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Havelgeister (German Edition)

Havelgeister (German Edition)

Titel: Havelgeister (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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Altenkirch?«, wiederholte Manzetti den Namen und musste sich kurz konzentrieren, denn er hatte sich inzwischen bis zum Neustädtischen Markt vorgekämpft, wo alle paar Meter Fußgängerüberwege seine Aufmerksamkeit forderten. »Kenne ich nicht.«
    »Altenkirch ist nicht mehr als Arzt tätig. Er hat seinen weißen Kittel an den Nagel gehängt und gegen ein weißes Hemd getauscht. Er sitzt in Berlin auf dem Stuhl des Staatssekretärs im Gesundheitsministerium.«
    »Das gibt’s doch nicht«, staunte Manzetti. Die Spur war doch nicht kalt. Ihre Privatermittlungen nahmen sogar Fahrt auf, wie er selbst auch, da er etwas zügiger in Richtung Dom fahren konnte.
    »Doch«, erklang nun wieder die Stimme von Bremer. »Und dann sieh dir mal die Verbindung von Thaci zu Böttger an und betrachte dabei Thacis Rolle im eigenen Land. Man versucht ihm nämlich nachzuweisen, dass er an Organhandel der Kategorie ganz große Sauerei beteiligt war. Zwar bislang ohne vorweisbares Ergebnis, aber sie sind dran.«
    »Wieso ganz große Sauerei?«
    »Einem Bericht des Bundesnachrichtendienstes aus dem Jahr 2005 zufolge ist Thaci eine der drei Schlüsselfiguren, die im Kosovo die Verbindung zwischen Politik und organisierter Kriminalität herstellen. Während seiner UCK-Zeit soll er einen Sicherheitsdienst kontrolliert haben, den man besser kriminelles Netzwerk nennt. Es geht um Drogen-, Waffen- und Organhandel in ganz großem Stil. Thacis Leute sollen in einer geheimen Klinik serbischen Gefangenen Organe entnommen und dann meistbietend verkauft haben. Der heutige Premierminister wurde nie angeklagt, auch nicht von serbischer Seite. Offiziell heißt es, dass er der serbischen Justiz nicht zugänglich sei.«
    »Das ist ja der Hammer«, kommentierte Manzetti die Recherche seiner beiden Mitstreiter.
    »Und nun halt dich fest«, lockte Bremer. »Rate mal, wer zu dieser Zeit noch im Kosovo weilte?«
    Manzetti musste auf die Bremse treten, da ein vor ihm fahrender Mercedes gerade zum Dom abbiegen wollte und dabei anhielt, um den Gegenverkehr passieren zu lassen. Viel hatte nicht gefehlt, und er wäre dem Mercedes in den Kofferraum gekrochen. Als er wieder fuhr, brüllte er in das Mikrophon seiner Freisprechanlage.
    »Wer?«
    Es kam keine Antwort.
    »Bremer, wer war noch im Kosovo?«
    »… da … ar … ch.«
    »Was? Bremer, ich kann dich nicht verstehen. Wer war noch im Kosovo?«
    Manzetti griff zu seinem Handy und hob es vor die Augen. Mist, verdammter. Im Display hatte sich ein Fenster geöffnet. Die Botschaft war eindeutig. Kein Akku.
    Er hielt das Telefon ans Ohr und schrie hinein. »Bremer? Hörst du mich? Wer war auch im Kosovo?«
    »…da Boll, a ...« Dann war das Display schwarz.
    Das konnte nur Frieda Boll geheißen haben. Die Großmutter der beiden Böttgersöhne.
    Manzetti warf das Handy zurück auf den Beifahrersitz und gab, mittlerweile am Grillendamm angekommen, Gas. Wenn er nicht weiter aufgehalten würde, konnte er in fünf Minuten bei der Malerin sein.

    ***

    Bremer sah Sebastian an. »Was machen wir jetzt?«
    Der junge Mann hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Wir können nur warten, bis er wiederkommt.«
    »Das können wir eben nicht«, sagte Bremer und zog einen Bildband aus seiner Umhängetasche. »Den habe ich von meiner Nachbarin Emmi geholt. Sie interessiert sich leidenschaftlich für Malerei und ist ein großer Fan von Frieda Boll. Ab und zu rede ich mit Emmi und darf dafür in ihren Büchern stöbern. Ich wusste von Anfang an, dass hier etwas nicht stimmt, konnte aber nicht sagen, was. Dann fiel mir Emmi ein und ihre Liebe zu der Malerin.«
    »Ja und?«, fragte Sebastian mit großen Augen.
    »Hier«, sagte Bremer und schlug die erste Seite des Bildbandes auf. Dort standen die Namen der Maler, deren Werke man weiter hinten finden würde. Der dritte lautete Frieda Boll.
    Sebastian legte den Band auf seine Oberschenkel. »Das ist ja ein Ding.«
    Hinter Frieda Bolls Namen hatte man ein Kreuz gesetzt.
    »Emmi hat schon an ihrem Grab gestanden. Ein unscheinbarer, kleiner Stein in Priština. Sie ist vor fünf Jahren an Darmkrebs gestorben.«
    »Und da will Manzetti jetzt hin?«
    »Ich befürchte es. Er fährt zu einer Frau, die niemals Frieda Boll sein kann.« Bremer griff seine Tasche und angelte den Autoschlüssel hervor. »Komm, wir müssen ihm helfen. Von unterwegs rufe ich Sonja an.«

46
    »Und?«, fragte Fatmire, als sie die Wohnungstür hinter sich schloss. »Was willst du jetzt tun?«
    Er wusste ziemlich genau,

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