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Hautnah

Hautnah

Titel: Hautnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Crouch
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Steinmauer steht? Wir sehen morgen mal nach. Gut. Das war es dann mit dem Fußboden. Schlafenszeit.«
    »Gott sei Dank.« Olly verschwand sofort nach oben.
    Bella schlang sich die Arme um den Körper. »Ich will heute Nacht nicht hier schlafen.«
    Lara konnte den Wunsch ihrer Tochter nachvollziehen. Aber sie war nach dem ereignisreichen Abend so erschöpft, dass sie das Gefühl hatte, sie würde ohnmächtig zusammenbrechen, wenn sie nicht bald ins Bett käme. Um Bella zu beruhigen, ging sie mit ihr durchs Haus und klemmte Stühle unter beide Eingangstüren.
    »Morgen bitte ich James, mir die Schlüssel zu geben oder Riegel anzubringen«, sagte sie, als sie Bella in ihrem Bett zudeckte. »Und wir putzen das Haus von oben bis unten, schrubben die ganzen düsteren Stellen einfach weg. Hast du Lust, mir zu helfen?«
    »Auf jeden Fall«, sagte Bella. In ihrem Bett sah sie so klein aus, als wäre sie wieder sechs Jahre alt. Lara schaltete den Ventilator ein, und es kam Bewegung in die Luft im Raum.
    »Ist alles in Ordnung, Bell?«, fragte Lara. »Zwischen dir und Olly?«
    »Er benimmt sich bloß unmöglich, das ist alles«, seufzte Bella.
    »Was ist mit diesem Jungen? Hast du ihn heute Abend gesehen?«
    »Was für ein Junge?«, sagte Bella rasch, und Lara fiel siedend heiß ein, dass sie ja eigentlich gar nichts von ihm wissen durfte.
    »Tut mir leid. Ich bin ein bisschen durch den Wind. Zu viel Alkohol.«
    »Es gibt keinen Jungen«, entgegnete Bella und drehte ihrer Mutter den Rücken zu. Sie war entlassen.
    »Ich lasse deine Tür auf und das Licht im Flur an. Dann ist es so, als würden wir im selben Zimmer schlafen.«
    Als Nächstes schlich Lara auf Zehenspitzen in Ollys Zimmer, um nachzusehen, ob dort alles in Ordnung war. Olly schlief bereits tief und fest. Er lag auf dem Rücken, seine großen Füße schauten unter der Decke hervor, die schmale Brust war in der Nachtluft entblößt. Der Ventilator war eingeschaltet, und sie konnte dort, wo der Luftzug ihn streifte, eine leichte Gänsehaut sehen. Wie grundverschieden er und Bella doch waren, und wie stolz sie auf beide war. Zusammen machten sie zwei Drittel der größten Leistung aus, die sie je in ihrem Leben vollbracht hatte.
    Sie war gerade auf dem Weg in ihr eigenes Zimmer, als ihr das Versprechen wieder einfiel, das sie Jack gegeben hatte. Fluchend ging sie nach unten, rückte den Stuhl unter der Klinke der Hintertür zur Seite und ging über den Hof zum Auto. Nach zehnminütigem Suchen musste sie sich geschlagen geben. Cyrilbär war nicht da. Jack musste ihn auf der Party vergessen haben.
    Auf dem Weg zurück durch die Küche fiel ihr Blick auf die blaue Vase mit den Rosen. Sie ging hin und atmete tief ihren Duft ein, der ihr in der stillen, heißen Nachtluft noch intensiver vorkam. Dann stutzte sie. Waren da nicht mehr Blumen als vorher – ziemlich viele sogar? Sie schüttelte den Kopf und versuchte, klar zu denken. Seit ihrer Ankunft in Trout Island hatte sie schon so viel Sonderbares erlebt.
    Nein. Ihr Verstand spielte ihr einen Streich.
    Sie konnte kaum noch die Augen offenhalten und ging nach oben ins Schlafzimmer. Marcus schnarchte bereits, und Jack hatte sich in dem kleinen Nest zusammengerollt, das sie ihm auf einer Matratze auf dem Boden bereitet hatte. Obwohl er schlief, war ihm eindeutig zu warm, also nahm sie zwei der drei Decken, die Marcus über ihn gebreitet hatte, wieder weg. Dabei dachte sie daran, dass sie sich morgen mit dem Nachspiel des verlorengegangenen Teddybären würde auseinandersetzen müssen. Sie stieg aus ihren Kleidern und schlüpfte in Unterwäsche neben ihrem Mann ins Bett.
    Sie legte sich hin und versuchte einzuschlafen, doch die Ereignisse des Abends ließen sie nicht los. Hinter ihren geschlossenen Lidern entfaltete sich eins nach dem anderen in umgekehrter Reihenfolge wie die Häute einer Zwiebel. Zuerst die Tiere, dann die Frau im Auto – bis sie beim innersten Kern angekommen war, der alles andere bestimmte.
    Stephen Molloy, wie er ihr in die Augen sah und sagte, sie sei das größte Was wäre wenn seines Lebens.
    Und dann der Kuss.
    Was um alles in der Welt sollte sie bloß tun?

16
    B ellas Nacht war durchsetzt von Träumen, in denen riesige Streifenhörnchen in dunklen Ecken lauerten, während sie mit Sean nach einem Dachboden suchte, wo sie sich ungestört küssen konnten. Kurz bevor sie wach wurde, tauchte das heimtückische Gesicht der Frau aus dem Wagen vor ihr auf. Sie öffnete den Mund und stieß Bella in

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