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Havelwasser (German Edition)

Havelwasser (German Edition)

Titel: Havelwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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unterdessen.
    „Einverstanden“, pflichtete Bremer mürrisch bei. „Was wollen Sie wissen?“
    „Wo sind die Münzen?“
    „Sie nehmen also an, dass auch dieses Mal welche im Spiel sind?“
    „Dottore!“
    „Haben Ihre Kriminaltechniker schon mitgenommen. Griechische Eurostücke, geprägt 2005.“ Man konnte die Enttäuschung in Bremers Stimme hören, weil Manzetti sich nicht in sein provokantes Ratespiel hineinziehen lassen wollte.
    „Ein Schnitt?“
    Bremer sah wieder nach unten, als er antwortete: „Ein Schnitt.“
    „Wann?“
    „Kann ich Ihnen noch nicht sagen. Muss die Sektion zeigen. Ich sagte doch, dass Sie keine übereilten Fragen stellen sollen.“
    In Bruchteilen einer Sekunde lief Manzetti rot an und fauchte wie eine Feuerwalze auf Bremer ein. „Packen Sie Ihre Sachen zusammen und verschwinden Sie!“
    Manzetti wandte sich ab um zu gehen. Gut zureden half hier nicht mehr, dessen war er sich bewusst. Einzig brachiale Konfrontation würde den Weg aus der Misere weisen. Und auch wenn er es zu verbergen suchte, es fiel ihm nicht leicht, diesen Weg zu beschreiten.
    „Wie bitte?“ Jetzt bekam auch Bremers Stimme etwas von einem Vulkan: Er brach noch nicht aus, fing aber schon leicht an zu beben.
    „Sie sollen verschwinden! Und fassen Sie hier nichts mehr an! Das ist ein Tatort und keine Spielwiese“, wiederholte Manzetti seine Aufforderung und blieb zumindest äußerlich hart. Er holte sein Handy hervor und wählte eine kurze Nummer.
    „Kurt, ja, Andrea hier. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du mir bitte sofort einen deiner Rechtsmediziner zum Beetzsee schicken? Oder komm am besten selbst! ... Nein, gibt es hier nicht ... Habe ich mich auch gefragt, aber eine Stadt wie Brandenburg wird eben keinen Rechtsmediziner brauchen. Aber das habe ich nicht zu entscheiden ... In einer Stunde, ist in Ordnung, danke.“
    Noch mit dem Telefon in der Hand guckte Manzetti wieder zu Bremer, der seinen Mund weit aufgerissen hielt. „Nun packen Sie schon zusammen, oder wollen Sie, dass ich den Platzverweis mit Zwang durchsetzen lasse?“
    „Ich ... aber ... das ...“ Bremer starrte Manzetti unter den buschigen Augenbrauen entsetzt an.
    Der Hauptkommissar steckte unterdessen seine Hände in die Hosentasche und sprach sehr ruhig, aber mit einer äußerst herablassenden Stimme: „Gegen die Aufregung sollten Sie einen Schluck aus Ihrer Flasche nehmen.“
    Jetzt gab wohl der Boden unter den Füßen von Bremer nach, und wie um zu verhindern, dass er umfiel, setzte er sich in den Sand. „Manzetti ...?“
    „Was ist?“, fragte der nun sehr arrogant. Es handelte sich eher um ein Nachtreten als um eine Frage.
    „Zerstören Sie mich nicht. Geben Sie mir eine Chance, bitte.“
    Manzetti nahm die Hände aus der Hosentasche und gab seiner Stimme wieder einen freundlicheren Klang. „Nicht ich zerstöre Sie. Sie zerstören sich selbst.“
    „Das weiß ich, Sie Klugscheißer! … Bitte!“, nahm Bremer seine Unverschämtheit sofort wieder zurück.
    „Wann ist der Mann getötet worden?“
    Bremer schaute hoch und antwortete ohne zu überlegen. „Vor mehr als acht Stunden.“
    „Das sehe ich auch. Wann genau?“ Manzetti hielt seinen symbolischen Würgegriff um Bremers Hals fest wie ein Python.
    „Die Totenstarre ist vollständig ausgebildet, was nach sechs bis neun Stunden der Fall ist, jetzt ist es acht Uhr, ergo ...“
    „Haben Sie die Körpertemperatur gemessen?“
    „Ja, demnach müsste er gegen zweiundzwanzig Uhr gestern Abend getötet worden sein. Genau zu der Zeit also, als Sie mich zum Alkohol verführten.“
    Manzetti packte einen Arm des Mediziners und zog ihn dicht zu sich heran. „Na, sehen Sie, geht doch. Jetzt haben Sie sich ein Schlückchen verdient. In Ihrem Köfferchen links hinter der Jodflasche.“
    Bremer drehte sich trotz des festen Griffs zu seiner Tasche um und erkannte sofort, dass die Sonnenstrahlen in dem metallenen Verschluss der Schnapsflasche wie von einem Spiegel zurückgeworfen wurden.
    „Wenn Sie schon saufen, dann bitte heimlich. Dazu zähle ich auch das Schließen Ihres Köfferchens. Es muss nicht jeder sehen.“
    Dr. Bremer guckte noch immer ungläubig. „Manzetti, wen haben Sie vorhin angerufen?“
    „Meine Frau. Sie konnte mir aber nicht helfen.“
    „Was?“
    „Bremer, Sie sind Alkoholiker, wenn ich das richtig beurteile, und ich weiß sehr genau, dass mit Ihnen in aller Regel nicht zu reden ist, wenn Sie was intus haben. Ich musste mir also etwas einfallen lassen, was Sie

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