Havelwasser (German Edition)
dann zu seinem Gast um. „Herr Manzetti … wie soll ich es sagen … Sie halten sich …“
„Keine Sorge, Herr Pfarrer. Ich halte mein Versprechen“, versicherte er und fragte sich, welche Erfahrungen Hartung mit wem gemacht haben musste.
Sie kamen nicht mehr dazu, ein Gespräch aufzubauen, denn nach kaum zwei Minuten kam Pater Johannes zurück. „Also gut, Herr Manzetti. Wir werden Ihnen helfen, wenn Sie uns ein gewisses Maß an Verschwiegenheit zusichern.“
„Wem gegenüber?“
„Den Medien.“
„Einverstanden. Aber ich kann ein Versprechen nur für mich selbst geben.“
Pater Johannes nickte und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
„Meine Frage war, warum Sie Weinrich aus Afrika abberiefen?“
Pater Johannes legte ein Bein über das andere und lehnte sich zurück. Manzetti sah das erste Mal einen schwarzen Schuh des Priesters, und als er die breite silberne Schnalle quer über dessen Spann entdeckte, musste er unweigerlich an Jochen Kern denken.
„Der Diakon war dort in einer Mission eingesetzt und machte eigentlich eine gute Arbeit. Er sollte schon vor zehn Jahren zum Priester geweiht werden, aber da wurde er in eine üble Geschichte verstrickt.“
„Könnten Sie das bitte etwas genauer erklären?“, forderte Manzetti, als er merkte, dass die Worte des Paters immer leiser und langsamer kamen.
„Er nahm das Zölibat nicht so ernst, wie es seiner Berufung eigentlich hätte entsprechen müssen, und bei seinen wechselnden Partnerinnen war dann auch mal eine dabei, die noch minderjährig war, ohne dass man ihr das ansah.“
„Das klingt nach Entschuldigung“, behauptete Manzetti und genoss es sichtlich, wie mit jedem Satz der Zeiger zu seinen Gunsten ausschlug.
„Das mag sein. Aber das Mädchen sah wirklich viel älter aus, als es dann leider tatsächlich war.“
„Und weiter?“, stocherte Manzetti und schaute zur Abwechslung mal wieder zu Pfarrer Hartung, der regungslos an der Wand lehnte.
„Er lernte eine Tierärztin kennen, die ihm half, die ganze Sache zu vertuschen.“
„Verena Heise.“
Pater Johannes zuckte die Schultern.
„Verena Heise“, wiederholte Manzetti.
„Ja. Woher wissen Sie das?“
„Pater, bei allem Respekt, aber die Fragen stelle ich.“
„Selbstverständlich“, sagte Johannes mit beginnender Unsicherheit.
„Und weiter?“
„Er hatte schließlich auch ein Verhältnis mit ihr, das längere Zeit als sonst wohl bei ihm üblich andauerte, so dass es sich schwer verbergen ließ. Der Vatikan zog ihn daraufhin sofort ab.“
„Was war da noch?“, bohrte Manzetti weiter.
„Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr …“
„Elfenbein!“
Johannes zögerte mit der Antwort so lange, dass Manzetti seine Frage wütend wiederholen musste. „Was war mit dem Elfenbein?“
„Ich weiß noch immer nicht, was Sie meinen.“
„Wollen Sie mich zum Wortbruch verführen?“, erkundigte sich Manzetti.
„Ich verstehe Sie nicht, Herr Manzetti“, mischte sich jetzt Hartung ein.
„Ich könnte meine Schweigezusage gegenüber den Medien brechen.“
„Diakon Weinrich hat die Missionsgebäude missbraucht“, sprudelte es nun aus Hartung heraus.
„Nein“, fiel ihm Johannes scharf ins Wort. Aber damit hatte er keinen Erfolg mehr. Es war lediglich ein letztes Aufflackern seines verordneten Widerstandes.
„Seien Sie endlich still“, brüllte Hartung und sank anschließend auf einem Stuhl zusammen. Tränen tropften aus seinen Augen, und er stützte seinen Kopf in die zittrigen Hände.
„Er hat“, nahm nun Pater Johannes den Faden wieder auf, „die Garagen der Mission dubiosen Gestalten zur Verfügung gestellt und Luftfrachtkisten mit dem Siegel des Vatikans auf Reisen geschickt.“
„Was war da drin?“
„Sie haben es doch schon gesagt“, behauptete Pater Johannes und senkte seinen Blick zu Boden, als nähme er alle Schuld Weinrichs auf sich. „Elfenbein.“
Manzetti hatte gewonnen und mäßigte seinen Ton auf das normale Niveau. „Wohin ging der Erlös?“
„Es gab keinen. Man hat ihn wegen des Verhältnisses zu dem minderjährigen Mädchen erpresst. Er konnte gar nicht anders. Er musste es tun.“
„Und deshalb haben Sie ihn nach Deutschland geschickt.“
„Nein. Er kam zuerst in ein Kloster bei Pisa. Erst nach weiteren sechs Jahren kam er vor einem halben Jahr hierher nach Potsdam.“
Mehr Informationen hatten die beiden nicht für ihn, und Manzetti ließ sie in ihrer Enttäuschung zurück, ohne auf die Frage zu antworten, wie es nun
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