrank stehen?«, fragte Marcus.
Er machte sich daran, in der uralten Maschine Kaffee aufzusetzen. Lara schrubbte indes weiter im Schrank.
»Du warst doch nicht etwa joggen, oder?«, wollte er von ihr wissen.
»Ich konnte nicht schlafen, deshalb dachte ich, ich gehe laufen, bevor es zu heiß wird.«
»Du solltest dir ein bisschen Ruhe gönnen.«
»Das kann ich nicht. Das weißt du.«
»Was ist das denn hier?«, fragte Marcus, der in eine andere Einkaufstüte spähte und die Spielsachen herauszog, die sie im Supermarkt gekauft hatten.
»Irgendwie muss ich ihn ja beschäftigen.«
»Klar. Aber vergiss nicht, wir haben kein großes Budget.«
Lara wandte sich ab und versuchte, sich ganz auf ihren Schrank zu konzentrieren. Sie spürte, wie ihr das letzte bisschen Endorphin aus dem Hirn sickerte.
»Kaffee?«, fragte Marcus.
»Ja, bitte.«
»Hier oben«, erklärte er und stellte den dampfenden Becher so ab, dass sie ihn gerade nicht mehr erreichen konnte. »Ich lege mich dann mal wieder ins Bett und gehe meinen Text durch.« Er verschwand in Richtung Flur.
Nicht zu fassen, dachte Lara. Einfach nicht zu fassen.
Kurze Zeit später kam Jack nach unten. Er hatte Cyrilbär im Arm und kratzte sich die schweißverklebten Haare, aber seine Augen sahen nicht mehr ganz so schlimm aus wie tags zuvor.
»Morgen.« Lara gab ihm einen Kuss.
»Hunger«, sagte er.
Sie schüttete ihm Reese’s Puffs in eine Schüssel und setzte ihn mit seinem neuen Malbuch und den Wasserfarben an den Tisch, während sie die restlichen Einkäufe auspackte. Sie vergewisserte sich, dass er noch beschäftigt war, bevor sie sich ein Glass Wasser nahm und nach draußen auf die Veranda ging, um im Schatten zu sitzen und sich von der leichten Brise, die über die Straße wehte, ein wenig abkühlen zu lassen.
Wären die orangefarbenen Säcke und Mülltonnen nicht gewesen, die jemand an die Straße gestellt hatte, während sie joggen gewesen war, hätte sie niemals geglaubt, dass hier Menschen wohnten. Sie lauschte mit angehaltenem Atem. Über das Zirpen und Schnarren der Zikaden und anderer, lauterer Insekten hinweg hörte sie das Plärren eines Fernsehers – weit entferntes Gelächter vom Tonband, das der warme Wind zu ihr herübertrug. Obwohl der Ort so verlassen wirkte, hatte sie auf der Veranda das sonderbare Gefühl, beobachtet zu werden. Sie versuchte, durch die mit Fliegendraht verkleideten Fenster der Nachbarhäuser zu spähen, konnte aber nichts erkennen. Was auch immer dahinterlag, wurde vom Drahtgeflecht verborgen. Ein Paradies für Spanner.
Dann vernahm sie irgendwo in der Ferne das Röhren eines Motors. Das Geräusch war ganz leise und die Straße völlig leer, so dass unmöglich festzustellen war, aus welcher Richtung es kam.
Kurze Zeit später tauchte ein Fahrzeug auf, und Lara sah, dass es sich um einen UPS -Lieferwagen handelte. Er hielt vor ihrem Haus, und ein großer Mann in brauner Uniform sprang vom Fahrersitz. Er streckte die Beine, sah zum Haus hinüber, stieß einen leisen Pfiff aus und schüttelte den Kopf.
Er verschwand im Laderaum des Lieferwagens, und als er wenige Augenblicke später wieder herauskam, hatte er ein Paket in der Hand, das ungefähr so groß war wie vier Ziegelsteine. Er knallte die hinteren Türen des Lieferwagens zu und sprang die Stufen zur Veranda hinauf. Lara erhob sich, und der Mann zuckte zusammen.
»Du liebe Zeit, Lady. Ich hab Sie da im Schatten gar nicht gesehen.«
»Entschuldigung«, sagte Lara.
»Trout Island Theatre Company?«
»Äh, ja.«
»Hier, bitte eine Unterschrift.« Er hielt ihr ein elektronisches Gerät hin, und seine Hand streifte ihre, als sie es von ihm entgegennahm.
Als sie es zurückgab, merkte sie, dass er den Hals reckte, um an ihr vorbei ins Haus blicken zu können.
»Ich könnte das Fliegengitter aufmachen, dann sehen Sie besser«, bot sie an.
»Tut
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