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Havelsymphonie (German Edition)

Havelsymphonie (German Edition)

Titel: Havelsymphonie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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in seinem Garten.
    „Ich hätte noch einige Fragen, die ich Ihnen gerne stellen würde.“ Noch immer reagierte Reinhard nicht, er nahm offenbar nicht einmal Notiz von seinen Gästen. Deshalb stakste Manzetti jetzt über den Rasen hin zu dem alten Mann. „Wollen Sie nicht lieber mit mir reden, als mit der Presse?“
    Reinhard verteilte weiter Rindenmulch, und Manzetti stand noch immer wie ein billiger Hausierer in dessen Garten.
    „Herr Reinhard, bitte. Wir sind ziemlich dicht dran und haben bereits einen Tatverdächtigen. Wir werden also über kurz oder lang alles zum Motiv erfahren.“
    Manfred Reinhard blieb noch immer stumm. Nur das metallische Klicken der Gartenschere drang zu Manzetti, dem langsam die Nässe des Rasens durch die feinen Lederschuhe drang. Deshalb stiefelte er wieder zurück auf die Terrasse und musste nun recht laut sprechen. Was kümmerte es ihn, wenn die Nachbarn mithörten. Reinhard hatte es durch sein Verhalten provoziert.
    „Elliott Silbermann. Sagt Ihnen dieser Name etwas? Ein junger Mann, etwa in dem Alter, in dem auch Ihre Tochter war. Wir haben herausgefunden, dass Silbermann vor gut einem Jahr eine Fahrt nach Dortmund gemacht hat.“
    Reinhard hörte auf zu schneiden, redete aber immer noch nicht.
    „Elliott Silbermann sagt Ihnen also etwas“, kommentierte Manzetti, dessen Tonfall zunehmend rauer wurde. „Wie ich erfahren habe, waren Sie zur selben Zeit auch in Dortmund. Ein Zufall?“
    „Kann sein.“ Zwar sprach Reinhard endlich, blieb aber bewegungslos wie eine Betonsäule.
    „Kann sein? … Und warum haben Sie nach Ihrer Rückkehr einen Privatdetektiv mit dem Schutz Ihrer Tochter beauftragt?“
    Jetzt drehte sich Manfred Reinhard ganz langsam um. Er steckte die Gartenschere ohne jede Hektik in eine Tasche seiner schmutzigen Arbeitsjacke und tat einen Schritt nach vorn. Seine Augen suchten den direkten Kontakt zu denen von Manzetti.
    „Schicken Sie sie weg“, bat er, ohne seinen Blick zu verändern.
    Manzetti drehte sich zu Sonja und bat sie, ins Haus zu gehen.
    „Was haben Sie mir zu sagen?“, fragte Manzetti, als er mit dem alten Richter allein war.
    „Setzen wir uns“, bot Reinhard an und deutete auf eine Bank, die hinter Manzetti an der Hauswand stand. „Warten Sie, ich lege eine Decke darauf.“
    Nach zwei Minuten kam Reinhard wieder durch die Tür, unter dem Arm eine alte Wolldecke und in den Händen eine Flasche Wurzelpeter und zwei Gläser. „Sie auch?“
    Manzetti nickte.
    „Woher wissen Sie von dem Detektivauftrag?“
    „Ich bin Polizist.“
    „Ja, ja … Es ist richtig, dass ich vor gut einem Jahr in Dortmund war. Genauer in der Oesterholzstraße.“
    Manzetti zog ein Diktiergerät aus seiner Manteltasche und hielt es sichtbar vor Manfred Reinhard, der sofort bestätigend nickte: „Machen Sie nur!“
    Manzetti stellte das Gerät auf den Tisch.
    „Also, ich war in Dortmund, in der Oesterholzstraße. Ein gottverlassener alter Ziegelbau, den hohe Mauern umgeben.“
    „Ein Gefängnis?“
    Reinhard zuckte kurz mit den Schultern, bevor er antwortete. „Nein, ein Hort der Umerziehung junger Mädchen, die endlich ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft werden sollten.“
    „Würde man zu solch einem Bau heute nicht Jugendarrest sagen?“
    „Nein. Heute nennt man es wie damals Kinderheim.“
    Beide Männer schwiegen eine ganze Weile. Erst als Reinhard die Gläser erneut gefüllt hatte, stellte Manzetti die nächste Frage. „Wann war damals?“
    „Damals war 1957.“
    Manzetti stockte der Atem. Dann trank er schnell das Glas aus und hielt es anschließend dem Richter hin, der es ohne jedes Zittern wieder füllte. „Deshalb also die Zahl 50 um den Hals Ihrer Tochter?“
    Reinhard nickte. „Ja. Ich habe nach dem Treffen alle Hebel in Bewegung gesetzt, um das Schlimmste zu verhindern. Aber ich habe es nicht geschafft.“ Jetzt rannen zwei dicke Tränen über die Wangen des Juristen. „Ich habe nach dem Krieg Jura studiert und eine Stelle als Richter in Dortmund bekommen. Hauptsächlich Familiensachen, und ich hatte eine gute Zusammenarbeit mit dem dortigen Jugendamt. Die brachten mir junge Mädchen und Buben, die durch ihr Umfeld gefährdet waren, und ich wies sie in ein Heim ein.“
    „Und weiter?“
    „Weiter bin ich nach Düsseldorf gekommen, habe mich dann irgendwann nach Berlin versetzen lassen und meiner alten Heimat den Rücken gekehrt. Bis ich …“, er musste tief Luft holen. „Bis ich vor einem Jahr einen Anruf bekam und nach Dortmund

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