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Havelwasser (German Edition)

Havelwasser (German Edition)

Titel: Havelwasser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Wiersch
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alleine hier?“
    „Nein“, antwortete der Mann, mit dem viele Kollegen Mitleid hatten, weil seine Intelligenz offensichtlich mit den Anforderungen des modernen Polizeiberufes nicht Schritt halten konnte. Aber niemand wollte ihm das so kurz vor der Pensionierung noch direkt ins Gesicht sagen. „Der Kollege Köppen und die Frau Berger sind auch noch da.“
    „Wo ist Frau Berger?“
    Da erschien auch sie in der Tür, noch kauend, aber schon sehr aufmerksam.
    „Sie beide gehen in die Asservatenkammer und lassen sich die Schuhe der beiden Mordopfer geben. Damit klappern Sie alle Schuhläden ab, die jetzt noch geöffnet haben, und kriegen heraus, wo die gekauft wurden.“
    „Klar“, sagte Wolter. „Wir werden es versuchen.“
    „Sie werden es nicht versuchen, Sie werden das herausfinden“, konterte Manzetti mit zornigem Blick.
    „Klar, Herr Hauptkommissar“, sagte Wolter kleinlaut und sehnte den nahen Ruhestand etwas schneller herbei.
    Manzetti stieg zu Köppen ins Auto und nannte ihm die Adresse von Dr. Bremer. Nach wenigen Minuten stieg auch der Arzt zu, und mit Blaulicht jagte Köppen der Autobahn entgegen.
    „Was haben wir bislang?“, fragte Bremer.
    „Nicht mehr, als ich Ihnen bereits mitteilte. Oder?“ Manzetti suchte über den Rückspiegel Blickkontakt zu Köppen.
    „Nichts weiter“, bestätigte der und sah gleich wieder nach vorne.
    „Waren die Bären im Gehege?“, fragte Bremer.
    Manzetti begriff sofort den Hintergrund der Frage und musste zugeben, dass er in der Hektik der letzten Minuten gar nicht daran gedacht hatte. Was würden sie noch vorfinden, wenn die Eisbären an dem toten Körper herumgebissen hatten?
    Köppen lenkte unterdessen den VW-Passat auf die Autobahn und gab sofort Vollgas. Das Auto sprang förmlich auf die linke Spur und scheuchte alle anderen nach rechts. Mit jaulender Sirene fuhren sie der Hauptstadt entgegen.
    Fünfzig Minuten später hatten sie den Tierpark erreicht. Am Eingang kamen sie am Schaugehege der Schwarzbären vorbei und warfen einen Blick hinter die zentimeterdicke Scheibe. Zwei Tiere lagen müde in der Sonne; auch ihnen war bei der Hitze offensichtlich jede Bewegung zu viel.
    Am Tor zeigte Manzetti seinen Dienstausweis und erklärte dem Kartenabreißer, dass die beiden anderen zu ihm gehörten. „Wo geht es zu den Eisbären?“, fragte er schnell noch, als sie schon fast an dem Mann vorbei waren.
    „Hinter den Toiletten rechts“, rief er ihnen hinterher und nahm bereits die nächsten Eintrittskarten entgegen, von einer Mutter, die zwei Mädchen an der Hand führte.
    Schnellen Schrittes folgten sie dem Weg, in die Richtung, die ihnen auch ein hölzerner Wegweiser anzeigte. Hinter der nächsten Kurve wurden sie von einem uniformierten Kollegen angehalten. Er warf nur einen kurzen Blick auf die Dienstausweise, um dann das hinter ihm gespannte Absperrband anzuheben, und Manzetti musste unwillkürlich auf das Wappentier, den schwarzen Bären, schauen, der den Ärmel des Polizisten zierte.
    Am Gehege selbst herrschte absolute Ruhe. Einige Herren in grüner Tierparkkluft wurden von anderen Männern umringt, die unaufhörlich etwas in kleine Notizhefte schrieben. Aus deren Mitte trat ein etwa dreißig Jahre alter Mann, der auch jedes Plakat für die nächste Wahl zum Mister Universum schmücken könnte.
    „Mein Name ist Lorenz, und Sie sind sicherlich der Kollege Manzetti“, sagte er und streckte seine Hand aus. Das Gesicht war braun gebrannt und das Poloshirt so geschnitten, dass die Brust- und Oberarmmuskeln gut zur Geltung kamen. Er zeigte seine strahlend weißen Zähne, als er Manzetti anlächelte, wie es dem Anlass des Treffens in keiner Weise entsprach.
    „Wo ist sie?“, fragte Manzetti nur knapp.
    Lorenz’ Miene verfinsterte sich und er zeigte mit seinem Herkulesarm zum Gehege. Dann ging er wortlos in Richtung des Felsens und lotste die Brandenburger Abordnung durch die Gänge, vorbei an stabilen Gittern, hinter denen riesige Eisbären ihre massigen Köpfe stumpf hin- und herpendeln ließen. Als die Polizisten den Felsen durchquert hatten und wieder in die Sonne traten, nickte Lorenz in die Richtung eines großen Steins, hinter dem sich gut und gerne zwei ausgewachsene Männer hätten verbergen können.
    „Da liegt die Leiche, oder besser das, was davon übrig ist.“
    Manzetti und Köppen wechselten Blicke, die voller grausamer Vorahnung waren. Dr. Bremer stellte seinen Koffer ab und angelte sich daraus den blinkenden Flachmann.
    „Bremer!“

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