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Havelwasser (German Edition)

Havelwasser (German Edition)

Titel: Havelwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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„Trotzdem haben gerade die Weißen große Angst, dass das politische Gefüge umkippt und sie Verhältnisse wie in Simbabwe bekommen. Deshalb haben fast alle Reichen Konten in Südafrika, um ihre Gelder in Sicherheit zu bringen.“
    „Dann hat Becker also Geld bloß auf sein anderes Konto umgebucht?“
    „Nein. Das transferierte er immer nach Europa. Zumeist nach Luxemburg.“
    „Oder nach Brandenburg“, ergänzte Manzetti.
    „Eben nicht, Andrea. Sein Geld auf dem Konto der Brandenburger Bank stammt aus einer Erbschaft. Ansonsten hätte er bei solchen Summen einen Nachweis erbringen müssen. Es ist also alles in Ordnung damit. Aber in Luxemburg bediente er ein Nummernkonto mit mehr als drei Millionen Euro“, sagte Sonja, und da sie sah, dass Manzetti ihr weiter aufmerksam zuhörte, fuhr sie fort. „Die drei Millionen sind allesamt aus Südafrika geflossen. In Raten von fünfhunderttausend und über einen Zeitraum von fast sechs Jahren.“
    Manzetti hörte noch immer zu, stemmte sich aber gegen die Versuchung, auch diesen Betrag in Relation zu seinem Gehalt zu setzen. Er sah wieder auf die Liste, die vor ihm lag. „An wen sind denn nun die Überweisungen nach Kapstadt gegangen?“ Wenn alles mit Elfenbein zu tun hatte, wovon Manzetti zutiefst überzeugt war, dann war sicherlich irgendjemand für seine Dienste bezahlt worden.
    „Deklariert waren sie als Mietzins für ein Gebäude im Norden Namibias.“
    Jetzt überschlug Manzetti doch wieder die Summe und errechnete, dass Becker eine Monatsmiete von dreißigtausend Euro entrichtet hatte. „Wahnsinn.“
    „Es kommt noch besser.“ Sonja stand auf und trat an den Schreibtisch. Mit der rechten Hand drehte sie das Blatt Papier und deutete dann auf die klein gedruckte oberste Zeile.
    „Das ist das Konto einer Rechtsanwaltskanzlei in Kapstadt.“
    „Nicht schlecht“, lobte Manzetti.
    „Scheint so“, entgegnete Sonja bescheiden.
    „Und wer steckt dahinter?“
    „Ein Anwaltskollegium, und der Chef heißt Franz. Kurt Franz. Er ist vor zehn Jahren nach dort ausgewandert.“
    „Hat er noch Kontakte nach Europa?“, fragte Manzetti.
    Sonja nickte.
    „Und wohin?“
    „Aber mehr habe ich dann wirklich nicht“, stellte sie gleich klar und legte ihm einen Computerausdruck auf den Tisch, den sie aus der Gesäßtasche ihrer Jeans zog. Es handelte sich um die Homepage der besagten Kanzlei, bei der Sonja eine Telefonnummer mit südafrikanischer Landeskennung rot unterstrichen hatte. Dann zog sie ein weiteres Blatt aus der Hose und breitete auch das vor Manzetti aus. Ganz unten war auch hier eine Telefonnummer rot unterstrichen, die offensichtlich auf Auslandsvertretungen hinwies. Die Zahlenfolgen auf beiden Zetteln waren komplett identisch.
    Manzettis Augen wanderten auf dem Papier nach oben und hielten erst, als sie auf einen Namen stießen. Er traute seinen Augen nicht und lehnte sich mit dem Blatt in der Hand in seinem Sessel zurück. Immer wieder las er die zwei Worte: Gutendorf & Partner.
    Als er sich wieder gefangen hatte, schickte er Sonja nach Hause, nicht ohne sie aber noch einmal für ihre hervorragende, wenn auch illegale Arbeit zu loben. Als ihr Vorgesetzter musste er allerdings anfügen, dass in Zukunft nur noch gemäß den Vorschriften und Gesetzen zu verfahren sei und er keine Alleingänge dulde.
    Als er dann allein in seinem Büro saß, erinnerte er sich an die Szene in der Hauptstraße. Er sah vor seinem inneren Auge, wie eine kräftige Hand im Gesicht des jungen Gutendorfsohnes landete und wie dessen Vater im Büro von Claasen in gnädiger Erbarmung von einer Bestrafung Manzettis abriet. Vielmehr solle sich Manzetti gerade in diesem Fall bewähren. Und das hatte ein Mann vorgeschlagen, der ansonsten als skrupellos galt und von dem Herbert Jahn behauptete, dass er gefährlich sei. War es vielleicht eine Bestechung gewesen, im Vorgriff darauf, dass Manzetti etwas Unliebsames entdecken könnte?
    Was hatte Gutendorf überhaupt mit den beiden Morden zu tun?
    Becker und auch Weinrich waren offenbar irgendwie an dem Elfenbeinhandel beteiligt. Verena Becker war den beiden auf die Schliche gekommen und hatte sie getötet. Wenn aber Gutendorf da mit drinsteckte, dann war auch der in Gefahr. Er könnte das nächste Opfer sein und Verena Becker ihm bereits auf den Fersen.
    Mitten in seine Überlegungen platzte Köppen in das Dienstzimmer.
    „Herr Hauptkommissar. Ich habe gehört, dass Sie noch hier sind“, sprudelte es aus ihm heraus, und seiner bebenden

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